Ausstellung Von Abenteuer, Grusel und Details

Silke Maruhn liebt Details, die sie an längst vergessenen Orten entdecken und fotografieren kann. Ihre Ausstellung „Lost Places“ ist in der Zella-Mehliser Bibliothek zu sehen. Foto: /M. Bauroth

Die Kamera ist für Silke Maruhn ein treuer Begleiter. Nie geht sie ohne aus dem Haus. Denn etwas Spannendes gibt es stets zu entdecken. Oft locken offene Türen die Hobbyfotografin an längst vergessene Orte.

 
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Eine offene Tür ist für Silke Maruhn stets eine Einladung. Vor allem dann, wenn das Haus unbewohnt und dem Verfall preisgegeben ist. Das ist für die Hobbyfotografin richtig spannend. Ihr Abenteuergeist ist geweckt und das Gebäude muss erkundet werden. Das Ergebnis ihrer Entdeckungsreisen ist in zwölf Bildern in der Stadtbibliothek in Zella-Mehlis zu sehen.

Lost Places“ heißt die Ausstellung von Silke Maruhn, denn auf den Fotos sind ausschließlich verloren gegangene Orte – so die Übersetzung – zu sehen. Auch in und um Suhl gibt es einige zu entdecken. „Im alten Haseltalschwimmbad kann man nur noch im Wald duschen“, sagt Silke Maruhn mit Blick auf das Foto. Es zeigt den alten Duschkopf, der mitten im Grün steht. Es sei erstaunlich, wie sich die Natur alles zurückhole. Auch bei den Fotos der Beelitz-Heilstätten ist das zu sehen: „Aus den Zimmern wachsen Bäume“.

Silke Maruhn fotografiert seit zehn Jahren. „Ich habe eine Kamera geschenkt bekommen und bin einfach losgezogen“, erzählt sie. Im Laufe der Zeit habe sich ihr Fokus immer mehr auf die Details gelegt. Das spiegelt sich in der Ausstellung wider. Nie ist auf den Fotos das gesamte Objekt zu sehen, sondern immer ein Auszug. Etwa das Treppengeländer in der alten Simson Villa, der Kronleuchter im ehemaligen Gästehaus des Ministerrats in Oberhof oder die Flügeltür zum Treppenhaus des alten Kur- und Kinderheimes „Hilde Coppi“ in Schleusingen. „Das Haus an sich ist für mich eher langweilig, aber drinnen findet man immer interessante Details“, sagt die Wahl-Suhlerin. Wichtig zu betonen ist, dass sie keinesfalls unbefugt die Orte betritt. Für das alte Gästehaus in Oberhof hat sie um Erlaubnis gefragt, die Beelitz-Heilstätten seien ohnehin nur mit Führung zu besichtigen. „Aber wenn kein Zaun drumherum ist und die Tür offen steht, dann schaut man um die Ecke“, sagt sie schmunzelnd. Wobei sie zugibt, dass es sie manchmal Überwindung kostet: „Ganz allein, mit einer Taschenlampe, das ist schon gruselig“.

Die Kamera hat Silke Maruhn immer dabei. Etwas Interessantes begegne ihr immer. „Irgendwann hab ich gedacht, die Festplatte ist voll, jetzt hörst du auf. Aber das geht nicht“, sagt sie. Viel zu groß ist ihr Drang, mit Details und Kameraeinstellungen wie Unschärfe oder Tiefe zu spielen. Auch als die 56-Jährige für elf Monate nach Paraguay ging, war die Kamera ein treuer Begleiter. So hat sie die Telefon- und Morsetechnik der alten Dampfloks fotografiert.

Die Auswahl für die Ausstellung in der Bibliothek zu treffen, war nicht einfach. So viele Bilder sind im Laufe der Jahre zusammengekommen. „Ich könnte den ganzen Raum befüllen“, sagt sie und lacht.

— Bis 31. Dezember 2022: Ausstellung „Lost Places“, Fotografien von Silke Maruhn, in der Stadt- und Kreisbibliothek Zella-Mehlis. Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag: 10 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 18 Uhr, Mittwoch: 10 bis 12.30 Uhr, Freitag, 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr.

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