Zum 100. Geburtstag des Malers Willi Sitte (1921-2013) ist in der gleichnamigen Galerie in Merseburg im Sommer eine Ausstellung geplant. Etwa 140 Arbeiten von 75 Künstlern sollen vom 10. Juli bis 9. Januar 2022 gezeigt werden, wie der Vorsitzende des Fördervereins der Willi Sitte Galerie, Michael Finger, sagte. Dazu gehören Werke der Malerei, Grafiken und Skulpturen. Sitte ist wegen seiner Rolle als DDR-Kulturfunktionär umstritten. Als Maler gilt er als einer der bedeutendsten Vertreter des 20. Jahrhunderts. Das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) plant im Herbst eine Sitte-Schau, mit kritischer Auseinandersetzung mit dem Künstler.

Nach Angaben von Finger werden in der Merseburger Ausstellung auch Bilder gezeigt, die Sitte zuletzt gezeichnet habe. «Wir hoffen, dass wir wegen der Corona-Pandemie im Sommer öffnen können», sagte er. Als Leihgaben würden dann Werke von Künstlern aus Sittes Zeit zu sehen sein. Der Maler war 2013 an seinem langjährigen Wohn- und Arbeitsort in Halle im Alter von 92 Jahren gestorben. Sitte war Präsident des Verbandes Bildender Künstler der DDR und saß zeitweilig in der Kulturkommission des Zentralkomitees der SED.

In der westdeutschen und europäischen Kunstszene wurde er spätestens durch seine Teilnahme an der «documenta» im Jahr 1977 in Kassel wahrgenommen, wo er zusammen mit den Begründern des Malstils «Leipziger Schule» wie Bernhard Heisig (1925-2011), Wolfgang Mattheuer (1927-2004) und Werner Tübke (1929-2004) die DDR vertrat.

Sitte wurde am 28. Februar 1921 in Kratzau (Chrastava in Tschechien) geboren. Die Galerie in Merseburg war anlässlich seines 85. Geburtstages eröffnet worden. Der Förderverein engagiere sich ehrenamtlich um die Ausstellungen in dem Haus. Unterdessen ist die Willi Sitte Stiftung (Merseburg/Saalekreis) mangels Kapital nach Angaben des Landesverwaltungsamtes in der Auflösung. Die Zukunft der Merseburger Galerie in ihrer bisherigen Art gilt als ungewiss. Der Förderverein strebt zumindest eine teilweise weitere Nutzung der Flächen für Kunstausstellungen über den Januar 2022 an, wenn die geplante Schau endet.