Das Bayerische Rote Kreuz versorgte die drei Schwerverletzten vor Ort und transportierte sie in Kliniken. Zuvor hatten Ärzte, die unter den Fahrgästen waren, im Zug Erste Hilfe geleistet, wie Passagiere berichteten. Die anderen Fahrgäste wurden in ein altes Gasthaus neben dem Bahnhof gebracht. Feuerwehrleute versorgten sie mit Essen und Trinken, ein Kriseninterventionsteam kümmerte sich um sie. "Jeder war irgendwo geschockt. Der eine mehr, der andere weniger", sagte ein 68 Jahre alter Fahrgast. Nur die wenigsten hätten die Attacke direkt mitbekommen.
Auch der 21-jährige Anwohner hatte ein mulmiges Gefühl: "Es ist schon irgendwie beängstigend, wenn man weiß, dass es so nah passiert ist. Und man fährt ja selber auch mal mit dem Zug in den Urlaub oder zum Flughafen."
Weil die Lage zunächst völlig unklar war, rückte die Polizei mit einem Großaufgebot an und räumte den Zug. Wenig später konnte sie Entwarnung geben: Es gebe keine Hinweise auf weitere Täter, es bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung: "Wir suchen niemanden mehr."
Die Kripo Regensburg ermittle jetzt in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, sagte Polizeisprecher Beck. Zeugen würden vernommen.
Bundesinnenminister Horst Seehofer drückte sein Entsetzen aus und rief zur Besonnenheit auf. "Die grausame Messerattacke im ICE ist furchtbar", zitierte ihn Ministeriumssprecher Steve Alter im Kurznachrichtendienst Twitter. Er danke den Einsatzkräften der Polizei und dem Zugpersonal "für ihren mutigen Einsatz". Die Hintergründe der grausamen Tat seien noch unklar und müssten aufgeklärt werden. "Erst dann ist eine Bewertung möglich."
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte: "Die Polizei arbeitet mit Hochdruck daran, die Hintergründe der schrecklichen Tat und die Motivlage des Täters schnellstmöglich aufzuklären." Dabei müsse auch geprüft werden, inwieweit psychische Probleme vorlägen.
Bei mehreren Terroranschlägen der vergangenen Jahre hatten die Ermittler hinterher beim jeweiligen Täter sowohl eine extremistische Gesinnung als auch psychische Probleme festgestellt. Beispiele dafür sind der rassistische Attentäter von Hanau und ein Iraker, der im August 2020 auf der Berliner Stadtautobahn mit einem Auto regelrecht Jagd auf andere Verkehrsteilnehmer gemacht hatte.
Die Bahnstrecke Regenburg-Nürnberg war seit dem Vormittag gesperrt. Andere Züge auf der Strecke seien zunächst an geeigneten Bahnhöfen zurückgehalten worden, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Mittag. Dann wurde der Fernverkehr über Ingolstadt umgeleitet. Wann die Strecke wieder freigegeben werde, war vorerst offen.
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