Bach-Festival Arnstadt Noch drei Wochen bis Bach

Berit Richter
Klaus Mertens und Jörg Reddin (von links) freuen sich schon sehr auf das Bach-Festival in drei Wochen. Foto: Berit Richter

Die Vorbereitungen für das Arnstädter Bach-Festival, das dieses Jahr vom 13. bis 17. Juli stattfindet, laufen auf Hochtouren. Fünf Tage lang gibt es hochklassige Musik.

 
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„Ab sofort beginnt sich die Stadt fürs Bach-Festival zu schmücken“, sagt Festival Managerin Alexandra Lehmann. Die ersten großen Banner hängen schon, in den nächsten Tagen werden weitere Plakate sowie Fahnen an den Ortseingängen folgen. Gehalten ist all dies nicht mehr im strahlenden Gelb der früheren Jahre, sondern im flammenden Weinrot des im letzten Jahr neu vorgestellten Logos.

Wie schon 2021 musste das Festival aufgrund der Corona-Pandemie vom März in den Sommer verlegt werden. Die Vorfreude ist groß bei Jörg Reddin, dem künstlerischen Leiter des Arnstädter Bach-Festivals. Schon vor zwei Jahren hatte er ein Konzertprogramm erarbeitet, dass sich ganz auf das Lied als musikalische Form konzentriert. Doch dann kam Corona mit all seinen Einschränkungen. Das 2020er Bach-Festival fiel komplett aus und wurde dann mit dem bereits geplanten Programm 2021 im Sommer nachgeholt, was zur Folge hatte, dass das 2021er Thema in nächste Jahr verschoben wurde. Nun kann das Bach-Festival endlich unter dem Motto „Lied, Klang und Gesang“ stattfinden.

„Jede Verschiebung“, verrät Jörg Reddin, „bringt natürlich auch Änderungen im Programm mit sich. Aber das muss nicht immer negativ sein“. Ein Beispiel dafür ist das Eröffnungskonzert am 13. Juli, dass auch ohne Gesang perfekt zum diesjährigen Festivalmotto passt. Die Pianistin Ragna Schirmer spielt Vokalmusik, die von bedeutenden Komponisten, wie Johann Sebastian Bach und Franz Liszt, für das Klavier bearbeitet wurden.

Mehr Kirchen

Einen Vorteil bringt die Verlegung in den Sommer allemal: Jetzt können auch die Ober- und die Liebfrauenkirche genutzt werden, die im März noch zu kalt für Konzertgenuss wären. So freut sich Klaus Mertens auf seinen Auftritt in der Arnstädter Oberkirche. Dort wird der vielfach ausgezeichnete Bassbariton am 15. Juli geistliche Lieder aus Schemellis „Musicalischem Gesangbuch“ zum Besten geben.

„Für mich ist es stets etwas sehr Besonderes und zusätzlich Motivierendes, an originalen Orten singen zu können. So verhält es sich auch mit Arnstadt, wo der junge Bach bereits Großes schuf“, sagt er. „Dass ich in meiner bisherigen Karriere das große Glück hatte, als weltweit einziger Sänger das gesamte vokale Werk Johann Sebastian Bachs und Dieterich Buxtehudes in zahllosen Konzerten zu singen und auf CD zu produzieren, erfüllt mich mit großer Dankbarkeit, Freude, auch mit ein wenig Stolz. Die Frage nach der damit gewiss auch verbundenen physischen Belastung – all dies ist natürlich auch ein Kraftakt – stellte sich mir dabei allerdings nie. Bis heute werden bei mir derartige Fragen überlagert von meiner grenzenlosen Begeisterung für die Vokalmusik – heute freilich mit einem schier grenzenlosen Spektrum – und der Freude am Gesang.“

„Im Gegensatz zu anderen Epochen – vorher wie nachher – begeistert mich am Barock die Fülle, Pracht und Üppigkeit auf allen Ebenen“, fährt Klaus Mertens fort. „In der Musik – hier exemplarisch und im besten Sinne nicht nur in den vokalen Werken Bachs zur Übereinstimmung gebracht – kommen für mich der Gottesbezug, die tiefe Gläubigkeit hinzu. Etwas, was heute weitgehend abhanden gekommen ist und beim Erleben Bachscher Musik wieder durchschimmert.“

Und was ist das persönliche Highlight für Jörg Reddin? „Singer Pur werden sicher fantastisch“, verrät der Kirchenmusiker, „aber besonders spannend finde ich Dorothee Mields und Christine Schornsheim. Für dieses Konzert bringen wir einen historischen Flügel aus dem 18. Jahrhundert in die Liebfrauenkirche“.

Und dann hat Reddin noch einen besonderen Tipp für alle Festivalbesucher: „Die neue Bach-Ausstellung im Schlossmuseum wurde kurz vor dem ersten Lockdown eröffnet und ist durch Corona bisher leider ein bisschen untergegangen. Wer sie noch nicht kennt, sollte sie auf jeden Fall einmal besuchen.“

Zu Gast in Leipzig

Bevor es los geht mit dem Arnstädter Bach-Festival stand aber erst einmal ein Besuch beim Leipziger Bachfest an. „Der Komponist Johann Sebastian Bach verbrachte die Hälfte seines Lebens in Thüringen, bevor es ihn nach Köthen und Leipzig zog. In diesen Tagen erinnert Leipzig mit dem Bachfest an den großen Thomaskantor. Arnstadt feiert sein Bach-Festival. Bei so vielen Gemeinsamkeiten bleiben gegenseitige Familienbesuche in den Bachorten nicht aus“, erklärt Alexandra Lehmann.

Am 13. Juni durfte der Arnstädter Bachchor, dessen Chorleiter Jörg Reddin ist, vor ausverkauftem Haus im Leipziger Paulinum singen. Einen Tag später begab sich das Bachfest Leipzig zu einer Konzertfahrt nach Arnstadt, um auf den Spuren der Familie Bach zu wandeln. Die beiden gegenseitigen Konzerte sind aber nicht der einzige Austausch zwischen den Bachstädten.

Alexandra Lehmann warb in Leipzig für die Arnstädter Konzertreihe. Gelegenheit dazu bot die Präsentation der Himmelsburg durch die Thüringer Tourismus GmbH. Die Himmelsburg, für die Bach seine wunderbaren Weimarer Kantaten schrieb, ging 1774 durch einen Brand verloren. In einem ambitionierten Projekt wurde sie zumindest virtuell wieder errichtet. Mit VR-Brille und Kopfhörer können Bach-Freunde eine Zeitreise in die Bach-Zeit unternehmen und mit der Kantate „Himmelskönig, sei willkommen“ die besondere Akustik der einstigen Weimarer Schlosskapelle erleben.

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