Bertholdsburg Schleusingen Kleine Ritter, Prinzessinnen und viel Kultur

Karin Schlütter

So ein Burgfest haben nicht mal die alten Grafen gefeiert: Operette und Musical Melodien und Musik von der Grünen Insel erfüllen die Sommernächte auf der Schleusinger Bertholdsburg . Hunderte Kinder feiern am Sonntagnachmittag ein Fest mit echten Ritterspielen.

 
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Schleusingen - „Samstagnacht an der Schleusinger Bertholdsburg. Es ist als atme die Stadt auf. Endlich gibt es wieder Musik, können Menschen mit Freunden oder in Familie einen Abend genießen. Das Sommer Open Air, das der Freundeskreis des Naturhistorischen Museums organisiert hat, wird zum Top-Ereignis nach der langen Veranstaltungspause. Es wird gar ein kleines Stadtfest draus. Die fast lauen Sommernächte unter den blühenden Linden. Auf den Plätzen vor der Bertholdsburg und die malerische Kulisse - das passt.

Schon Freitagabend erleben rund 60 Besucher mit „Operette sich, wer kann“ einen beschwingten Abend mit wunderschönen bekannten Melodien aus Operetten und Musicals. Die Sopranistin Nicole Schömig erfüllt mit ihrer wunderbaren Stimme das weite Rund. Sie braucht dazu kein Mikrofon. Und die Vögel stimmen ein. Am Piano begleitet Frank Sodemann die Sängerin oder spielt Solo. „Sommertime“ aus „Porgy & Bess das passt in diesen Abend wie die anderen beschwingten Melodien, heiter moderiert. Da fühlt sich manch einer wohl „somewhere over the rainbow“ über dem Regenbogen. Ein Gläschen Sekt dazu und der Abend ist rund.

Samstagnacht setzt bei weitem noch eins drauf bei diesem Sommer Open Air. Rita Happ vom Vorstand des Freundeskreises tanzt dann auch mit den anderen nach der Musik von der grünen Insel. Sie kann aufatmen, hat sie doch von der Idee bis zum Management den Hut auf bei diesem ersten Fest in diesem Jahr. „Irish Folk in der Bertholdsburg hat Tradition. Pandemie bedingt kann es aber diesmal nicht im Hof der Bertholdsburg stattfinden. Doch vor dem Altantor, über dem vom Hauptturm die bunten Fahnen signalisieren: hier ist was los, war es mindestens genau so schön und weitaus mehr Platz. Jedenfalls meint Hans-Joachim Kroll aus Schleusingen „es ist das beste Iris Folk, was ich hier erlebt habe“.

Für die Band „Pure Irish Drops“ ist es „super, absolut fantastisch.“ Der erste Auftritt seit März 2020 und dann dieses begeisterte Publikum hier in Schleusingen, das versöhnt Musikerherzen mit der langen Zwangspause. Für den weitgereisten Iren Bob Bales der den Sound der Insel mit Gitarre, Buzuki und Gesang nach Schleusingen bringt, ist es der besondere Abend. „Und wir spielen einfach weiter“, sagt er als eigentlich schon Schluss sein sollte. Und er erzählt, dass er auf einer Messe André Lautensack getroffen hat, der die Band schließlich nach Schleusingen „verschleppte“. Seine Bandmitglieder Judith Wache mit Geige und Tin Whistel und Harry Sawatzki mit der irischen Handtrommel Bodhran und Bones, zwei Rinderrippenknochen, die wie spanische Kastagnetten gespielt werden musizieren mit Leidenschaft, mal flott zum Tanzen, mal mystisch wie „Ballade of the Feiries“. Bob Bales ermuntert die Zuschauer ein Instrument zu spielen: „Mit der Blockflöte kann man auch gute irische Musik machen. Der Kreis schließt sich, denn André Lautensack ist mit seinem Team vom Whisky Evening für die Versorgung zuständig. Kaum einen Whisky, den er an diesem Abend nicht anbietet „Aus allen Regionen Irlands, aber auch aus Schottland, Schweden, Deutschland… kann reichlich verkostet werden.“ Guinness und fließt natürlich ebenso.

Nebenan servieren Felix und Hans-Otto von der Teutschen Schule Irish Stew (Eintopf aus in Guinness geschmortem Lammfleisch und Gemüse) oder Shepherd‘s Pie (Hackfleischauflauf mit Kartoffelhaube überbacken) oder alternativ Veggie Pie (vegetarischer Auflauf aus Schmorgemüse und Weißkraut mit Kartoffelhaube überbacken). „Nein, gekocht haben wir es nicht“, schmunzeln die beiden jungen Leute, „das hat unser Chef gemacht. Und Sascha Böttger hat die irische Geschmacksrichtung wohl gut getroffen, denn geschmeckt hat es, wird allgemein gelobt.

So gestärkt wird weiter getanzt bis zum Abwinken, die siebenjährige Holly aus Themar wirbelt die Füße als hätte sie nie was anderes gemacht. Und Silke und Andreas Meier erzählen mit leuchtenden Augen: „Es ist so schön hier, wir genießen den Abend und Corona ist ganz weit weg.“ Auch die Freundinnen Annelie und Daniela schwärmen von dem Abend. Und dann hat das Sommer Open Air anderntags noch eins drauf gesetzt: Beim Museums-Kinderfest gibt es Angebote wie noch nie.

Viele viele Helfer sorgen an den Kreativständen dafür, dass die kleinen Prinzessinnen sich Krönchen und Armbänder mit „Juwelen“ dekorieren können oder die kleinen Ritter mit tollen selbst bemalten Schildern ins Ritterturnier gehen können. Hier werden Schatzbeutel aus Leder gefertigt und da Rucksäcke mit Textilfarbe bunt bemalt oder Holzlöffel in Bienchen oder Käferchen für den Blumentopf verwandelt. Dem sechsjährigen Leander aus Erfurt hat die Führung durch den Hexenturm besonders gefallen „uns das Mikroskopieren und das Fossilien präparieren“, erzählt er, leicht genervt von der Fragerei, denn gerade ist das Ritterturnier wieder in vollem Gange. Und seine Oma Ute Brüning aus Gethles, die schon den Samstagabend erlebt hat, lobt: „Hut ab, vor dem, was das Museums hier bietet.“ Was eine richtige Prinzessin ist, die will natürlich auch geschminkt sein und eine Disco fehlt ebenso wenig. „Wir haben ganz viele Prinzessinnen und Ritter an diesem Nachmittag glücklich gemacht“, freut sich Rita Happ über das super schöne Wochenende.

Hunderte Kinder mit ihren Eltern gehen am Ende voller Erlebnisse nach Hause, so wie Phill, der stolz sein Lederbeutelchen am Hals umhängen hat und sein Bienchen in der Hand hält. Schön, dass sie an diesem Tag unbeschwert feiern. Und dennoch gehen die Gedanken auch in die Hochwassergebiete. Die Mädels vom Schleusinger Carneval Club, die mit einem großen Kuchenbüfett aufwarten, spenden den Erlös komplett für die Opfer der Flutkatastrophe.

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