Bauausschuss Zella-Mehlis Bike-Park zieht die grölende Jugend an

Sebastian Deppert zersägt die Bäume, die am Alten Postweg gefällt wurden, um einem Bike-Park Platz zu machen. Foto: Michael Bauroth

Fast wäre der Traum der jungen Zella-Mehliser von einem Bike-Park geplatzt: Stadtrat Matthias Kohl hat Bedenken wegen der schwelenden Diskussion um die Verlegung der TSV-Tennisanlage. Auch die Kleingärtner vermuten bald schlimme Zustände an der Arena Schöne Aussicht.

 
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Grölende Jugendliche, die angetrunken zu lauter Musik feiern, könnten schon bald zum Bild an der Arena Schöne Aussicht in Zella-Mehlis gehören. Zumindest vermuten das die Pächter der Kleingärten in unmittelbarer Nähe der Sportstätte. Auf einer 1800 Quadratmeter großen, städtischen Fläche soll noch in diesem Jahr ein 220 Meter langer Bike-Park entstehen. Dort können Kinder und Jugendliche vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen das Radfahren über Rampen trainieren und mit dem Mountainbike Tricks und Sprünge üben.

Um sich über das Projekt zu informieren und ihre Bedenken vorzubringen, hatte eine Gartenbesitzerin die jüngste Sitzung des Bauausschusses, in der das von der Fachfirma Radquartier erarbeitete Projekt genehmigt werden sollte, genutzt. „Wir wissen ja bisher von gar nichts“, monierte sie die fehlende Kommunikation. Erst, als auf dem Areal plötzlich Bäume gefällt wurden („Freies Wort“ berichtete), seien die Anlieger – allesamt Pächter, die seit mehr als 40 Jahre die Ruhe und Abgeschiedenheit der Kleingartenanlage genießen – hellhörig geworden. „Wir haben die Befürchtung, dass dort jeden Tag bis spätabends Halligalli sein wird.“

Ähnliche Befürchtungen habe es am Skatepark in der Talstraße gegeben, aber nichts davon habe sich bestätigt, betonte der Ausschussvorsitzende Volkmar Möhwald (CDU). Thomas Bischof (Freie Wähler) erklärte, dass es in Sachen Lärmschutz Regeln und Gesetzt gebe, an die sich auch die Nutzer des künftigen Bike-Parks halten müssten.

Steffen Schönfeld, Fachbereichsleiter Wirtschaftsförderung, Stadtentwicklung und Bau, informierte, dass der geplante Rad-Parcours nicht aus Rampen bestehe wie der Skaterpark. „Hier handelt es sich um massive Wälle, die keinen Schall reflektieren.“ Außerdem seien die Fahrräder auf Luftreifen und nicht auf Hartgummi unterwegs wie Skateboards. Was den Soziallärm angehe, sei das Areal nicht wie eine Sportanlage, sondern wie ein Spielplatz einzuschätzen. „Das muss man aushalten. Wir können die jungen Leute in Sachen Lärm nicht unter Generalverdacht stellen“, sagte Steffen Schönfeld.

Areal für den TSV bereithalten

Doch auch der Benshäuser Stadtrat Matthias Kohl äußerte Bedenken ob der zu erteilenden Projektgenehmigung. So lange die Diskussion im eine mögliche Verlegung der TSV-Tennisanlage noch schwele, halte er es nicht für klug, die Fläche an der Arena zuzubauen, „Wir sollten uns den Blick aufs Ganze bewahren“, sagte er und stellte den Antrag, das Thema an die Verwaltung zurückzuverweisen, bis klar ist, wie es mit dem Tennisplatz weitergeht. Mit nur einer Ja-Stimme wurde sein Antrag abgeschmettert.

Die jungen Ideengeber saßen derweil still im Publikum. „Sie vertrauen darauf, dass das Projekt genehmigt wird“, sagte Thomas Bischof. Seit der ersten Vorstellung im nichtöffentliche Stadtentwicklungsausschuss seien vier Monate vergangen. Umso verwunderter sei er über diesen Antrag. Die Stadt habe alle Flächen, die für den TSV in Frage kämen, geprüft, jene an der Arena sei nicht geeignet. „Die TSV-Geschichte läuft seit gut zehn Jahren. Wenn wir die Jugendlichen jetzt noch mal zehn Jahre warten lassen, können ihre Kinder den Bike-Park vielleicht mal nutzen“, monierte der zweite Beigeordnete und ärgerte sich, dass hier „ zwei Paar Schuhe vermischt werden“. Auch Steffen Schönfeld bestätigte, dass dieses Areal nicht ausreiche für einen Tennisplatz und ungeeignet sei, was die topografische Lage angehe.

Zuvor hatte Thomas Keil (SPD) den Tagesordnungspunkt bereits streichen wollen, weil ihm die Kostenaufstellung nicht zugegangen sei. Außerdem wollte er wissen, wer sich künftig um die Instandhaltung der Anlage kümmere. „Der Aufwand ist gering und die Jugendlichen haben zugesichert, mitzuhelfen“, sagte Volkmar Möhwald.

Tatsächlich müssten die Hügel nur gelegentlich nachgearbeitet werden, informierte ein Mitarbeiter von Radquartier. Wenn man sie anlerne, könnten das die jungen Nutzer im Rahmen eines Frühjahrputzes selbst machen, riet er. „Ich nehme euch beim Wort, dass ihr dabei mithelft“, wandte sich Thomas Keil an die jungen Radfahr-Fans, die daraufhin eifrig nickten.

Schließlich wurde ihr Mut, sich im Mai 2021 mit ihrem Anliegen an den Bürgermeister gewandt zu haben, doch noch belohnt. Mit einer Enthaltung genehmigten die Mitglieder des Bauausschusses das Projekt.

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