Benefiz in Arnstadt Spendenaktion für krebskranke Kinder

Monika Wolak

Isabell Stark hat schon viel durchgemacht. Nun organisiert sie eine Spendenaktion für betroffene Kinder. Warum liegt ihr die Aktion an diesem Samstag so am Herzen?

 
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Isabell Stark (35) aus Arnstadt hat vier Krebserkrankungen hinter sich und engagiert sich für erkrankte Kinder und ihre Familien. Foto: Monika Wolak

„Hoffnung ist für mich sehr groß geschrieben. Ich hoffe jeden Tag, sage ich immer so gerne, dass ich meine Familie überlebe. Ich hoffe wirklich jeden Tag, dass einfach alles gut wird, dass es nicht wieder kommt. Ich sage mir: Das Schlimmste habe ich schon überstanden und ich kann jetzt einfach mal leben“, erzählt Isabell Stark und lächelt. Die 35-Jährige aus Arnstadt ist Mama von vier Kindern und von Beruf Schulbegleiterin. Sie kümmert sich um Schüler, die sich nur schwer konzentrieren können oder geistig oder körperlich beeinträchtigt sind.

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Kinder waren schon immer ein Teil meines Lebens. Ich wollte damals Kinderpflegerin lernen. Durch die ganze Erkrankung ist das aber alles nichts geworden“, erzählt sie. Auch wenn man ihr das nicht ansieht – Isabell Stark hat selbst vier Krebserkrankungen hinter sich. Deshalb engagiert sich die 35-Jährige seit mehreren Jahren ehrenamtlich bei der Elterninitiative leukämie- und tumorerkrankter Kinder Suhl/Erfurt. Nun organisiert sie am Samstag zu deren Gunsten eine Benefizveranstaltung in Arnstadt.

Von Natur aus eine Kämpferin

Mit 16 hat sie ihre erste Diagnose erhalten: Lymphknotenkrebs im Endstadium. „Das ist vor allem durch Hautveränderungen und Kurzatmigkeit aufgefallen. Manchmal bin ich auch einfach umgefallen“, erinnert sich Stark. Damals war sie noch Schülerin und hat sehr gerne Sport gemacht. Wegen der Erkrankung hat sie den Realabschluss aber nicht geschafft. „Ich habe versucht, ihn nach der Therapie nachzuholen. Das hat mein Kopf aber nicht mitgemacht“, erzählt sie weiter und spielt damit wohl auf Konzentration und Ausdauer an, an der es ihr fehlte. „Zum Glück ist Lymphknotenkrebs eine der Krebsarten, die man am besten heilen kann“, betont sie.

Drei Jahre nach der ersten Diagnose und fünf Wochen nach der Geburt ihres ersten Kindes hatte Isabell Stark ein Rezidiv – einen Rückfall von derselben Erkrankung. „Ich habe eine Chemotherapie und eine Bestrahlung durchgemacht, wurde dann entlassen, um später zu erfahren, dass die Therapie nicht angeschlagen hat“, sagt sie. Dann wurde sie nach Jena verlegt, hat eine Hochdosis-Chemotherapie und Stammzellentransplantation bekommen. Dort lag sie wochenlang in einer Isolationsstation. „Ich konnte nur raus, wenn die Blutwerte es zugelassen haben und wenn ich stabil genug war“, erzählt die 35-Jährige. Doch auch das hat sie geschafft. Dabei hat ihr vor allem ihre frischgeborene Tochter Kraft und Mut gegeben, um weiterzumachen.

2014 wurde Isabell Stark erneut schwanger – diesmal mit Zwillingen. „Zu dieser Zeit wurde ein bösartiger Fettgewebstumor an meinem rechten Unterschenkel entdeckt“, erzählt sie. Der Tumor war 4,8 Zentimeter groß. „Ab 5 Zentimeter streut dieser Tumor und mir musste das Bein amputiert werden“, sagt sie. Die größte Sorge bei der OP: die Narkose. „Zu dem Zeitpunkt war ich hochschwanger. Wir haben zunächst überlegt, ob wir den Tumor überhaupt rausholen können. Und wenn ja: Wie holen wir den raus, ohne dass die Narkose die Jungs angreift“, sagt sie. Die Operation ist letztendlich geglückt.

Die vierte und zunächst die letzte Krebsdiagnose erhielt Isabell Stark 2023. Diesmal waren ihre Schilddrüsen betroffen und musste entfernt werden. „Ich habe wieder eine Bestrahlung bekommen, aber eine andere Art“, sagt sie. Drei Wochen lang musste die 35-Jährige auf Jod verzichten, um danach eine Jodkapsel zu schlucken. „Zuerst war ich wieder auf einer Isolationsstation und konnte erst nach Hause, als ich einen bestimmten Strahlenwert erreicht hatte“, erinnert sie sich. Doch auch zu Hause blieb sie noch eine Woche in Isolation, um die Reststrahlung auszuschalten. Danach machte sie ein halbes Jahr Pause, um im Februar letzten Jahres noch eine Therapie anzugehen. „Es war dann alles weg und jetzt hoffen wir, dass es so bleibt. Ich habe eine Kämpfernatur. Ich gebe nie auf und würde immer wieder kämpfen, egal was kommt – alleine schon für meine Kinder“, betont sie.

Unterstützung für die ganze Familie

Gerade ihrer Familie hat Isabell Stark viel zu verdanken. „Sie stehen wirklich zu 100 Prozent hinter mir und haben mir tatkräftig geholfen. Ohne sie hätte ich das nicht geschafft“, sagt sie. Obwohl ihre Eltern noch beide Vollzeit berufstätig sind, haben sie sich zusammen mit ihrem derzeitigen Partner um die Kinder gekümmert. „Sie haben so ihr „Patchwork“ draus gemacht in der Zeit, als ich noch in der Klinik lag“ erzählt sie.

Eigene Kinder zu kriegen, war schon immer ihr Wunsch. Doch zunächst hieß es von den Ärzten: Sie könne wegen der Therapien keine bekommen. „Als ich meine Tochter zur Welt gebracht habe, wurde mir dann mitgeteilt, dass sie mich in der ganzen Schwangerschaft gesund gehalten hat. Wäre ich nicht schwanger gewesen, wäre ich schon ein Jahr früher erkrankt“, betont Stark.

Doch nicht nur von ihrer Familie, sondern auch von der Elterninitiative leukämie- und tumorerkrankter Kinder Suhl/Erfurt bekam Isabell Stark Unterstützung. Den Verein hat sie bereits im Laufe ihrer ersten Erkrankung 2006 kennengelernt. „Sie organisierten damals schöne Aktionen für die erkrankten Kinder – zum Beispiel Weihnachts- und Osterfeiern sowie Fasching in der Klinik“, erzählt sie. Inzwischen ist sie selbst Mitglied und hat 2016 eine gelungene Benefizveranstaltung organisiert.

Die Elterninitiative leukämie- und tumorerkrankter Kinder Suhl/Erfurt wurde 1991 durch Zusammenschluss einer Gruppe von Eltern betroffener Kinder und einer Selbsthilfegruppe gegründet. Zurzeit gehören etwa 100 Mitglieder dem Verein an. „Wir haben eine sogenannte Villa Kunderbunt auf der onkologischen Station im Helios-Klinikum Erfurt“, erklärt Stark. In diesem Spielzimmer können sich Kinder, auch Geschwister, und ihre Eltern aufhalten und vom Alltag in der Klinik entspannen. „Es werden ebenfalls verschiedene Therapien und Elterngespräche angeboten. Außerdem gibt es in der Nähe der Station Elternwohnungen. Familien, die von weiter weg kommen, können in Erfurt übernachten“, erklärt die 35-Jährige.

Der Verein organisiert auch Trauerbegleitung für Betroffene, eine Regenbogen-Fahrradtour zwischen drei Städten und entwickelte ein Mutperlenprojekt. „Nach jeder Therapie oder nach bestimmter Operation bekommt ein Kind eine Perle. Dann sieht sie oder er am Ende der Therapie: Hey, das hab ich überstanden“, sagt Stark. Auch digitaler Unterricht im Klinikum mithilfe eines Roboters bietet die Elterninitiative für die Kinder.

Weniger Struktur, mehr genießen

Die Erkrankungen haben das Leben von Isabell Stark dauerhaft verändert. „Vorher war ich strukturiert und wollte alles in Ordnung haben. Jetzt ist es chaotischer, aber nur weil ich im Hier und im Jetzt lebe. Ich möchte jeden Tag, den ich habe, genießen“, betont sie. Dieses Jahr bekam die 35-Jährige eine neue Diagnose – Herzinsuffizienz. „Ich mache gar keinen Sport, weil ich es von meiner Atmung und dem Herzen her nicht mehr schaffe“, sagt sie. Doch auch das hält sie nicht auf. „Ich wünsche mir für die Benefizveranstaltung, dass wir gemeinsam für einen guten Zweck kämpfen und stark sind. Auch viele Besucher, Spaß an allem und dass wir noch vielen Kindern helfen können“, betont sie.

Benefizveranstaltung „Power of Hope“

Eckdaten:
Am Samstag, den 14.06.2025, 9 bis 22 Uhr, Hammerecke in Arnstadt

Spendenzweck:
Geld- und Sachspenden zugunsten der Elterninitiative leukämie- und tumorerkrankter Kinder Suhl/Erfurt e. V.

Im Programm:
Beachvolleyball-Turnier (ab 9 Uhr), Vorführungen verschiedener Vereine, Infostände DKMS und Organspende, Tombola mit einem Kinderfahrrad als Hauptpreis, Mal- und Bastelstände, Hüpfburg, Kinderschminken, Kuchenbasar, Eiswagen, Speisen und Getränke, Aftershow-Party mit DJ OneBrotherGrimm (ab 18 Uhr, Eintritt: 10 Euro)