Biathlon-WM „Eher mit Handbremse laufen“

Kati Wilhelm

An diesem Freitag beginnen bei den Biathlon-Weltmeisterschaften in Oberhof die Sprint-Wettbewerbe. Wie geht man die 7,5 beziehungsweise 10 Kilometer am Grenzadler mit dem berüchtigten Birxsteig am klügsten an? Das haben wir Biathlon-Olympiasiegerin Kati Wilhelm gefragt. Hier ihre Antwort.

 
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Fünffache Biathlon-Weltmeisterin: Kati Wilhelm. Foto: IMAGO/STAR-MEDIA/IMAGO/STAR-MEDIA

Der Sprint in Oberhof ist aufgrund der Runden-Charakteristik ein bisschen speziell. Man muss das Rennen dosiert angehen. Normalerweise geht man beim Sprint eigentlich „all in“. Aber: In Oberhof geht man nach dem Start gleich die Abfahrt runter und steht ohne Vorbelastung gleich vor diesem langen Birx. Deswegen muss man es dosiert angehen, weil es ein wahnsinnig langer Anstieg ist. Die Zuschauer pushen dich natürlich. Gerade am Wochenende wird es am Birx krass werden. Man hört sich noch nicht einmal atmen und kann so das eigene Tempo nicht mehr einschätzen. Man sollte sich gerade in der ersten Runde zügeln, um oben noch Kraft zu haben. Man muss also eher mit Handbremse laufen, um die drei Runden gut durchzukommen.

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Was das Schießen angeht, hat man vorher diese ewig lange Gerade – oft mit Gegenwind. Da ist es manchmal auch besser, wenn man sich hinter jemanden verstecken kann. Man hat einen langen Schießstand-Anlauf, wo jeder auch ein bisschen seinen eigenen Rhythmus hat und in der Kurve auch mal Tempo rausnimmt und guckt, wo der Wind herkommt.

Beim Schießen gilt es natürlich, möglichst mit einer Null rauszugehen. Was allerdings das Schöne an Oberhof ist: Wenn man einen Fehler geschossen hat, ist das Rennen noch nicht vorbei. Das Podium wird nicht mit 0-0 weggehen. Gute Läufer können auch mit ein, zwei Fehlern noch aufs Podium laufen. Beachten sollte man die Sonne: Je nachdem ob sie scheint oder nicht, verändert sich auch die Thermik. Mit Hauchen kann man das testen – sprich schauen, wo der Atem hingeht.

Wichtig ist, dass man nach dem zweiten Schießen noch mal Power hat, dann wirklich alles gibt und sich über den Birx rettet. Bei den Frauen kommt man, wenn man den Birx geschafft hat, schon irgendwie rum. Man kann aber auf der langen Geraden wegen des Gegenwinds wieder viel Zeit verlieren.