Benefizkonzert Begeisterter Ruf: „Wunderbar!“

Werner Kaiser

Ein Gemeinschaftswerk war das Kieselbacher Benefizkonzert zugunsten des Ambulanten Hospizzentrums Bad Salzungen und Rhön von Beginn an. Jetzt ist zusammen mit dem Krippenspiel in der St.-Ursula-Kirche ein multimediales Opus daraus geworden.

 
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Mit dem schönen alten Adventslied „Macht hoch die Tür“ von Georg Weissel und Johann Anastasius Freylinghausen leitete der Chor „Herztöne“ den künstlerischen Reigen ein. Der Chor ist unter der Leitung von Beate Bach zu großer klanglicher Sauberkeit und Stimmigkeit gewachsen. Das zeigte sich nicht zuletzt bei dem musikalischen Verbindungsstück zwischen dem Konzert und dem Krippenspiel-Video, dem mit der Jugendbewegung des beginnenden 20. Jahrhunderts bekannt gewordenen „Maria durch den Dornwald ging“, bei dem hier nach der unisono gesungenen ersten Strophe eine kunstvolle Durchführung folgte. Aber mit Anspruch ausgelassen sein funktioniert ebenfalls – siehe der durch rhythmisches Klatschen (auch im Publikum) verstärkte Gospelsong „Geh, ruf es von den Bergen“.

Doppelpack: Konzert und Video

In einer kleinen Ansprache schilderte Diana Engelhardt das Anliegen der Konzerte, kranken Kindern und Kindern mit kranken Angehörigen zu helfen, und nannte aktuelle Sorgen von Krieg und Corona bis Populismus, Klimakatastrophen und weltweiten Hunger. Dem zu begegnen, und sei es als eins von „Abermilliarden winziger Wassertröpfchen im Ozean“, gehöre zu den Anliegen der Konzerte am 3. Advent.

Nach dem 2019er Spendenergebnis von knapp 2300 Euro hatten die unter dem Zwang der Pandemie erdachten und technisch vor allem durch Bianca und André Engel ermöglichten Online-Versionen in den beiden Folgejahren sogar noch deutlich mehr Geld eingebracht.

Das Besondere am Jahrgang 2022: Das Konzert findet wieder live statt. Zeitgleich mit dessen Vorbereitung wurde vom Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach unter örtlicher Mitwirkung – „wir sind alle sehr stolz auf sie“, sagte Diana Engelhardt – und mit der St.-Ursula-Kirche Kieselbach als Hauptdrehort das Video eines Krippenspiels produziert, das vom MDR-Fernsehen gewürdigt wurde und auf der Website des Kirchenkreises https://www.kkbasa.de angeschaut werden kann.

Die zu Herzen gehenden Probleme liegen gar nicht so weit, machte Johanna Weymar, die Koordinatorin des Ambulanten Hospizzentrums, deutlich und zündete drei Kerzen für früh verstorbene Menschen an, darunter für Tom Neumann, der früher selbst in den Konzerten mitgewirkt hatte. Zu dieser aufrechten Besinnlichkeit passten das Bach/Gounod’sche „Ave Maria“, vorgetragen von Jonathan (Klavier) und Liliana Engel (Violine) und die von ihrer Mutter Bianca Engel verlesenen Verse 11/12 des 91. Psalms.

Vielfältige Erfahrungspolster

Die Regie hatte ein Programm zusammengestellt, das die Solisten, Duos und kleinen Ensembles, die Instrumental- und Gesangsstücke, die Moderationen, Literaturausschnitte, Gebete und Lesungen in eine lebendige Folge stellte, ohne liturgischen Zwang auszuüben. Dieser Wechsel bezog ein, dass die Künstler auf Erfahrungen von ganz unterschiedlichem Umfang zurückblicken können. Das entspricht teilweise der an der Musikschule Wartburgkreis absolvierten Elevenzeit. Das Geschwisterpaar Jonathan und Liliana Engel etwa gehörte schon mehrfach zu den Akteuren, nicht zuletzt gemeinsam mit Annika (Violine) und Beate Bach (Gitarre) – Tochter und Mutter – in dem Miniorchester „Angel & Creek“, das sich schon anderweitig Anerkennung einspielte, zum Beispiel mit Straßenkonzerten. Dieses Kleeblatt wiederum ergänzte diesmal Florian Adler mit seiner Blockflöte, ein Plus an Volumen und Ausstrahlung. Als Bestätigung hörte man nach „Weihnachten in Griechenland“ eine ganz junge Stimme in den Beifall rufen: „Wunderbar!“

Im Frühstadium des Weges zum Virtuosen, aber mit Hingabe spielte Janik Römhild auf dem Akkordeon „Deck the Halls“. Rick Albrecht konnte bei seinem Debüt „Jingle Bells“ mit Gitarre und Gesang den Beifall als Ansporn nehmen, über die Anfänge hinauszuwachsen. Eines großen Anklangs im Publikum für ihr „Kleines Lied vom Musizieren“ sicher sein konnte sich die in Begleitung von Johanna Weymar gekommene fünfjährige Paulina Gille aus Bad Salzungen.

Die Anfänge indes hat der Chor „Herztöne“ inzwischen längst hinter sich.

Gesungene Begeisterung

Noch etwas zu Ensembleleistungen: Leonard Cohens „Hallelujah“ in der Fassung von Angel & Creek war ansprechend. Großartig wurde es beim „Celtic Advent Carol“, dessen unverkennbar aus dem gälischen Kulturraum stammende Musikalität trotz elegischer Anmutung die Advents- und Weihnachtszeit preisen soll. „Blue Notes“ meint hier nicht ein Pferd aus dem Filmklassiker „The Clou“ mit Robert Redford und vielen Oscars, sondern eine beachtliche junge Jazzband, die sich mit „Winterwonderland“ warm spielte und beim „Away In A Manger“ in die hohen Jazzränge aufstieg. Und schließlich sind in der Rubrik „Gesprochenes Wort“ Bianca, Liliana und Jonathan Engel mit dem entzückend augenzwinkernden Gedicht „Die Weihnachtsmaus“ von James Krüss zu nennen. Was alle gleichermaßen auszeichnete, war die perfekte Ausführung.

Umrahmung durch die Kirchgemeinde

Für Bianca Engel gab es – vor dem Pulk aller Mitwirkenden – viel zu danken: Pfarrerin Franziska Freiberg und dem Kirchenältesten Peter Zinke, der stets den wohlwollenden „Hausmeister“ gab; Johanna Weymar, als gute Seele des Unternehmens durch Beate Bach mit einem Geschenk bedacht; der Kirchgemeinde für den Rahmen und für das anschließende Beisammensein am Lindenberg mit Bratwurst und Glühwein.

Gemeinde und Mitwirkende ließen gern einladen, gemeinsam „Stille Nacht, heilige Nacht“ zu singen, auf der Orgel begleitet von Jonas Schein, dem Tenorsaxofon bei den „Blue Notes“.

Auf einen Blick:

Mitwirkende
 Chor „Herztöne“, Leitung und Gitarrenbegleitung Beate Bach; Band „Blue Notes“ mit Marvin Schrön (Akkordeon), Ernst Wölkner (Schlagzeug), Thorben Öttking (Klavier), Jonas Schein (Saxofon); Klavier: Jonathan Engel, Beate Bach; Violine: Annika Bach, Liliana Engel; Gitarre: Beate Bach, Rick Albrecht; Akkordeon: Verena Bettermann, Malin Schlegel, Jonathan Engel, Hardy und Alma Tschaar, Janik Römhild; Orgel: Jonas Schein; Moderationen, Texte und Gedichte: Diana Engelhardt, Bianca Engel, Liliana Engel, Jonathan Engel, Paulina Gille.

Ergebnis der Benefizaktion
 (Stand 14.12.): Spenden in der Kirche – 2300 Euro; Überweisungen für das Konzert und das Krippenspiel-Video – 6840 Euro; Bestellungen für die seit 14. Dezember erhältliche DVD liegen aus ganz Deutschland und der Schweiz vor. 

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