Aber reicht das? Für Dienstag sind die nächsten Streiks und Demonstrationen geplant. Die Gewerkschaften kündigten große Aktionen an, die Stimmung ist aufgeheizt.
Wie es danach weitergeht, ist unklar. Möglich wäre ein nationales Referendum gegen das Vorhaben. Die Reform ist verabschiedet, liegt zur Prüfung aber beim Verfassungsrat. Noch steht nicht fest, wann dieser entscheidet. Macron will, dass die Reform bis zum Jahresende in Kraft tritt.
Laurent Berger von der Gewerkschaft CFDT fordert dagegen, das Vorhaben auf Eis zu legen. Macron sagte daraufhin beim EU-Gipfel in Brüssel, er sei offen für Gespräche mit den Gewerkschaften - über alle möglichen Themen mit Arbeits- und Sozialbezug, aber nicht über die Reform. Macron hält bislang erbittert an seinem Schlüsselprojekt fest, so scheint es. Der kommunistische Politiker Fabien Roussel sagte dem Sender RMC, Macron hoffe womöglich, dass die friedliebenden Bürger auf seine Seite umschwenken. "Ich frage mich, ob Macron nicht alles versucht, um die Bewegung zu radikalisieren und die öffentliche Meinung gegen die Demonstrationen zu wenden - und das ist ernst."
Parallelen zur Gelbwestenbewegung 2018
So manche Beobachter sehen Parallelen zur Gelbwestenbewegung 2018 und 2019. Damals war die Erhöhung von Steuern auf Kraftstoff der Auslöser für umfangreiche Sozialproteste. Macron beruhigte die Unruhen teilweise mit einer nationalen Bürgerdebatte. "Emmanuel Macron versucht, seine Wählerbasis zu retten, aber auch seine alternative Mehrheit, die puzzleartig zersplittert ist", analysierte der Politologe Benjamin Morel bei franceinfo.
Ob ihm das gelingen wird? Gewinnerin des aktuellen Chaos scheint eher jemand anderes zu sein: Marine Le Pen. In einer aktuellen Umfrage der Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche" macht ihre rechtsnationale Partei Rassemblement National (RN) gerade einen großen Sprung nach vorne. Würde kommenden Sonntag gewählt, wäre der RN auf dem ersten Platz gleichauf mit dem Linksbündnis Nupes. Macrons Partei Renaissance wäre nur noch auf dem dritten Platz.