Im weitesten Sinne um Dienstliches gehe es im Flurfunk oft, wenn Dinge im Unternehmen unklar sind, so Wittschier. Er nennt das Beispiel einer anstehenden Fusion. «Wenn man nicht weiß, wo es hingeht, schürt das Ängste: Was passiert mit mir als Arbeitnehmer?» Geschichten entstehen und machen die Runde. Das kann zu Demotivation und Frustration führen und sogar Kündigungen nach sich ziehen.
Wo viel geklatscht wird, läuft etwas schief
Eine klare Grenze zwischen harmlosen Geschichten und Tratsch, der das Arbeitsklima gefährdet, ist nicht leicht zu ziehen. Laut Wittschier sei Klatsch meist grundsätzlich ein Zeichen dafür, dass etwas schiefläuft. Dass das Arbeitsklima schlecht ist, merke man mitunter daran, dass die verbale Kommunikation einen konfrontativen Stil bekommt, sagt Wittschier. Damit meint er Aussagen etwa über Kollegen oder Vorgesetzte wie «Sollen die doch sehen, wie sie klarkommen».
Sich wegzuducken und nicht mehr mit anderen kommunizieren zu wollen, ist ebenfalls Zeichen für ein vergiftetes Arbeitsklima. Das kann dann Ursache für Fehler sein. Wenn es so weit gekommen ist, rät der Coach zum offenen Gespräch. «Auch wenn man es nicht glaubt: Oft lassen sich auch noch so verfahrene Situationen kitten.»
Wer nicht mittratscht, ist kein Spielverderber
Am besten ist es, sich am Flurfunk möglichst gar nicht zu beteiligen, meint Coach und Etikette-Expertin Elisabeth Bonneau. Sie rät, den Flurfunk nicht mit Ablehnung zu blockieren und Kollegen nicht mit Belehrungen vor den Kopf zu stoßen. Stattdessen könne man sich die Geschichten anhören, mit einem freundlichen «ach, interessant» quittieren, das Gehörte aber für sich behalten.
Andere Regeln gelten für Vorgesetzte: «Als Chef sollte man auf jeden Fall der Spielverderber sein und Klatsch und Tratsch unterbinden», betont Bonneau. Wenn jemand trotzdem erzählt, kann die Vorgesetzte fragen: «Was stellen Sie sich jetzt vor, was ich mit dieser Information mache?» oder auch: «Würden Sie der Person das auch ins Gesicht sagen?»
Literatur:
Bernd Wittschier: 30 Minuten, Machtspielchen im Büro, Gabal Verlag, Offenbach, 2011, 96 S., 8,90 Euro, ISBN-13: 978-3-86936-378-3.