Proteine aus dem KI-Baukasten
Neben der möglichst exakten Beschreibung blieb auch die Schaffung neuer Proteine lange Zeit nur ein Wunschziel chemischer Forschung - bis zur Arbeit von Baker. Der Biochemiker entwickelte an der University of Washington in Seattle Ende der 1990er Jahre die Software "Rosetta" zur Vorhersage der Faltung von Proteinen.
Gemeinsam mit seinem Team kam Baker auf die Idee, das Programm umgekehrt zu nutzen: Anstatt Aminosäureabfolgen einzugeben und Proteinstrukturen zu erhalten, sollte es möglich sein, eine gewünschte Proteinstruktur einzugeben und Vorschläge für die Aminosäureabfolge zu erhalten. Das Ergebnis waren völlig neue, am Computer geschaffene Proteine.
Solche Proteine mit neuen Funktionen können zu "neuen Nanomaterialien, zielgerichteten Pharmazeutika, einer schnelleren Entwicklung von Impfstoffen, kleinsten Sensoren und einer umweltfreundlicheren chemischen Industrie führen – um nur einige Anwendungen zu nennen, die zum größten Nutzen der Menschheit sind", hieß es vom Nobelkomitee.
Diesmal nur Männer
Alle sieben Preisträger der diesjährigen wissenschaftlichen Nobelpreise sind Männer. Die meisten forschten in den USA. Die Auszeichnung ist in diesem Jahr mit elf Millionen Kronen (rund 970 000 Euro) für jeden der drei Bereiche dotiert.
Die US-Amerikaner Victor Ambros und Gary Ruvkun werden für die Entdeckung der microRNA und ihrer Rolle bei der Genregulierung mit dem Medizin-Nobelpreis geehrt. Den Physik-Nobelpreis erhalten zwei Wegbereiter Künstlicher Intelligenz: John Hopfield (USA) und Geoffrey Hinton (Kanada).
Am Donnerstag und Freitag folgen die Bekanntgaben der diesjährigen Nobelpreisträger für Literatur und für Frieden. Die Reihe endet am kommenden Montag mit dem von der schwedischen Reichsbank gestifteten sogenannten Wirtschafts-Nobelpreis.
Die feierliche Überreichung der Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.