Bergsee Ratscher 2024 bleibt das Becken trocken

Entnahme der Bohrkerne am Hochwasserrückhaltebecken Ratscher. Foto: Thüringer Fernwasserversorgung/Jochen Mehl

Der Bergsee Ratscher füllt sich wieder. Noch nicht ganz halb voll ist er aktuell. Dass er im Winter stärker abgelassen war als üblich, hängt mit geplanten Bauarbeiten am Hochwasserrückhaltebecken zusammen. 2024, spätestens 2025, wird es zu touristischen Einschränkungen kommen.

 
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Der Bergsee Ratscher ist ein Naherholungsgebiet mit hohem Freizeitwert, das jedes Jahr wieder Wasserratten, Camper, Countryfreunde und Sportler anlockt. Die meisten werden bei ihrem Aufenthalt an diesem idyllischen Fleckchen Erde gar nicht daran denken, dass es sich hierbei um eine Stauanlage für den Hochwasserschutz handelt.

„Das Hochwasserrückhaltebecken Ratscher hält seit vierzig Jahren bei Schneeschmelzen oder auch Hochwasser verlässlich die Wassermengen zurück, die die Schleuse heranführt und schützt die unterliegenden Ortschaften. Es entlastet im Verbund mit dem Hochwasserrückhaltebecken Grimmelshausen auch das sich anschließende Flussgebiet der Werra bis Meiningen. Für die Sicherheit und die Kernaufgabe der Stauanlage sind fortlaufend Erhaltungsmaßnahmen notwendig. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem auch das Absperrbauwerk einiger Erneuerungen bedarf und Anpassungen an die sich ändernden Abflussmengen benötigt“, erläutert Anne Barthel, Sprecherin der Thüringer Fernwasserversorgung in Erfurt.

Die Arbeiten werden so umfangreich sein, dass vermutlich 2024, spätestens 2025, das Hochwasserrückhaltebecken – also der Bergsee – ungefüllt bleibt. Mit Auswirkungen auf die touristische und auch sportliche Nutzung. „In dem Jahr könnten wir zum Beispiel den Bergsee-Triathlon nicht garantieren“, nennt Anne Barthel ein Beispiel. Und auch wenn sie um diese Auswirkungen weiß, sagt sie: Der Verzicht auf eine Saison ist notwendig, um den Staukörper dann wieder jahrzehntelang zuverlässig nutzen zu können.“

Sanierung am Damm

In den letzten Jahren erfolgten bereits umfangreiche Arbeiten an den verschiedenen komplexen technischen Anlagen, die im Damm verbaut sind. Im nächsten Schritt, für den jetzt die Planungen und Voruntersuchungen laufen, sind Sanierungen an dem 630 Meter langen Damm geplant. Mit einer vollständigen Erneuerung und Vergrößerung der Wellenumlenker auf der Dammkrone – sie sollen das unkontrollierte Überschwappen des Hochwassers aus dem Staubecken auf die Straße verhindern – soll die Stauanlage auch stärkerem Hochwasser standhalten. „Hochwasser treten heutzutage seltener, aber heftiger auf als früher. Darauf müssen wir die technischen Anlagen vorbereiten“, nennt Anne Barthel den Hintergrund der Investitionen.

Wenn der Staudamm saniert wird, fällt der beliebte Bergsee-Triathlon aus.

Dass vermutlich im Frühjahr 2024 kein Wasser in den „Stausee“ gelassen wird, liegt vor allem an einem weiteren Vorhaben: Die verwitterte Schutzschicht der Asphaltbetonaußendichtung bedarf einer kompletten Erneuerung, um das Absperrbauwerk für weitere Jahrzehnte verlässlich zu versiegeln und das Eindringen von Wasser zu verhindern. „Der Querschnitt des Dammes ist ein Dreieck, das bis unter die Wasseroberfläche reicht. Wir müssen diese obere Schicht, die die eigentliche Betonabdichtung des Damms vor Sonneneinstrahlung und Wasser schützt, bis tief unter die Wasseroberfläche erneuern“, erklärt die Fachfrau. Alle Arbeiten würden so gestaltet, dass auch während der Bauzeit die Hochwassersicherheit gewährleistet, Baden und Sporttreiben auf dem Wasser aber unmöglich ist.

„Bevor die Thüringer Fernwasserversorgung die Maßnahmen abschließend technisch planen kann, werden verschiedene Angaben zur Beschaffenheit der vorhandenen Bauteile und Materialien benötigt. Dazu erfolgten in den letzten Wochen umfangreiche Messungen und die Entnahme von Proben. So wurden zum Beispiel der Asphaltbetonaußendichtung des Dammes 20 Zentimeter lange Bohrkerne entnommen und zur labortechnischen Untersuchung geschickt. Die Auswertung gibt Aufschluss über die Zusammensetzung und Dichte des Materials. Mit diesen Kenntnissen können Bauausführung und Materialien konkret geplant werden. Auch zum Natur- und Artenschutz erfolgen Untersuchungen und die Bewertung der Auswirkungen der geplanten Baumaßnahmen sowie Betrachtungen zur Minimierung negativer Umwelteinflüsse.

Gewissheit im Sommer

Alle Vorhaben sollen in den nächsten Monaten zur Genehmigung eingereicht werden. Die Thüringer Fernwasserversorgung geht derzeit von einem Baubeginn im kommenden Jahr aus, welcher sich in Abhängigkeit der naturschutzrechtlichen Untersuchungen auch um ein Jahr verschieben kann. „Diese Saison 2023 wird das Hochwasserrückhaltebecken wie gewohnt im Sommer gestaut und kann in bekannter Weise genutzt werden.“ Die Thüringer Fernwasserversorgung sei vorsorglich mit den Anrainern und Pächtern, den Behörden und Planern im Gespräch. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass im Verlauf des Sommers eine Planungssicherheit vorliegt und dann zum detaillierten Zeitplan informiert werden kann, so Anne Barthel abschließend.

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