Bad Salzunger Basketballer im Profigeschäft Christian von Fintel – Lebe meinen Traum

Liane Reißmüller
Der Bad Salzunger Christian von Fintel, am Ball, Foto: © Pictorial / U.Winter

Christian von Fintel hat es geschafft

 
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Bad Salzungen -

Wels/Bad Salzungen - Nach zuletzt zwei Jahren beim deutschen Erstligisten MHP-Riesen Ludwigsburg geht der gebürtige Bad Salzunger Christian von Fintel bei den Flyers Wels auf Korbjagd.

Im August 2020 wechselte der 1,90 Meter große Athlet von der deutschen Bundesliga in die österreichische Super-Liga. Bei den meisterschaftsambitionierten Korbwerfern aus der süddeutschen Barockstadt Ludwigsburg erfüllte Christian von Fintel einen Zweijahres-Vertrag mit viel Leidenschaft und vielen zusätzlichen Trainingseinheiten. Er ist ehrgeizig und möchte seinen Traumjob bestmöglichst ausüben. Kein Wunder, dass er bei den jungen „Riesen“ als Vorbild galt.

Erst mit 15 Jahren fand der Familienmensch zum Basketball. Gemeinsam mit Freunden installierte er den Sport mit dem großen Ball in seiner Heimatstadt Bad Salzungen. In der U-16-Thüringenliga entdeckten die Talentspäher den hochgewachsenen Spieler. Die Tür zur Erfüllung seines Traumes hatte sich einen kleinen Spalt breit geöffnet. „Ein beschwerlicher Weg“, gesteht Christian von Fintel, der sich immer seine Lockerheit und Offenheit aufrechterhalten hat. Nach dem Abitur am Sportgymnasium Jena führte sein Weg nach Bonn, wo er seinen Zivildienst leistete und bei den Dragons Rhöndorf in der Zweiten Liga, Pro B spielte. Vor nunmehr zehn Jahren gelang dem Bad Salzunger der sportliche Durchbruch. Mit den Rhöndorfern holte er sich den Meistertitel in der Serie Pro B und stieg mit ihnen in die Serie Pro A auf. Er hatte es geschafft, seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Danach brachte sich der Korbwerfer beim Mitteldeutschen BC (Bundesliga), beim USC Heidelberg und den White Winges Hanau (2. Liga) sportlich erfolgreich ein.

Im Sommer 2018 führte für den Basketballer der Weg nach Ludwigsburg zu den „MHP Riesen“ – ein Branchenführer im deutschen Basketball. Herzlich wurde der Defensivspezialist im Sommer von den Ludwigsburgern verabschiedet. Er brachte sich gut in den Verein ein, stand den jungen Spielern immer mit Rat und Tat zur Seite. Das ist im harten Profigeschäft keine Selbstverständlichkeit. Vor der neuen Saison wechselte der Bad Salzunger nach Österreich.

Mit den Raiffeisen Flyers Wels rangiert das Energiebündel in der höchsten österreichischen Liga nach 17 absolvierten Spielen auf dem sechsten Tabellenplatz bei zehn Mannschaften und liegt damit im Soll.

Über eine Spielervermittler-Agentur fand der 30-Jährige den Weg ins Oberösterreichische und fühlt sich bisher in der Superliga pudelwohl. „Mittlerweile wird der Basketballsport in Österreich genauso professionell betrieben, wird ähnlich intensiv gespielt wie in Deutschland. Wir haben hier in Wels hervorragende Bedingungen, könnten zum Beispiel unsere Halle 24 Stunden lang nutzen“, erzählt Christian von Fintel aufgeschlossen. Erst am Sonntag feierte er mit seinen Flyers einen 101:91-Auswärtssieg bei GGMT Vienna.

In Wels gehört der Bad Salzunger zu den Leistungsträgern, erhält er viele Einsatzzeiten und dankt dies mit guten Leistungen, in der Defensive und am Korb. Im Angriff gehören die „Dreier“ zu seinen Spezialitäten. In Wels beförderte er den 650 Gramm schweren Ball in der noch jungen Saison bereits zahlreiche Male von außerhalb der Linie (Distanzwürfe) in den 3,05 m hoch hängenden Korb. „Der Trainer vertraut mir und das ist mir wichtig“, nennt er einen Wohlfühlfaktor in der neuen Umgebung.

Natürlich wütet das Corona-Virus gegenwärtig auch in der Alpenrepublik. Wie in Deutschland dürfen auch in Österreich die Profisportler ihrem Job in vielen Sportarten nachgehen. Natürlich gelten die gleichen strengen Hygiene-Regeln. „Angst, mich anzustecken, habe ich mittlerweile nicht mehr. Sicherlich spielt es im Hinterkopf eine Rolle, aber vordergründig konzentriere ich mich, wie die meisten, auf meinen Job als Basketballer. Anfangs wurde Corona thematisiert, schließlich lebt jeder Sportler von seinem gesunden Körper. Unser Körper ist unser Kapital, da kann man nicht alles leichtfertig aufs Spiel setzen. Das bleibt schon im Kopf, zumal noch ungewiss ist, welche Langzeitwirkungen dieses Virus hervorrufen kann. Aber wir müssen unserem System mit all den Vorkehrungen vertrauen und auch selbst dafür sorgen, dass nur ein sehr geringfügiges Risiko bleibt“, bewertet Christian von Fintel die Situation rund um die Covid-19-Pandemie.

„Ich wollte einmal eine neue Lebenserfahrung sammeln und lebe mit meiner Frau und meinen zwei Kindern hier. Wir genießen nicht nur das gute Klima im Verein, sondern auch die herrliche Landschaft. In Österreich genießt unser Sport einen hohen Stellenwert“, schließt der Familienvater an. Auch wenn es das landschaftliche Umfeld hergibt, hält er sich vom Skifahren fern. „Anders als bei den deutschen Bundesliga-Vereinen üblich, gibt es hier kein Verbot, Ski zu fahren, aber ich möchte kein zusätzliches Risiko eingehen. Ich genieße es mit meiner Familie, hier zu wandern oder einfach nur einmal spazieren zu gehen. Wir haben hier alles vor der Tür“, erzählt der Shooting Guard der Raiffeisen Flyers Wels. Die Position des „werfenden Verteidigers“ prägte einst US-Legende Michael Jordan.

Der Mann mit Schuhgröße 47,5 entschied sich bewusst für einen Zweijahres-Vertrag, denn danach wird sein „Großer“ ein Abc-Schütze. Bis dahin wollen die von Fintels neu entscheiden, wie es mit der Basketball-Karriere für Christian weitergeht. „Hier bei den Flyers kann ich meine Basketballphilosophie umsetzen und ich kann mich bei der Entwicklung junger Spieler einbringen. Es ist wichtig, dass die Talente ruhig entwickelt und ohne den großen Druck an das Profigeschäft herangeführt werden. Ich bin seit zwölf Jahren im Geschäft, habe von der dritten bis zur ersten Liga alles gespielt. Jede Mannschaft will gewinnen und jeder Verein möchte bestmöglichst abschneiden. Daher gibt es immer einen gewissen Druck. Wichtig ist, wie man lernt, damit umzugehen“, erklärt der erfahrene Spieler, der wegen seiner Liebe zu seinem Sport nicht mehr so viele Verbindungen in die heimische Kurstadt hat. „Wenn man im Profibereich unterwegs sein will, muss man diesem Beruf alles unterordnen. Ich habe es gern getan, da es mein Traumberuf ist, den ich mit allem, was er an Entbehrungen mit sich bringt, liebe“, gesteht Christian von Fintel, der bekennende Kaffee-Kenner und Genießer.

Weil man weder in Deutschland noch in Österreich mit dem Basketballsport seine Familie auf ewig ernähren kann, schuf er sich ein zweites Standbein. Im Fernstudium macht er sich mit der Betriebswirtschaft/Wirtschaftswissenschaft vertraut. Kein Wunder, denn später möchte er vom Kaffee und dessen Vertrieb leben. „Ich habe bereits eine eigene Kaffeemarke, die ganz speziell geröstet wird. Seit Dezember ist er auf dem Markt, der Athleten-Kaffee“, verrät Christian von Fintel und betont, dass er Menschen überzeugen möchte, Filter-Kaffee zu genießen. Dazu bietet er auch Lehrstunden, für die er selbst eine Ausbildung absolvierte, natürlich in Italien (Florenz). Wer sich davon einmal überzeugen möchte, wird im Internet über www.athletenkaffee fündig. Wie beim Basketball, so überlässt er auch bei seiner Zukunftsplanung nichts dem Zufall – ein Profi durch und durch und trotzdem bodenständig, sympathisch.

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