Häufig gehe es um das Problem, dass befristete Verträge in der Forschung während des Mutterschutzes oder in der Elternzeit auslaufen. «Das ist eine drastische Benachteiligung von Frauen.» An der Charité sei deshalb vereinbart worden, dass diese Zeiten nachgeholt werden können.
Kurmeyer rät Frauen in solchen Fällen, möglichst schriftlich einen übersichtlichen Zeitplan zu erstellen. Wichtig sei, Kontakte zu pflegen und zu signalisieren, dass mit der Geburt des Kindes der Wunsch, Fachärztin zu werden, nicht verflogen ist.
Traditionelle Rollenvorstellungen bestehen bis heute
Während niedergelassene Ärztinnen in der Regel selbstbestimmt und gleichberechtigt arbeiten, sei der Alltag in Kliniken noch von Rollenstereotypen geprägt. Bis vor hundert Jahren durften Frauen nicht als Ärztinnen, sondern ausschließlich in der Pflege arbeiten. «Es bleibt auch heute noch ein Rest der Vorstellung vom männlichen Halbgott in Weiß und der Krankenschwester als Dienerin für Gotteslohn», sagt Kurmeyer. Da reicht es als Frau oft nicht aus, gute Arbeit zu leisten.
Die Benachteiligungen sind aber nicht automatisch Schikane. Viele Probleme sind strukturell angelegt. Zum Beispiel lässt sich Halbtagsarbeit häufig nicht mit den Dienstplänen an den Krankenhäusern vereinbaren. Auf 40 Stunden beschränkte Vollzeitstellen wären schon ein Fortschritt, so Groß.
Und: Um Gleichberechtigung zu erreichen, müssten Männer ermutigt werden, Elternzeit zu nehmen - und andererseits Frauen bestärkt werden, Führungspositionen zu besetzen, ergänzt Kurmeyer.
Auf die Suche nach Gleichgesinnten begeben
Vielerorts existieren Mentorinnen-Programme, die junge Frauen unterstützen. So auch an der Charité. Engagierte Nachwuchswissenschaftlerinnen werden ein Jahr lang etwa durch ein Seminarprogramm gezielt gefördert und dabei von Mentoren begleitet.
«Der Effekt solcher Programme besteht vielfach auch darin, zu erkennen, dass es anderen Frauen in der Medizin ganz genauso geht», sagt Christine Kurmeyer. Sie rät: «Begeben Sie sich aktiv auf die Suche nach Gleichgesinnten!» Dafür könne man auch andere Zusammenschlüsse wie Fachgesellschaften nutzen. Es sei für alle wichtig, sich auszutauschen - von der Studentin bis zur Professorin. «Als Einzelkämpferin funktioniert das nicht.»