Auszeichnung in Berlin Planerpreis für Oberhofer Bahnprojekt

Das Suhler Planungsbüro Hoffman.Seifert.Partner wurde bei der Verleihung des Deutschen Ingenieurbaupreises ausgezeichnet. Eine Ehrung gab es für den Umbau der Rennschlittenbahn in Oberhof.

 
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Die Rennschlittenbahn in Oberhof: Für die Umgestaltung wurde jetzt ein besonderer Preis an das Suhler Planungsbüro Hoffmann.Seifert.Partner verliehen. Foto: IMAGO/Karina Hessland

Auf nach Berlin – das sagten die Ingenieure und Architekten des Suhler Planungsteams um Jens Hoffmann, als sie zur Verleihung des Deutschen Ingenieurbaupreises eine Nominierung mit dem Projekt „Umbau und Modernisierung der Rennschlittenbahn Oberhof“ für Ende November eine Einladung in das Deutsche Technikmuseum nach Berlin erhielten.

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Neben Jens Hoffmann als Projektleiter für die Umplanung der Rennschlittenbahn machten sich Elvira Werner und Sebastian Reich, beides Architekten bei Hoffmann.Seifert.Partner Architekten Ingenieure Suhl (HSP), Josef Trabert und Gunter Jecke als die zuständigen Ingenieure für Tragwerksplanung und Isabel Arnold als zuständige Planerin für die Wärmeerzeugungs- und Kälteanlagen stellvertretend für die 25 Bauingenieure des Planungsteams von HSP auf den Weg in die Hauptstadt. Sie wurden begleitet von Sylvia Böhm von der Auftraggeberschaft, dem Thüringer Wintersportzentrum Oberhof.

Ihr großes Ziel für diesen Tag war die Preisverleihung des Deutschen Ingenieurbaupreises. Nach einer Projektvorauswahl erfolgte durch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen in Berlin eine ausführliche Besichtigung der Rennschlittenbahn in Oberhof einschließlich ihrer technischen Anlagen. Es folgten durch eine achtköpfige Fachjury unter Leitung von Andreas Keil intensive Beratungen und im Ergebnis die Bekanntgabe von sechs Projektnominierungen für den Deutschen Ingenieurbaupreis 2024 in Berlin aus den insgesamt 18 eingereichten Arbeiten.

Weltweit einzigartiges Tragsystem

Der Fokus der Jury bei der Projektauswahl lag dabei besonders auf nachhaltigen, innovativen, qualitätsvollen und ressourcenschonenden Projekten, die wegen hoher fachlicher Komplexität Teamarbeit zur Erreichung ihrer Projektziele voraussetzen. HSP konnte mit der umfassenden Modernisierung der Rennschlittenbahn punkten. „Der Umbau und die Modernisierung der Rennrodelbahn waren in vielerlei Hinsicht ingenieurtechnisch anspruchsvoll und sind ein positives Beispiel, wie unter schwierigen Rahmenbedingungen eine hervorragende Zusammenarbeit aller Disziplinen zum Erfolg führen kann“, so das Urteil der Jury. Kern des Projektes bildete die neue freitragende Dachkonstruktion, aus vollständig einzeln vorgefertigten Schalenelementen und dem neuen, weltweit einzigartigen, Tragsystem mit optimierten Spannweiten, womit auf eine Vielzahl an Stützen verzichtet werden konnte. Die fahrdynamische Bahnschalenoptimierung und die energetische Sanierung der 1354 Meter langen Bahn, mit völlig frei einsehbaren Bahnabschnitten auf bis zu 173 Metern Länge, rundeten das Projekt ab.

Für die einer Schlangenhaut ähnelnden Dachdeckung der neuen Bahnschale aus kupferfarbenen Aluminiumschindeln war ein Fichtenzapfen der Ideengeber. Jens Hoffmann lies es sich mit einem Augenzwinkern nicht nehmen, diesen Fichtenzapfen Dirk Scheinemann als Vertreter des Bundesministeriums für Wohnen Stadtentwicklung und Bauwesen zu überreichen.

Die Rennschlittenbahn verfügt heute über fünf wettkampfkonforme Starthöhen und wurde durch einen Kinderstart ergänzt, was die Trainingsbedingungen für Kinder und Jugendliche spürbar verbessert hat. Das zehn Hektar große Gesamtareal ist Teil des Landschaftsschutzgebietes Thüringer Wald und liegt im Schutzgebiet einer Trinkwassertalsperre. Um dem Rechnung zu tragen, wurde die Gebäudeanzahl von 34 auf 14 Gebäude reduziert und damit durch Doppelnutzungen effizienter. Mittels Hybridbauweise aus Beton und naturbelassenem Holz wurde eine Gesamtgebäudefläche von 4300 Quadratmeter neu geschaffen.

Mit der Stromeigenerzeugung der neuen PV-Anlagen können bis zu 80 Prozent des Stromverbrauchs der Bahn abgedeckt werden. Die Abwärme der Kälteerzeugungsanlage wird für das Beheizen der Gebäude genutzt. Zwei LED-Beleuchtungslichtreihen ermöglichen eine bedarfsgerechte Schaltung beim Rodelbahnbetrieb. „Die aus dem Planungsansatz resultierenden Energieeinsparungen sind insgesamt wegweisend“, so die Jury weiter.

Verleihung nur alle zwei Jahre

Für den Deutschen Ingenieurbaupreis 2024 als bedeutendsten Preis für Bauingenieure in Deutschland nominiert zu sein und dieses Ereignis hautnah miterleben zu dürfen, war für das Suhler Planungsbüro eine große Ehre. Schließlich wird dieser Preis der Bundesregierung für Ingenieursbaukunst nur alle zwei Jahre verliehen.

Den Staatspreis von den sechs nominierten Projekten bekam der Luftschiffhangar in Mühlheim an der Ruhr. HSP aus Suhl erhielt mit seinem Projekt „Umbau und Modernisierung der Rennschlittenbahn Oberhof“ die darauffolgende Auszeichnung, dotiert mit 4000 Euro. Eine Auszeichnung erhielten auch drei weitere Projekte, und zwar die Müngstener Brücke in Solingen-Schaberg, die Werk- und Forschungshalle Diemerstein in Frankenstein und das Neue Schiffshebewerk in Niederfinow. Am Ende dieses Abends hatte das HSP-Team zwar nicht den ersten Platz belegt, war jedoch angekommen unter den besten fünf Büros Deutschlands und hielt glücklich die von Bundesbauministerin Klara Geywitz und von Bundesingenieurkammerpräsident Heinrich Bökamp überreichte Auszeichnung in den Händen.