Baukran statt Sportler Fotos aus dem Schmalkalder Stadion

Das Stadion „Am Walperloh“ in Schmalkalden wird umgebaut. Der Baufortschritt ist klar zu erkennen. Wenn alles gut läuft, könnte der Trainingsbetrieb im neuen Freizeit-, Sport- und Kommunikationszentrum Ende 2024 wieder starten.

 
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Der Trainings- und Spielbetrieb im Stadion Walperloh ruht. Die Jogger, die sonst über die Tartanbahn jagen, drehen jetzt außerhalb ihre Runden. Hin und wieder werfen sie einen verstohlenen Blick durch den Bauzaun. Beobachten neugierig das Treiben auf der Großbaustelle. Seit Januar wird die inzwischen 70 Jahre alte Sportanlage in ein modernes Freizeit-, Sport- und Kommunikationszentrum umgebaut. Der Kran kündet vom Beginn der Rohbauarbeiten. Langsam lässt sich erahnen, was da in den kommenden zwei Jahren entstehen soll. „Wir sind im Zeitplan“, sagt Bauamtsleiter Lothar Hilpert.

Pläne für den Umbau des Stadion standen schon seit längerer Zeit im Raum. Immer wieder mussten sie anderen Projekten weichen, wie der Landesgartenschau oder der Stadtbodensanierung. Aber auch über die künftige Nutzung der Sportanlage wurde lange gestritten und gerungen. In den politischen Gremien, in den Vereinen.

2018 beschloss die Stadt Schmalkalden, das Areal um das Stadion „Am Walperloh“ zu einem neuen, identitätsstiftenden Zentrum zu entwickeln. Ideen und Vorschläge sollte ein Realisierungswettbewerb liefern. Die Aufgaben waren klar definiert: Das neue Freizeit-, Sport- und Kommunikationzentrums sollte als Mehrzweckgebäude konzipiert werden, das Stadion als Wettkampf- und Freizeitanlage entwickelt und das Wohngebiet besser an das Stadtzentrum und die Hochschule angebunden werden. Ein attraktives Eingangstor zum Wohngebiet Walperloh. 24 Büros sandten ihre Vorschläge ein. Der am weitesten entfernte kam aus Madrid. Der erste Platz ging an der AWB Architekten aus Dresden, ihr Wettbewerbsbeitrag wird jetzt umgesetzt.

Am 28. Februar ging es endlich mit dem 1. Bauabschnitt los. Bis zum 31. Oktober soll der Rohbau stehen, 2023 erfolgt dann der Innenausbau. Der kommunale Bauhof hatte im Vorfeld die erforderliche Baufreiheit geschaffen. Ein Teil der Tartanbahn wurde abgetragen, Traversen, Pflasterflächen, Mauern und das Kassiererhäuschen am Eingang zum Stadion mussten weichen, Bäume gefällt werden. Parallel dazu untersuchten externe Auftragnehmer den Baugrund und entfernten im Baufeld störende Leitungen. Den Auftrag für den Hochbau erhielt die Firma Wolff & Müller Hoch- und Industriebau GmbH & Co. KG, die eine Zweigniederlassung in Erfurt hat.

Das eingeschossige, klimaneutrale Sport- und Kommunikationszentrum wird 136 Meter lang und 14 Meter breit. Durch die Positionierung auf der südlichen Raumkante des Stadions entsteht ein Rückgrat zur Wohnbebauung Helenenweg und öffnet den Blick auf die Sportanlage von Süden nach Norden. Das Gebäude umfasst funktional vier Teile. Im teilweise unterkellerten Quartierszentrum am Kreuzungsbereich Allendestraße/Helenenweg sind das Quartierbüro, ein großer Mehrzweckraum sowie eine Küche untergebracht. Im vorderen Bereich des Gebäudes befindet sich der Eingang zum Stadion, der als breiter Durchgang den Kassenbereich überdacht. Hier ist auch ein Kiosk für Veranstaltungen angedacht.

Am nördlichen Gebäudeende sind die Lagerbereiche für das Stadion und Sportzentrum ebenerdig zur Stadionebene verortet. Zwischen dem Lager und dem Durchgang zum Stadion werden die Umkleide- und Sanitärräume, Vereinsräume, WC-Anlagen, Regie und Technikräume angeordnet. Damit werden die Voraussetzungen geschaffen, um zukünftig die Sportanlage als Wettkampfanlage Typ B nutzen zu können. Das heißt, für regionale und überörtlich bedeutsame Veranstaltungen wie das einstige große traditionelle Schmalkalder Herbstsportfest. Der Stadionsprecher wird etwa in der Mitte des Hauses erhöht platziert, um die Akteure auf dem Spielfeld über die Köpfe stehender Zuschauer hinweg im Blick zu haben.

Das Gebäude selbst besteht aus Stahlbeton. Ein Teil der Innenwände wird charakterbildend und robust in Sichtbetonqualität hergestellt. Die Stahlbetondecke ermöglicht eine Auskragung auf der Stadionseite, fungiert damit auf einfache Weise als Teilüberdachung der Tribüne und schafft geschützte Bereiche bei Regenereignissen.

Außen verkleidet wird das Gebäude mit Holz. Holz als natürlicher Baustoff ist durchgängiges Gestaltungsmittel in der Fassade und durch den Wechsel von Pfosten und Leisten erhält der lang gestreckte Baukörper seine filigrane Qualität.

Der 1. Bauabschnitt umfasst sämtliche Erdbauarbeiten, Gründungsarbeiten, die Herstellung der Grundleitungen für die Medienversorgung, die Herstellung der Bodenplatte, Wände, Stützen und Decken. Um einen reibungslosen Bauablauf zu gewährleisten, sollen Mitte des Jahres die Dacharbeiten ausgeschrieben und zum Ende des Jahres 2022 vergeben werden.

Die Kosten für den 1. Bauabschnitt beinhalten die Rohbauarbeiten mit einem Betrag von 1.945.547 Euro. Die Maßnahme wird über das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt mit zwei Dritteln gefördert. Ansprechpartnerin im Hochbauamt der Stadtverwaltung ist Ines Heimann.

Die Sportanlage selbst ist unabhängig vom Bau des Sport- und Kommunikationszentrums zu betrachten, sagt Bürgermeister Thomas Kaminski. 2022 werden im Wesentlichen planerische Vorarbeiten für die Laufbahn und den Rasenplatz zu erbringen sein. Ein umfassendes Baugrundgutachten liegt vor, um die Ursache für die Setzungen im Bereich der 100-Meter-Bahn zu ermitteln. Kaminski spricht von einem sehr gut gemachten und aufschlussreichen Gutachten. Auf dieser Basis sei ein umfassender Bodenaustausch in diesem Bereich notwendig, fasst der Stadtchef die Ergebnisse der Untersuchungen zusammen. Wenn die Finanzierung geklärt ist, soll 2023 der Ausbau des Stadiongebäudes erfolgen und mit dem Umbau der Sportanlage begonnen werden. Hierfür muss bis September dieses Jahre der Fördermittelantrag gestellt werden. Mündlich sei eine Förderung in Aussicht gestellt worden. Wenn alles gut läuft, sollte Ende 2024 das erste Training in der Anlage möglich sein, hofft der Bürgermeister. Ohne ausreichende Förderung rechnet Kaminski allerdings mit Verzögerungen in der baulichen Umsetzung.

Das Stadion „Am Walperloh“ war im Bereich einer ehemaligen Lehmgrube gebaut und am 7. Oktober 1954 eröffnet worden. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird die Stadt Schmalkalden über eine bedeutende überregionale Sportstätte verfügen, die über 3000 Zuschauern Platz bietet.

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