IG Metall: "Wir müssen da zusammen durch"
Auch die Gewerkschafterin sieht hausgemachte Probleme, für welche "das Management die Verantwortung übernehmen sollte". Aktionärinnen und Aktionäre sollten zudem bei der Höhe der Dividenden Abstriche machen. "Wir müssen da zusammen durch", sagt Benner. Für einige Zulieferer sei die Situation allerdings hart. "Kostendruck und hohe Investitionskosten für die Transformation bei ausbleibenden Erträgen bringen viele an den Rand der Existenznot", so Benner.
Die Einschätzung zu den Zulieferern teilt auch Autoexperte Schwope. Bei denen sehe es wesentlich düsterer aus. Diese hätten in den letzten Jahren erschreckend schwache Gewinnspannen eingefahren. "Wenn jemand in der Krise ist, dann sind das die Zulieferer", sagt Schwope.
Wie kommt die Industrie zurück zu alter Stärke?
Um zurückzukommen, müssten die deutschen Hersteller auf dem chinesischen Markt wieder stärker werden. "Und sich dort vielleicht auch neue heimische Partner suchen", sagt Schwope.
Da die Autohersteller nur sehr begrenzten oder gar keinen Einfluss auf die unbeständigen regulatorischen Bedingungen hätten, sei es umso entscheidender, dass sie ihre internen Strukturen optimieren, ihre Handlungsfähigkeit und Geschwindigkeit erhöhen sowie Kosteneinsparungen vornehmen, teilt EY-Experte Gall mit. Bei der E-Mobilität seien die deutschen Konzerne inzwischen deutlich besser aufgestellt als noch vor einigen Jahren, sodass sie gute Chancen hätten, auf diesem Markt ganz vorn dabei zu sein.
Anziehende Zahlen bei der E-Mobilität beobachtet auch IG-Metall-Chefin Benner. "Da tut sich was", sagt sie. Die Unternehmen müssten jetzt einen langen Atem beweisen und weiter in Zukunftsprodukte investieren. Das werde sich auszahlen, wenngleich die Durststrecke für den einen oder anderen gerade etwas lang werde, so Benner.
Industrie fordert Reformen
Die Industrie selbst fordert derweil Reformen für die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes. So seien etwa die Zulieferer mit ihren Produkten international wettbewerbsfähig, der Standort Deutschland hingegen nicht, teilte der Geschäftsführer des Verbands der Automobilindustrie, Jürgen Mindel, mit. Wettbewerbsfähigkeit und Standortattraktivität müssten zur politischen Top-Priorität in Berlin und Brüssel werden.
Der Berater Harald Christ blickt gar nicht so negativ in die Zukunft. Die deutsche Automobilindustrie könne eines sehr gut, nämlich aus einer schwierigen Ausgangssituation wieder eine neue Innovationsoffensive zu starten. Die deutschen Hersteller hätten einiges, was Autos der Zukunft angeht, gelernt. Und: "Die deutsche Automobilindustrie wurde schon mehr als einmal abgeschrieben."