Von 1932 bis 1937 übernimmt er abermals die Direktion der Sonneberger Kunstgewerbeschule.
Weggang von der Kunstgewerbeschule
Dann erfolgt der Bruch. Die Schule soll in ein anderes Gebäude verlegt werden und das Spielzeugmuseum darf das für die Kunstgewerbeschule vorgesehene moderne Gebäude am heutigen Standort nutzen. Karl Staudinger ist entsetzt und empört. Hinzu kommen die sich zuspitzenden politischen Verhältnisse, der Druck durch die NSDAP auf den Schulbetrieb. Er legt sein Amt als Direktor der Kunstgewerbeschule nieder und arbeitet fortan als freischaffender Künstler. Er ist jetzt 64 Jahre alt.
Schon bevor er nach Sonneberg gekommen ist, hatte er sich einen Namen als Maler, Grafiker und Karikaturist gemacht. Noch heute ist sein Name in den Ausstellungskatalogen der Dachauer Künstlervereinigung zu finden, die sich anfänglich, wie die Künstlergruppe in Worpswede, den Ideen des Impressionismus verschrieben hatte.
Von dem begnadeten Künstler Karl Staudinger sind zahlreiche Aquarelle und Radierungen erhalten, Holzschnitte und Gebrauchsgraphiken. Bei vielen Sonnebergern hängen heute noch Arbeiten, die Ansichten von Sonneberg und der umliegenden Ortschaften zeigen aber auch solche, die das schwierige Leben in der Nachkriegszeit widerspiegeln.
Seinen Humor und seinen Witz kann man beim Betrachten seiner Buchillustrationen erahnen.
In Schriftstücken seiner Zeitgenossen ist zu lesen, dass sie Karl Staudinger für einen leisen und humorvollen Menschen gehalten haben. Mit seiner Beobachtungsgabe und seiner Menschenkenntnis konnte er die Mitmenschen treffend karikieren.
Karl Staudinger war im Kulturbund der DDR aber auch in seiner Heimat eine bekannte Persönlichkeit. In den Jahren 1984 und 2008 wurden in Sonneberg Werke des Künstlers ausgestellt, teilweise zusammen mit Werken des Malers Franz Kürschner, der in jungen Jahren Schüler von Karl Staudinger war.
In diesem Jahr jährt sich der Geburtstag von Karl Staudinger zum 150. Mal. Dieses Jubiläum haben die Enkel, allen voran Frau Dr. med. Dorothea Ledwon, zum Anlass genommen, um ihren Großvater in einer Retrospektive zu ehren. Darüber hinaus ist Professor Karl Staudinger aber auch eine bedeutende Persönlichkeit der Stadt Sonneberg: Als Lehrer, Künstler und Leiter der Industrieschule prägt er die Stadt Sonneberg bis heute.
Die Ausstellung ist in der Galerie „Notwehr“, Rathenaustraße 16, vom 20.07. - 08.09.2024, samstags und sonntags von 14:00 - 17:00 Uhr zu sehen. Vernissage zur Ausstellung ist am 19.07.2024 um 19:00 Uhr.