Benefizkonzert Musikschule rockt den Saal

Begeisterter Applaus und Bravo-Rufe beim Benefizkonzert der Musikschule Schmalkalden und des Lion Clubs. Ganz besondere Menschen verliehen der Veranstaltung einen ganz besonderen Glanz.

 
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Für hervorragenden Musikgenuss muss man nicht die Konzertsäle der Großstädte besuchen. Den gibt es auch direkt vor der Haustür. So erlebt beim Benefizkonzert zugunsten des Blindeninstituts Thüringen, zu dem die Musikschule Schmalkalden und der Lions Club Schmalkalden eingeladen hatten. Bereits eine Stunde vor der Jubiläumsveranstaltung im Evangelisch-Freikirchlichen Gemeindezentrum standen Musikfreunde Schlange. Darunter zahlreiche Eltern, Großeltern und Freunde der Gastgeber. Aber auch Förderer, Geldgeber und Partner waren gekommen wie Landrätin Peggy Greiser, Bürgermeister Thomas Kaminski, Simone Kaufmann als Geschäftsführerin des Zweckverbandes Kultur, Annette Peters, Leiterin des Blindeninstituts Thüringen, mit ihrer Stellvertreterin Katrin von Vogt, sowie Gäste aus den Musikschulen Bad Salzungen und Eisenach. Mit Falk Häfner führte ein ehemaliger Musikschüler durch das etwa dreistündige Programm. Sein Klavierlehrer war Johannes Eberlein, der damals blutjung an die Schule gekommen war. Heute leitet er eine Einrichtung mit aktuell 683 Schülern, die sich als musikalisches Kompetenzzentrum der Region versteht. Das klassische Bild von Musikschule hat sich in den vergangenen 70 Jahren vollkommen verändert, erzählte Eberlein im Interview mit Falk Häfner*. Heute sind alle willkommen, die Freude am Gesang oder am Erlernen eines Instruments haben; Alt und Jung, Arm und Reich, gesunde und beeinträchtigte Menschen. Diesem Anspruch, „von der Breite bis zur Spitze auszubilden“, stellen sich tagtäglich die 14 festangestellten Fachlehrer und die sieben Honorarkräfte, dankte Eberlein seinem Team.

Vielfalt ist die Stärke der Musikschule

Diese Vielfalt zog sich auch wie ein roter Faden durch den sonnige Nachmittag. Den grandiosen Auftakt machte das 25-köpfige Bläserensemble „Bläser-Harmonie“ unter der Leitung von Carlos Sanchez-Chinen. Der Mann, der 60 Instrumente zu Hause hat und auch alle spielen kann, führte mit Tylman Susatos „Suite für Blasinstrumente“ ein Stück der Renaissance auf.

Den Bläsern folgte der Chor der Musikschule, der inzwischen auf 25 Mitglieder angewachsen ist und vorwiegend aus Frauen besteht. Männerstimmen sind jederzeit willkommen, warb der Moderator um Zuwachs. Das Ensemble, das sich den Namen „CHORazon“ gegeben hat, wird seit 2019 von Franziska Schneider geleitet. Auch sie holte sich ihr künstlerisches Rüstzeug an der Musikschule, brachte viele Jahre als Mitglied der Leipziger Pfeffermühle ihr Publikum zum Lachen. Der Spaß komme auch im Chor nicht zu kurz, scherzte Häfner. Die Sängerinnen und Sänger präsentierten mit „Für mich soll`s rote Rosen regnen“ und „Freunde, lasst uns trinken“ einen kleinen Ausschnitt aus ihrem Repertoire von Songs, Sprechgesang und Rhythmen aus Klassik, Pop und Rock.

Seit vielen Jahren hat an der Musikschule das Instrumentalspiel für Menschen mit Behinderung seinen festen Platz. In Kooperation mit den Regionalen Förderzentren musizieren Schüler unter der Leitung von Anke Bak in Elementar- und Grundkursen auf unterschiedlichen Instrumenten. Dabei haben die Jugendlichen zwischen elf und 21 Jahren riesigen Spaß, wie die beiden Tagesklassen der Bentheimschule mit ihren beiden Aufführungen zeigten. Sie rappten „Ein verrücktes Haus“, sangen und tanzten „Auf der bunten Wiese“.

Unter die Haut ging der gemeinsame Auftritt der „Montagsmusik“ und des Orchesters „Viel-Harmonie“. Das integrative Ensemble der Musikschule, in dem Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Handicap miteinander musizieren, und das von Susanne Bleck dirigierte Orchester, verliehen dem Konzert mit dem „Kanon“ von J. Pachelbel einen ganz besonderes Glanz. Am Klavier begleitete Robert, ein blinder junger Mann, dem offensichtlich die Musik im Blut liegt.

Die Auftritte des Orchesters „Viel-Harmonie“ unter der Leitung von Susanne Bleck sind immer ein Hörgenuss. Zum Benefizkonzert begeisterten die 35 Musiker zwischen zehn und 76 Jahren mit der von Edvard Grieg komponierten „Peer Gynnt-Suite“. Doch nicht nur Klassik bestimmt das Portfolio, sondern auch Musical und Filmmusik. „The Magic of Harry Potter“, „Das Dschungelbuch“ und „Bonanza“ sorgten am Ende für anhaltenden Applaus.

Nicht zu vergessen die Band, eine Kooperation mit dem Philipp-Melanchthon-Gymnasium. Die sechs jungen Leute zwischen 13 und 15 Jahren haben sich unter der Leitung von A. Schwarz zusammengefunden. Neben dem gemeinsamen Spiel auf E-Gitarre, Bassgitarre, Drumset und Keyboard hat die Anleitung zum Gebrauch des Band Equipments ihren wichtigen Platz. Auch der Gesang fehlt nicht. Zum Konzert begeisterten die Bandmitglieder mit „Zombie“ von der irischen Rockgruppe The Cranberries und einem Song der US-Rockband No Doubt. Der Erlös aus dem Konzert kommt dem Blindeninstitut zugute. Dieses plant den Bau einer speziellen Spielwiese. Sowohl die Musikschule als auch der Lions Club pflegen seit vielen Jahren enge Verbindungen zu der Einrichtung in der Notstraße, die im nächsten Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum feiert.

Falk Häfner ist Verantwortlicher Musikredakteur und Produzent bei BR-Klassik.

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