Für Friseurmeister Martin Putzke von "Haarkult" kommt der Erlass viel zu spät. "Das hat viel zu lange gedauert", moniert er. Hatte er bis Mittwoch mit seinem Team unter Schutzmaßnahmen im Salon gearbeitet, entschloss er sich nach der Ansprache der Bundeskanzlerin am Abend, sein Geschäft schon ab Donnerstag freiwillig und auf eigenes Risiko zu schließen. "Ich kann es nicht weiter verantworten, meine Mitarbeiter dem Risiko auszusetzen. Die Sache ist wirklich ernst." Der Erlass des Landes und des Wartburgkreises, der dann am Donnerstag kam, "bringt uns nun Sicherheit und die Möglichkeit, Liquiditätsmittel abrufen zu können."
Zutritt beschränkt
Neben dem Einzelhandel müssen auch die gastronomischen Betriebe den Erlass umsetzen. Passanten werden ab heute vor geschlossenen Türen des Restaurants "Bella Vista" am Markt in Bad Salzungen stehen. "Wir erfahren alle Informationen aus dem Internet", sagte Inhaber Fitim Merofci gestern Mittag auf Anfrage. Bereits vor den verschärften Maßnahmen seien deutlich weniger Gäste in das Restaurant gekommen. "Das merken wir schon seit zehn Tagen. Am Mittwoch habe ich nicht einmal 100 Euro Umsatz gemacht", sagte er.
Bereits im Vorfeld des neuen Erlasses hatte das Kurhaus-Restaurant am Burgsee reagiert und den Betrieb am Dienstag dieser Woche eingestellt. "Man kann nicht immer nur abwarten, bis jemand etwas sagt, sondern muss selbst reagieren. Das gibt der gesunde Menschenverstand her", sagte Martin Merbitz, Geschäftsführer der Asklepios Klinik Bad Salzungen, zu der das Kurhaus und das Restaurant gehören. Das Restaurant ist vorerst bis Mai geschlossen, und damit sogar länger als die bisher vorgegebene Frist der Allgemeinverfügung.
Eis vom Eiscafé "Dante Due" gibt es vorerst nur noch im Verkauf außer Haus, jedoch nicht im Café im Goethepark-Center. "Die Saison beginnt gerade. Wirtschaftlich ist das katastrophal. Aber es geht um die Gesundheit von Menschen. Da muss man sich an die Verordnung halten. Sie wurde ja nicht zum Spaß ausgegeben ", sagte der Chef Loris Casagrande. Wie viele Händler und Gastronomen macht er sich Sorgen um die Zukunft. "Wir wissen nicht, wie es weitergeht und haben noch keine Informationen, welche Schritte wir jetzt gehen müssen", sagte er.
Anders als der Einzelhandel und gastronomische Betriebe bleiben Lebensmittelgeschäfte weiterhin geöffnet, bauen jedoch verstärkt auf genügend Abstand. So auch der Haupt- und Getränkemarkt des Herkules- Einkaufscenters. Im gesamten Gebäude dürfen sich nur noch maximal 200 Kunden gleichzeitig aufhalten. "Wir haben die Einkaufskörbe auf diese Anzahl reduziert. Jeder Kunde erhält einen Korb, er ist quasi das Ticket in den Markt", erklärte Hausleiter Henning Unger. Diese neue Regelung wurde gestern bereits umgesetzt. "Die meisten haben Verständnis, ein paar wenige nicht. Aber es dient zum Schutz aller", betonte er.