Weiter geht es mit der Möglichkeit, bezahlbaren Wohnraum zu finden: "Mehr als acht von zehn Befragten empfinden dies als sehr (42 Prozent) oder eher (41 Prozent) schwierig." In Großstädten wird das noch deutlich kritischer gesehen als in ländlicheren Räumen. Und schließlich das Beispiel Bildung und Betreuung: "Lediglich 43 Prozent der Befragten stimmen voll und ganz oder eher zu, dass die Qualität der Schulen gut ist; nur 39 Prozent stimmen voll und ganz oder eher zu, dass die Qualität der Kinderbetreuung gut ist."
Stimmung ist schlechter als die Lage - oder umgekehrt
Das Beispiel Kinderbetreuung nimmt Habeck auf, um auf die Stimmung im Land zu kommen. Wieder hält er ein Schaubild hoch - den Vergleich zwischen dem tatsächlichen Angebot von Kitas und Krippen und der Zufriedenheit mit dem Angebot. Daran zeige sich unter anderem: Während die Betreuung tatsächlich in den östlichen Bundesländern top sei, sei dort in einigen Regionen die Zufriedenheit nicht ganz so hoch. Umgekehrt sei das Angebot der Betreuung in Bayern schlechter, aber die Menschen nicht überall unzufriedener. "Die Lage ist manchmal so: Wir sagen ja manchmal, die Stimmung ist schlechter als die Lage, das stimmt für einen Teil. Aber manchmal ist die Stimmung auch besser als die Lage."
Im Osten sei auch die wirtschaftliche Entwicklung derzeit stärker als im Westen, betont der Wirtschaftsminister. Und doch sei die wahrgenommene Wirklichkeit manchmal eine andere. Erklären lasse sich das nicht einfach. "Der Bericht hat keinen Psychologieteil", sagt der Minister. Er verweist auf die historischen Erfahrungen von Strukturwandel und Arbeitsplatzverlust. Seine Kabinettskollegin, Innenministerin Nancy Faeser, sagt es so: "Die Menschen sind krisenmüde." Keine ganz neue Erkenntnis. Die SPD-Politikerin hält fest: "Gute und gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Deutschland sind entscheidend für den gesellschaftlichen Zusammenhalt." Das sei für sie echte "Heimatpolitik".
Kritik ist garantiert
Die Opposition will Erfolgsmeldungen der Regierung wenige Wochen vor den wichtigen Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg ohnehin nicht so stehen lassen. "Allem Schönreden durch Minister Habeck und Ministerin Faeser zum Trotz: Der Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung ist kein Grund zur Freude, sondern sollte die Alarmglocken schrillen lassen", kommentiert die Linken-Politikerin Heidi Reichinnek. Und Parteigründerin Sahra Wagenknecht meint gar: "Der Gleichwertigkeitsbericht ist die nächste Klatsche für die Ampel. Wohnen, Schulen, Verkehr, Gesundheit: Die Lebensverhältnisse waren in der Bundesrepublik vielleicht noch nie so ungleichwertig wie derzeit."