Bezugsperson fürs Kind So finden Sie den richtigen Babysitter

Frauke Suhr
Entspannter Typ (re.), aber ist er auch der richtige Babysitter? Foto: /Depositphotos/xeverett225x

Sie wollen mal wieder ausgehen, ohne die Kleinen? Ein Babysitter kann helfen. Wie Sie gute Betreuer erkennen – und wo Sie aufhorchen sollten: die wichtigsten Antworten.

 
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Irgendwann kommt für die meisten Eltern der Moment, in dem sie Betreuung für ihr Kind suchen. Wenn niemand aus der eigenen Familie zur Verfügung steht, muss ein Babysitter her. Aber wie findet man die richtige Person? Angebote gibt es reichlich – über Onlineagenturen, Kleinanzeigen oder das Schwarze Brett im Supermarkt. Johanna Debletz ist Referentin für digitale Familienbildung beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Berlin und organisiert unter anderem Babysitterkurse für Jugendliche. Sie erklärt, was Eltern beachten sollten.

Wie alt sollten Babysitter sein?

Jugendliche Babysitter sind für Eltern meist nicht so teuer wie eine professionelle Betreuung über eine Agentur. Für Kinder kann es schön sein, von Jugendlichen betreut zu werden, die ein bisschen wie ältere Geschwister für sie sind. Entscheiden Eltern sich für minderjährige Babysitter, sollten sie beachten, dass die nicht am Abend arbeiten dürfen, sagt Johanna Debletz. Ab 13 Jahren dürfen Jugendliche offiziell babysitten. Laut Jugendarbeitsschutzgesetz sind sie jedoch selbst noch Kinder und dürfen nur zwischen 8 und 18 Uhr für maximal zwei Stunden täglich arbeiten. Ab 15 Jahren dürfen Jugendliche von 6 bis 20 Uhr Kinder betreuen, in den Ferien auch mal für acht Stunden am Tag. Bei minderjährigen Babysittern müssen deren Eltern ihre Einwilligung geben.

Wer ist ein guter Babysitter?

„Das wichtigste Kriterium ist“, sagt Debletz, „dass man sich sympathisch ist und die Wellenlänge stimmt.“ Legen Eltern Wert auf Professionalität und Vorerfahrungen? Dann können sie eine professionelle Kinderbetreuung über eine Agentur buchen. „Dort sind die Angemeldeten in der Regel zertifiziert und haben ein Führungszeugnis vorzuweisen“, sagt Debletz. Darf die Betreuerin jugendlich sein, könnten Eltern sich auch einmal unter den Teenagern in der Nachbarschaft umhören. Ein Mittelweg könnten Studenten sein, zum Beispiel aus den Fachbereichen Pädagogik oder Erziehungswissenschaften. „Als Eltern würde ich darauf achten, wie der Babysitter mit dem Kind interagiert“, sagt Debletz. Ist die Person aufmerksam und feinfühlig? Reagiert sie angemessen auf die Signale des Kindes?

Wie läuft das erste Kennenlernen?

Johanna Debletz rät zu ein oder zwei unverbindlichen Probetreffen. Dort könnten alle Beteiligten in Ruhe offene Fragen klären und Erziehungs- und Wertvorstellungen abgeglichen werden. Passen die Rahmenbedingungen, kann es zur ersten Annäherung zwischen Kind und Babysitter kommen, zum Beispiel beim gemeinsamen Spielen. Eltern könnten sich etwas zurückziehen, sagt Debletz, und beobachten, wie beide miteinander interagieren. Kann das Kind schon sprechen, sollten Eltern es anschließend befragen, ob es Spaß gemacht hat, ob die Person wiederkommen soll.

Welche Unterlagen sind wichtig?

„Eltern sollten sich auf jeden Fall den Personalausweis ihres Babysitters zeigen lassen und sich eine Kopie davon machen“, sagt Debletz. Auch ein erweitertes Führungszeugnis können sie einfordern. In Babysitterkursen, die zum Beispiel das DRK in vielen Städten anbietet, lernen Jugendliche alles Wichtige über Säuglingspflege, Ernährung und altersgerechte Spiele und bekommen am Ende ein Zertifikat ausgehändigt. Auch die Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs am Kind gehört in der Regel dazu.

Was ist mit der Versicherung?

Babysitter sollten über eine gesetzliche Unfallversicherung und eine private Haftpflichtversicherung verfügen. Familien können regelmäßiges Babysitting als Minijob anmelden. „Dann ist auch die gesetzliche Unfallversicherung mit abgedeckt“, sagt Johanna Debletz. Eine andere Möglichkeit wäre, dass Babysitter als Kleinunternehmer arbeiten und Rechnungen schreiben.

Wie viel kostet der Babysitter?

Bei einer Agentur ist meist klar geregelt, wie viel Geld die dienstleistende Person bekommt. Andernfalls sollten Eltern sich am gesetzlichen Mindestlohn orientieren, rät Johanna Debletz. Aktuell liegt er bei zwölf Euro brutto die Stunde. Je nach Qualifikation und Aufgaben, die Babysitter übernehmen sollen, kann man natürlich auch mehr bezahlen.

Wie läuft das erste Babysitten?

Debletz empfiehlt für die ersten Treffen eine Probezeit, während der die Eltern noch mit in der Wohnung sind. So könnten Babysitter das Kind in aller Ruhe kennenlernen, ohne dass sie sofort die volle Verantwortung tragen. Nach und nach könnten Eltern sich dann zurückziehen, so Debletz, um Kind und Babysitter mehr Freiraum zu geben – zum Beispiel durch einen kurzen Spaziergang um den Block.

Welche Fehler machen Eltern?

Manchmal kann es ungewohnt sein, wenn die Person andere Ansichten hat oder anders mit dem Kind umgeht. Eltern sollten das als Bereicherung ansehen, rät Debletz. Wenn Ansichten oder Erziehungspraktiken nicht zu stark voneinander abweichen, können im Idealfall alle davon profitieren. Eltern sollten den Babysitter nicht nur als Dienstleister betrachten, sondern auch als wichtige Bindungsperson für das Kind. Wichtig sei es auch, regelmäßig miteinander im Austausch zu sein, genug Zeit für die Übergaben einzuplanen und auch dem Babysitter Raum für Fragen zu geben.

Gibt es Warnzeichen für Eltern?

Nach dem Babysitting sollten Eltern Fragen stellen: Was lief gut? Was nicht? Und prüfen, ob die Person reflektiert und ehrlich ist. Besonders die Reaktion des Kindes verrät einiges. Freut es sich auf den Babysitter? Verhält es sich in seiner Gegenwart entspannt und unbeschwert? Das sind gute Zeichen.

Und wenn es trotzdem nicht passt?

Trotz sorgfältiger Vorbereitung: Manchmal passt es einfach nicht. Wenn Eltern ein komisches Bauchgefühl haben und den Babysitter nicht gerne mit dem Kind allein lassen, sollten sie sich die Frage stellen, ob eine weitere Zusammenarbeit sinnvoll ist, sagt Debletz. „Bei Jugendlichen ist besonders viel Fingerspitzengefühl gefragt.“ Schließlich will man den Babysitter nicht kränken. Trotzdem sei es ehrliches Feedback wichtig, damit die Person daraus lernen kann.

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