Ausstellungen, Vorführungen, Gespräche Interkulturelle Begegnung

Berit Richter
Schon im letzten Jahr studierte Helmut Eisel mit Musikschülerinnen Klezmer-Werke ein. Foto: Berit Richter

Zum zweiten Mal werden im September die Achava-Festspiele im Ilm-Kreis Station machen. Es gibt Ausstellungen, Filmvorführungen, Gespräche und ein Nachwuchsprojekt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Arnstadt - „Das hebräische Wort Achava – Brüderlichkeit – ist auch im Themenjahr ‚1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland’ und ‚Neun Jahrhunderte jüdisches Leben in Thüringen’ ein wichtiger Aufruf gegen Diskriminierung und Antisemitismus, für Solidarität und Verständigung“, sagt Martin Kranz, Intendant der Achava-Festspiele. Diese werden vom 19. September bis zum 3. Oktober in zahleichen Thüringer Städten stattfinden. Zum zweiten Mal kommt das Festival auch in den Ilm-Kreis.

„Die Achava-Festspiele stehen seit sieben Jahren für interkulturelle Begegnung in Thüringen. Mit Konzerten, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, Film- und Theaterpremieren sowie einem umfassenden Schülerprogramm zeigen sie, wie Kunst, Kultur und der persönliche Dialog aufklären und Herzen öffnen kann“, so Martin Kranz.

Ein Schülerprojekt wird auch an der Musikschule Arnstadt-Ilmenau wieder eine große Rolle spielen. Klarinettist Helmut Eisel und die Musiker des Thüringer Bach Collegiums führen dort vom 20. bis 26. September, wie schon im letzten Jahr, einen einwöchigen Musikworkshop durch. Dessen Ziel ist die Gründung eines Projektorchesters, bestehend aus circa 40 Schülerinnen und Schülern der Musikschule und den Profimusikern. In der fünftägigen Probenphase unter Leitung von Helmut Eisel wird an Werken von Barock bis Klezmer gearbeitet. Ziel ist es, die jungen Musiker für eine Zeitreise durch die Musik zu begeistern. Höhepunkt der Probenarbeit wird am 26. September das Konzert mit Schülern und Meistern im Arnstädter Theater sein.

Am 21. September wird in der Liebfrauenkirche die in der Schweiz lebende ungarische Regisseurin Eva Stocker-Füzesi den zweiten und dritten Teil ihrer Dokumentarfilm-Trilogie „Leben nach dem Überleben“ zeigen. Sechzehn Überlebende erzählen darin, wie sie nach der Shoa ihr zweites Leben begannen. Bis auf die Knochen abgemagert, oft mit einer schweren Krankheit belastet, begannen sie bei null. Was geblieben war, war ihr Lebenswille, Mut, Fleiß und Kraft trotz enormen Schwierigkeiten, ihr Leben selber zu gestalten, sich ausbilden zu lassen, zu arbeiten und eine Familie zu gründen.

Gezeigt wird ein Ausschnitt, in dem drei von den sechzehn Überlebenden – Esther Bejarano, Katharina Hardy sowie Éva Fahidi-Pusztai – erzählen, wie sie ihr Leben nach dem Überleben gemeistert haben. Anschließend gibt es ein Gespräch mit der Regisseurin.

Am 22. September findet im Theater ein Livestream-Gespräch zwischen dem Argentinier Stefan Goldschmidt, Nachfahre von Hermann Aron Ehrlich, Jörg Kaps, Beauftragter für das Jüdische Erbe der Stadt Arnstadt, und Martin Kranz statt. Die Familiengeschichte des Hermann Aron Ehrlich war nicht einmal seinen Ururenkeln bekannt, nachdem die Familie um die 1940er Jahre emigrieren musste. Erst Jörg Kaps rief sie im Zuge seiner Forschungen zur Verlegung der Stolpersteine wieder ins Bewusstsein.

Der Thüringer Kantor Ehrlich begründete 1851 die erste Zeitschrift über synagogale Musik, die höchst erfolgreich war. Stefan Goldschmidt spricht nun von bewegenden Momenten bei der Wiederentdeckung seiner Vorfahren.

Im Milchhof wird am 24. September die Ausstellung „32/1938/0 – Die Synagogen in Thüringen“ eröffnet. 32 Fotografien von Jan Kobel und Texte von Judith Rüber zeigen die Orte der 32 ehemaligen Synagogen in Thüringen und reflektieren unseren heutigen Umgang mit ihnen. Auch die aktuelle Sonderausstellung des Schlossmuseums „Jüdische Familien aus Arnstadt und Plaue“ fand Aufnahme ins Programm.

Wichtig sind Achava zudem Gesprächsrunden mit Schülern. „Die Erfahrungen aus 2020 haben uns gezeigt, dass die Begegnung und das Gespräch zwischen den Generationen wichtiger denn je sind. Diese Gesprächsformate helfen, Vorurteile abzubauen, Wissenslücken zu schließen und berühren emotional und empathisch“, sagt Martin Kranz.

Bilder