Die Vorbilder waren Nussknacker aus Sonneberg. „Anzunehmen, dass Wilhelm Füchter eines der beiden Bücher oder gar einen Thüringer Nussknacker in seine Hände bekam und daraus seine ganz eigenen Typen entwickelte“, schlussfolgern Riedel und Co. Auch die ersten für das Erzgebirge so typischen Lichterhäuser aus Pappe oder Papier sollen Thüringer Bergleute in ihrer Freizeit gefertigt haben.
Weitere Gemeinsamkeiten von erzgebirgischer und thüringischer Weihnacht waren schnell gefunden. Etwa, dass einst in der Seiffener Drechslerstube ebenso bitterste Armut herrschte wie bei den Lauschaer Glasbläsern, sodass bis zu den kleinen Kindern alle bei der Arbeit mithelfen mussten. Die fertigen Waren wurden hier wie dort über Verleger in die ganze Welt hinaus verkauft. „Während aber der erzgebirgische Spielzeugverleger die Heimindustriellen mit Ideen und Materialien versorgte und die Waren kontinuierlich über das Jahr erwarb, war das Sonneberger Verlegersystem doch anders. Die Glasbläser mussten Ideen entwickeln, Material vorfinanzieren und dann hoffen, dass der Verleger die Waren abnimmt“, heißt es in der Ausstellungsankündigung.
Enorme Vielfalt ausgestellt
Zu sehen gibt es dort alles, was zu einem richtigen Weihnachtsfest dazugehört. Gedrechselte und geschnitzte Weihnachtsfiguren, darunter Nussknacker und Räuchermännchen, Pyramiden, Puppenstuben, Kaufläden, Burgen, eine große Märklin-Eisenbahn und mehr. Auch einen Rummelplatz hat die Ausstellung zu bieten, und er wird jedes Jahr um einige Exponate erweitert, sodass er inzwischen nur noch im Festsaal Platz findet.
Hinzu kommen mechanischen Weihnachtsberge, interessante Miniaturwelten mit Szenen aus Jagd und Holzeinschlag.
Der Drechslerwerkstatt mit Fußdrehbank, originalen Werkzeugen und Halbfabrikaten wird nun erstmalig eine Lauschaer Glasbläserstube gegenübergestellt, Informationen zur Entwicklung der Glasherstellung speziell in Lauscha inklusive. Auch die Legende vom armen Glasbläser, der mangels Geld für Früchte den gläsernen Christbaumschmuck erfand, hat ihren Weg in die Ausstellung gefunden. Ebenso wie nachweisbare historische Details, etwa das von 1836 stammende Relief in der Liebfrauenkirche zu Steinheid, zu der damals auch die Lauschaer eingepfarrt waren, das einen Tannenzweig mit Glaskugel zeigt.
Achtung vor der Handwerkskunst fördern
„Das Ergebnis kann sich sowohl in Umfang wie Qualität sehen lassen“, finden die Ausstellungsmacher. Neben dem „Bolg“ sind alle notwendigen Materialien zum Blasen von Christbaumschmuck ausgestellt. „In weiteren Arbeitsgängen werden die Kugeln versilbert, bemalt, auf Nagelbrettern getrocknet und endlich verpackt. Freitag türmte dann die Hausfrau die Kartons mit der Arbeit einer Woche auf ihren Tragekorb hoch auf und marschierte über Stock und Stein nach Sonneberg zum Verleger. Auch das ist in der Ausstellung zu sehen“, beschreibt Riedel. Aufmerksame Beobachter würden hier deutlich erkennen, wie viele Mühen und Handgriffe zur Fertigung einer gläsernen Christbaumkugel nötig sind und diese künftig bestimmt viel mehr würdigen und wertschätzen.
Einzelne Exponate sind in Vitrinen ausgestellt. Darunter auch eine Reihe Thüringer Nussknacker in ihrer ganzen Vielfalt vom klassischen Soldaten bis zu Karikaturen der Kaiser Napoleon und Wilhelm. Die Ausstellung findet in zwei Etagen im Schloss statt. Im Erdgeschoss sind die Kameliendrogerie und die Schlossküche weihnachtlich geschmückt. Im mittelalterlichen Schlossgewölbe kann man sich bei Glühwein, Kaffee und Stollen stärken.
Geöffnet ist noch bis 18. Dezember Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Montag von 10 bis 16 Uhr.
www.kamelienschloss.de