Wichtige Ost-West-Trasse
Die Mitte-Deutschland-Verbindung zwischen Dortmund/Kassel einerseits sowie Dresden anderseits führt mitten durch Thüringen. Traditionell war es die wichtigste Verbindung zwischen den der Industrieregionen Schlesien und Chemnitz/Dresden und dem Ruhrgebiet sowie der Rhein-Main-Region. Westlich von Erfurt und östlich von Chemnitz ist sie inzwischen gut ausgebaut, nur in Ostthüringen bremsen eingleisige und nicht elektrifizierte Passagen die Züge aus – Wartezeiten und der Wechsel zu Dieselloks sind weder für ICE- noch für Güterzüge attraktiv. Die nehmen daher heute die topmoderne Route über Leipzig, die wiederum überlastet ist und die Osthälfte Thüringens umfährt.
Erst 2017 hatte der Bund den seit 1990 geforderten Streckenausbau als vordringlich eingestuft und eine Finanzzusage für die Oberleitung von Weimar bis Landesgrenze gegeben – damals als Gegenleistung dafür, dass Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) die (inzwischen gescheiterte) Pkw-Maut der CSU im Bundesrat unterstützte. Der Baubeginn war für 2026 geplant, die Fertigstellung für die 30er Jahre.
Der spitze Bleistift des Bundes hatte voriges Jahr bereits eine anderes Oberleitungs-Vorhaben zum Wanken gebracht: Die gegenüber Tschechien seit 1998 zugesagte Elektrifizierung der Strecke Nürnberg–Cheb (Eger) liegt ebenfalls auf Eis, weil es als zu teuer angesehen wird.
Bei Straßenbauprojekten werde deutlich weniger genau hingeschaut, wenn die Kosten steigen, kritisiert der Fahrgastverband „Pro Bahn“. Dessen Landesverband sprach am Freitag von einem „schweren Rückschlag für das wichtigste Schienenprojekt in Thüringen“. Wenn die Ampelkoalition es ernst meine mit Energiewende und glaubwürdiger Verkehrspolitik, dann dürften solche „dringend notwendigen Elektrifizierungen“ nicht an einer bürokratischen Kosten-Nutzen-Rechnung scheitern, hieß es.