Kritik an den „Bambusleitungen in der Schule“ – so nannten die Schüler die improvisierte Verkabelung in den Räumen – kam in der Auswertungsrunde ebenso offen zur Sprache wie technische Probleme bei der Umsetzung sowie die Tatsache, dass viele Unternehmen den Mehrwert einer digitalen Präsenz noch nicht sehen. „Wenn wir zwischen Wirtschaft und Bildung kommunizieren wollen, dann muss das Bildungsministerium eine praktikable Lösung ermöglichen“, fordert etwa Hehnke-Chef Tommy Hehnke im Hinblick auf die aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht erlaubte Nutzung verschiedener virtueller Plattformen im Schulunterricht. Dies habe für große Probleme bei allen Beteiligten gesorgt.
Wolfram König warb dafür, die eigenen Erwartungen zu überprüfen: „Wer davon ausgeht, dass unmittelbar nach einer Messe selbst in Präsenz oder einer solchen digitalen Veranstaltung sofort unterschriebene Lehrverträge auf dem Tisch liegen, der wird immer enttäuscht sein.“ Wichtig sei es, dass die Jugendlichen Möglichkeiten haben, die Angebote der lokalen Wirtschaft kennenzulernen.
„Präsenz ist durch nichts zu ersetzen“, betonte Ellen Mangold von der Handwerkskammer Südthüringen. Sie berichtete von Skepsis und Desinteresse seitens der Handwerkerschaft im Hinblick auf das digitale Format der Veranstaltung. „Selbst Unternehmen, die ich persönlich kenne, waren nicht zu motivieren“, sagte sie. Trotz finanzieller und auch praktischer Unterstützung, welche die Handwerkskammer ihren Mitgliedsunternehmen angeboten habe, seien leider nur drei Aussteller dabei gewesen. Außerdem sei es nötig, die Eltern noch mehr anzusprechen. Nur über sie sei es möglich, die Kinder und Jugendlichen zu erreichen.
„Berufsorientierung geht nicht im Eilverfahren“, sagt Jens Meisner, stellvertretender Direktor der Regelschule Steinbach-Hallenberg. Er könne sich vorstellen, dass aus dem guten Kontakt zwischen Schule, Stadt und Wirtschaft noch viel mehr Angebote erwachsen könnten. Hierzu wurden bereits erste Ideen ausgetauscht, die nun konkretisiert werden müssten.
„Dazu möchten wir auf jeden Fall in der Arbeitsgruppe noch mal ins Gespräch kommen“, betont Jana Endter. Die seitens der Unternehmerschaft im Rahmen der digitalen Reise durch Berufswelten gespendeten Tablets für die Regelschule Steinbach-Hallenberg seien der beste Beweis dafür, dass gemeinsam viel erreicht werden könne.
Auch Bürgermeister Markus Böttcher richtet den Fokus in die Zukunft und auf die Chancen aus dem diesjährigen digitalen Format. „Wir haben zum Beispiel festgestellt, dass sich die Broschüre, die sonst gedruckt wurde, überholt hat. Riechen, Schmecken und Anfassen ist durch nichts zu ersetzen, aber wir müssen auch neue Wege gehen und dürfen uns da nicht verschließen“, so Böttcher.
Auch in diesem Jahr gab es für die Teilnehmer der Entdeckungsreise etwas zu gewinnen. „Wir verlosen unter allen Schülerinnen und Schülern zehn Amazon-Gutscheine zu je 50 Euro“, informierte Jana Endter. Die Auslosung nahm der Wirtschaftsexperte und Mit-Begründer der Entdeckungsreise Wolfram König vor. Alle Gewinner werden zeitnah benachrichtigt.