Johann Theodor Roemhildt, in Salzungen geboren, gilt als Revolutionär in der Barockzeit, der den Übergang in die nächste Epoche (Klassik) mit bereitete. Aus seiner Zeit als Chordirektor in Spremberg und Hofkapellmeister am Merseburger Hof sind etwa 200 Kantaten, vier Messen, eine Motette und Instrumentalwerke überliefert. Seine Kompositionen waren zu Lebzeiten und kurz danach wahrscheinlich verbreiteter als die des zeitlich und räumlich nahen Johann Sebastian Bachs. "Ein Sohn dieser Stadt, dessen Werk wir hier noch gar nicht kennen", machte Kathleen Hess aufmerksam. Mehr als hundert seiner Kantaten wurden beispielsweise noch bis in die 1790er-Jahre in Danzig aufgeführt. Das professionelle Ensemble Goldberg Baroque aus Danzig wird einige davon in der Bad Salzunger Stadtkirche präsentieren.
Schließlich holte man sich noch die Gemeinde Barchfeld ins Boot. "Ein Ort, der ebenfalls eine interessante barocke Historie besitzt." Es gibt Werke aus dem Notenarchiv der Adelsfamilie von Hessen-Philippsthal-Barchfeld als Beispiel aristokratischer Musikkultur an Kleinsthöfen des mittleren 18. Jahrhunderts. Landgraf Adolf und seine Frau Wilhelmine Luise musizierten mit Familienmitgliedern und legten so den Grundstock für eine heute mehr als 450 Werke umfassende Notensammlung. Originalwerke sollen zur Aufführung kommen.
Der Bad Liebensteiner Ortsteil Steinbach steht sinnbildlich für ein barockes Bergdorf, weithin sichtbar die Barockkirche. Johann Jacob Bach wirkte hier als Kantor. Sein Sohn Johann Ludwig, der spätere Meininger Hofkapellmeister, erhielt hier seinen ersten Instrumentalunterricht. Die umfangreiche Notensammlung des Steinbacher Pfarrarchivs beinhaltet zahlreiche Trauermotten des mittleren 18. Jahrhunderts, größtenteils von Kantoren und Komponisten aus der Region. Sie bilden ein Paradebeispiel der barocken Trauerkultur. Auf einigen Notenumschlägen sind sogar die Namen der Verstorbenen notiert, zu deren Begräbnis die Werke gespielt wurden.
Umgesetzt werden soll das Konzept - eine Mischung von Auftritten professioneller Künstler und lokaler Akteure - mit etlichen Partnern: Ensembles, Kirchen, Chören, kulturinteressierten Bürgern und Vertretern der Kommunen. Die Bad Salzunger Musikschule beteiligt sich ebenfalls an dem Projekt. Ein Ensemble "Alte Musik" wurde ins Leben gerufen. Passende Instrumente wie Sopran-, Alt- und Tenorblockflöten in alter Stimmung sind gekauft, die Proben laufen und machen den Schülern viel Spaß.
Im Februar hatte man alles unter Dach und Fach, einschließlich der Fördermittel und Zuschüsse. Ein mühsamer Weg. "Und dann kam Corona. Das war sehr deprimierend. Wir können die Veranstaltungen nicht wie geplant im Juni anbieten", erklärt Kathleen Hess. Jetzt orientiert man sich auf den Herbst. "Wir müssen sehen, wie sich die Situation entwickelt." Es soll auf keinen Fall einfach alles in der Schublade verschwinden.
Kathleen Hess kann sich gut vorstellen, dass das Konzept fortgesetzt wird. "Es könnte ein Blaupause für weitere Veranstaltungen sein." Als Idee nennt sie die "Straße der Romantik".