Berufsausbildung Zahl der Ausbildungsverträge sinkt um 36 Prozent

Jolf Schneider

Südthüringen ist eine Facharbeiter-Region. Die Wirtschaft sucht vor allem Mitarbeiter mit einer dualen Ausbildung. Doch im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie ist die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge bei der IHK Südthüringen dramatisch zurückgegangen.

 
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Auszubildende werden durch die Corona-Pandemie endgültig zur Mangelware. Doch auch viele Unternehmen halten sich mit Angeboten zurück. Foto: dpa//Martin Schutt

Suhl - In Südthüringen wurden im Bereich der Industrie- und Handelskammer für dieses Ausbildungsjahr bisher gerade einmal 281 Verträge abgeschlossen. das sei ein herber Rückgang seit der gesamtdeutschen Zählung beginnend im Jahr 1991, teilte die IHK am Montag in Suhl mit. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 zeigt sich zum Stichtag am 31. Mai 2021 ein erheblicher Rückgang an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen von 35,7 Prozent. Leidtragende ist vor allem die Industrie, heißt es von der Kammer weiter. Hier würden 156 Ausbildungsverträge verglichen zu 2019 fehlen. „Vor dem Hintergrund des Fachkräfteengpasses und der unsicheren Pandemiezeit ist das eine schmerzliche und paradoxe Entwicklung. 422 Ausbildungsstellen warten derzeit in unserer IHK-Lehrstellenbörse darauf, besetzt zu werden. Sichere Arbeitsplätze, die eine langfristige Berufsperspektive in Thüringens Süden bieten“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Ralf Pieterwas.

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Ihre Hoffnungen setzte die Kammer unter anderem auf den Ausbildertag. Dieser sei traditionell Umschlagplatz für Erfahrungen rund um Rekrutierung, Motivation und Bindung junger Menschen. Er fand am 17. Juni erstmals digital statt. Die Teilnehmer waren sich einig: Obwohl hiesige Unternehmen auch auf neue und digitale Wege im Ausbildungsmarketing setzen, bleiben Lehrstellen oft unbesetzt. Ein möglicher Grund liege in der unzureichenden Berufsorientierung, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, so Pieterwas. Normalerweise würden Ausbildungsverantwortliche in den Betrieben schon während der Schulzeit Kontakt zu potenziellen Auszubildenden suchen, um ihnen eine Brücke in die Berufswelt zu bauen. Durch die Corona-Beschränkungen fand der sonst intensive Austausch zu allgemeinbildenden Schulen der Region nur bedingt statt. Digitale Angebote wie virtuelle Informationstage und Messen hätten nur mäßige Erfolge erzielt.

Trotz aller Herausforderung ist die duale Berufsausbildung Erfolgsgarant gegen den Fachkräfteengpass, so Pieterwas. Um die duale Berufsausbildung insbesondere in Corona-Zeiten tatkräftig zu unterstützen, haben sich bundesweit alle Akteure unter der Überschrift „Sommer der Berufsausbildung“ zusammengetan. Die IHK-Organisation helfe dabei mit unterschiedlichen Formaten, um junge Menschen für Optionen und Chancen einer dualen Berufsausbildung zu begeistern.