Bevölkerungs-Prognose So sieht Deutschland im Jahr 2040 aus

Markus Brauer/AFP/

Wie viele Kitaplätze braucht eine Stadt in 16 Jahren? Und wie viele Pflegeplätze? Damit Kommunen planen können, erstellen Experten Prognosen. Das Ergebnis fällt je nach Region unterschiedlich aus.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Bevölkerung in Deutchland insgesamt wird Berechnungen der Bertelsmann Stiftung zufolge bis 2040 verglichen mit 2020 um 0,6 Prozent wachsen. Foto: dpa/Jens Kalaene

Statistisch gesehen legt Deutschland bei der Bevölkerungszahl laut einer Studie bis zum Jahr 2040 minimal zu. Laut dem am Dienstag vorgestellten „Wegweiser Kommunen“ der Bertelsmann Stiftung werden in 16 Jahren rund 0,6 Prozent mehr Menschen in der Bundesrepublik leben.

Nach der Werbung weiterlesen

Deutschlands Bevölkerung 2020 bis 2040

Das Problem: Die Entwicklung verteilt sich sehr unterschiedlich auf die einzelnen Bundesländer. Während das Saarland und die östlichen Bundesländer mit Bevölkerungsrückgängen planen müssen, prognostizieren die Autoren für die anderen Länder ein Plus.

Vergleichspunkt mit 2040 für die Stiftung ist das Jahr 2020. Laut Statistischem Bundesamt lebten vor vier Jahren 83,15 Millionen Menschen in Deutschland. Am 30. September 2023 waren es laut Destatis 84, 607 Millionen. Die Bevölkerung in Deutschland insgesamt wird der Berechnung nach bis 2040 verglichen mit 2020 um 0,6 Prozent wachsen.

Bevölkerungsentwicklung in den Landkreisen und kreisfreien Städten. Foto: dpa-Infografik/Bertelsmann Stiftung

Bevölkerungsentwicklung in den Bundesländern

In weiten Teilen Ostdeutschlands wird die Bevölkerung bis zum Jahr 2040 voraussichtlich massiv schrumpfen. Zu diesem Schluss kommt eine am Dienstag (9. April) in Gütersloh veröffentlichte Prognose der Bertelsmann-Stiftung zur demografischen Entwicklung:

In weiten Teilen Ostdeutschlands wird die Bevölkerung bis 2040 voraussichtlich massiv schrumpfen und altern. Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener
  • Demnach dürfte die Zahl der Einwohner verglichen mit 2020 in Sachsen-Anhalt um 12,3 Prozent zurückgehen, in Thüringen um 10,9 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern um 7,3 Prozent.
  • In Sachsen wird laut Bevölkerungsvorausberechnung der Stiftung mit einem Minus von 5,7 Prozent gerechnet, in Brandenburg um 2,4 Prozent.
  • Ebenfalls stark betroffen ist allerdings auch das im Westen gelegene Saarland mit einem prognostizierten Rückgang der Bevölkerung um 5,3 Prozent.
  • Ganz anders ist die Lage in den Metropolen und Ballungsgebieten: Für das Bundesland Berlin etwa wird bis 2040 mit einem Zuwachs von 5,8 Prozent gerechnet. Bremen legt mit 1,1 Prozent nur moderat zu.
  • Auch Baden-Württemberg mit einem Plus von 4,6 Prozent und Bayern mit einem Zuwachs von 4,4 Prozent werden demnach binnen 20 Jahren deutlich zulegen.
  • Im Stadtstaat Hamburg ist den Berechnungen der Experten zufolge von einer Bevölkerungszunahme von 3,5 Prozent bis 2040 auszugehen.
  • Andere westliche Flächenländer werden demnach hingegen eher stagnieren – etwa Nordrhein-Westfalen mit einem prognostizierten minimalen Rückgang um 0,1 Prozent oder Niedersachsen mit einem geringfügigen Anstieg um 0,1 Prozent.

Bevölkerungsentwicklung in Städten

Vor allem zwischen städtischen und ländlichen Gebieten gibt es große demoskopische Differenzen. Foto: dpa/Monika Skolimowska

Treiber hinter dieser Entwicklung sind laut Studie die regional teilweise höchst unterschiedlichen demografischen Entwicklungen, vor allem zwischen städtischen und ländlichen Gebieten:

  • So wird auch die im Bundesland Sachsen gelegene Großstadt Leipzig bis 2040 ihre Bevölkerungszahl voraussichtlich um 14,7 Prozent steigern können – und damit stärker als jede andere Kommune.
  • Das brandenburgische Potsdam bei Berlin liegt mit einem Wachstum von 11,3 Prozent ebenfalls im Spitzenfeld.
  • Am anderen Ende rangieren Gebiete wie der Landkreis Mansfeld-Südharz in westlichen Sachsen-Anhalt mit einem Minus von 21,1 Prozent oder der Landkreis Greiz in Thüringen, dessen Einwohnerzahl bis 2040 um 19,5 Prozent und damit ebenfalls rund ein Fünftel schrumpft.

Trend: Fortschreitende Alterung der Gesellschaft

Der Anteil der Menschen über 65 Jahren wird sich demnach von knapp 22 Prozent im 2020 binnen 20 Jahren auf annähernd 28 Prozent 2040 erhöhen. Foto: dpa/Thomas Banneyer

Bundesweit eine zentrale Rolle in allen Kommunen spielt der Berechnung der Bertelsmann-Stiftung zufolge künftig die fortschreitende Alterung der Gesellschaft:

  • Der Anteil der Menschen über 65 Jahren wird sich demnach von knapp 22 Prozent im Jahr 2020 binnen 20 Jahren auf annähernd 28 Prozent im Jahr 2040 erhöhen.
  • Auch hierbei wird es den Experten zufolge aber erhebliche regionale Differenzen geben: Das sogenannte Medianalter der Bevölkerung wird bei generell ansteigender Tendenz im Jahr 2040 in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg bei etwa 43 Jahren liegen.
  • In Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen dagegen wird das Medianalter bei mehr als 52 Jahren.
  • In 30 Landkreisen dürfte der Anteil der Über-65-Jährigen an der Bevölkerung im Jahr 2040 mehr als 35 Prozent betragen, also deutlich mehr als ein Drittel. Alle liegen in Ostdeutschland in ländlichen Gebieten.
  • Ganz vorn ist dabei wiederum der Landkreis Greiz mit einem Anteil von 39,1 Prozent, dicht gefolgt vom Landkreis Spree-Neiße in Ostbrandenburg mit 38,5 Prozent.

„Es braucht jetzt gezielte Strategien“

Die Bertelsmann-Stiftung rief dazu auf, sich in allen Kommunen auf die mit der Alterung einhergehenden Herausforderungen einzustellen. Vielfach werde dies ohne Förderprogramme von Bund und Ländern aber nicht gelingen.

„Es braucht jetzt gezielte Strategien, um eine geeignete Infrastruktur für die älteren Generationen aufzubauen und die dabei entstehenden wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen“, erklärte Vorstandschef Ralph Heck dazu.