Bad Salzungen Pause für das „Restaurant der Herzen“

Im „Restaurant der Herzen“ in der Kutscherstube gab es ein kostenloses Essen und viel Raum für Gespräche. Foto: Heiko Matz

Zum finalen Essen wurden in der Kutscherstube eine Kartoffelsuppe, Senfsoße mit Ei sowie ein Schokoladen-Dessert serviert. Über 90 Menschen nutzten das kostenlose Essensangebot. Ganz Schluss ist aber nicht.

 
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Die 20-Liter-Töpfe sind abgewaschen, die Teller abgeräumt. An dem ein oder anderen Tisch sitzt man noch bei einem Plausch zusammen: Am vorerst letzten Tag des „Restaurants der Herzen“ gingen über 90 Essensportionen aus der kleinen Küche der Kutscherstube raus. Für die Vorsuppe aus Kartoffeln war Landtagsabgeordnete Anja Müller (Linke) verantwortlich, das Hauptgericht aus Senfsoße, Eiern, Kartoffeln und Rote Bete hatte Landtagsabgeordneter Sascha Bilay (Linke) zubereitet, ebenso den Schokoladen-Nachtisch. Der Kommunalpolitiker greift gerne zum Kochlöffel. Zu Hause hat er seine Frau quasi vom Herd verdrängt und das klassische Rollenmuster umgekehrt. Er ist für das Mittagessen zuständig – „und da darf mich dann auch keiner stören“ – , sie für das Abendbrot. Auch wenn man im Kochen geübt ist, sind 90 Portionen eine Herausforderung. „Da muss man schon ein bisschen Mut haben“, meint er. Für das „Restaurant der Herzen“ – eine Initiative des Kreisverbands der Linken – stand er das zweite Mal in der Küche. Damit alles reibungslos klappt, hat er zu Hause die Senfsoße schon mal vorgekocht. Einzige Herausforderung: Der handelsübliche Schneebesen des Hobbykochs war für die 20-Liter-Töpfe schlichtweg zu klein. Da war Improvisieren angesagt.

Seit November hatte die Linke mit ihren zahlreichen Helfern immer freitags zum kostenlosen Mittagessen in die Kutscherstube eingeladen. Anfangs wöchentlich, ab März dann monatlich einmal. Dabei ging es nicht nur um die warmen Mahlzeiten, sondern auch um Raum für Treffen, für Gespräche oder um einen Platz zum Aufwärmen. „Es gibt viel versteckte Armut“, hat Anja Müller festgestellt. Auch bei jungen Menschen. „Da waren zwei junge Leute bei uns, die hatten zwei Tage kein Essen gehabt. Das hat mich sehr erschreckt.“ Und es gibt viel Einsamkeit. Für viele der Stammgäste hat sich der Treff am Ende ein bisschen wie Familie angefühlt. „Am Mittwoch gab es deshalb auch ein paar Tränchen“, erzählt Anja Müller über das seit Februar immer mittwochs geöffnete „Café der Herzen“. Auch dieses pausiert wie das „Restaurant der Herzen“ bis Dezember. Dafür bietet man punktuell die eine oder andere Veranstaltung an. Gesetzt ist schon mal immer am letzten Mittwoch im Monat ein Spielenachmittag von 14 bis 17 Uhr. In der Pipeline sind aber auch eine Tanzveranstaltung am 26. Mai oder eine Cocktail-Vorführung. Für Letztgenanntes hat man Tommy Köhler gewinnen können, einen ausgebildeten Barkeeper. „Es geht uns darum, den Kontakt zu den Menschen, die zu uns gekommen sind, nicht abreißen zu lassen“, erklärt Anja Müller.

Eine Welle der Hilfsbereitschaft

Für ihr Engagement erhält die Linke viel Dankbarkeit und Zuspruch. Erlebt hat man aber auch eine Welle der Hilfsbereitschaft. Über 40 Helfer haben sich in der kurzen Zeit gefunden. „Einfach so – ohne Aufruf.“ Das habe richtig gut getan und natürlich entlastet, wenn in der Küche zusätzliche fleißige Hände anpacken oder andere beim Servieren helfen. Annett Neumann zum Beispiel habe sich sehr oft um die Vorsuppen gekümmert. Elka Rödl, Jürgen Putzke und Christina Michael haben mehrmals in der Küche geholfen. „Es gibt viele Menschen, die Hilfe brauchen. Und es gibt viele Menschen, die auch bereit sind, ihre Hilfe anbieten. Das ist keine Einbahnstraße“, fasst es Sascha Bilay abschließend zusammen.

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