Die erhoffte Bestätigung bleibe dennoch meistens aus. „Sie könnten den Nobelpreis bekommen, aber Eltern, die davon überzeugt sind, dass ihr Kind das schwarze Schaf ist, würden eher argumentieren, dass der Nobelpreis offensichtlich von blinden Leuten verteilt wurde, als dass sie sagen würden: Unser Kind hat doch noch was erreicht.“
Anders als die gefühlte Norm
Gründe für die häufige Kritik der Eltern sei mitunter, dass diese selbst, beispielsweise als Schüler, nicht erfolgreich waren und durch ihre Kinder nun eine zweite Chance wittern, so Tolevski. Manchmal gehe es auch um den sozialen Vergleich: Sie schämen sich vor Freunden, Verwandten oder Nachbarn, weil ihr Kind eben anders ist, als die gefühlte Norm vorgibt.
Aus dieser Außenseiterrolle auszubrechen, ist schwierig. Sonja Tolevski rät Kindern und Jugendlichen, das Gespräch zu suchen, die Eltern damit zu konfrontieren, dass man sich durchgehend nicht „gut genug fühlt“. Eltern rät Tolevski zuzuhören, zu reflektieren und gegebenenfalls die Perspektive zu wechseln, sich zu überlegen, wie sie sich fühlen würden, wenn sie ständiger Kritik ausgesetzt wären – ohne dass mal jemand sagt: „Egal was du machst, ich werde dich immer lieb haben.“ Als Eltern sollte man dem Nachwuchs vermitteln, auch in schwierigen Situationen hinter ihm zu stehen.
Sich das Selbstbewusstsein schaffen
Klappt all das nicht, muss jedes sogenannte schwarze Schaf für sich selbst ausloten, inwieweit der Kontaktabbruch oder zumindest das Reduzieren des Umgangs zielführend sein können. Oft helfe es auch, sich ein Selbstbewusstsein zu schaffen, empfiehlt Tolevski.
Man könne sich auf die eigenen Qualitäten besinnen, die vielleicht nicht passend für die Familie waren, dafür aber von Freunden und Bekannten geschätzt werden. „Damit kommt ein Gefühl von Stolz auf, dass viele andere Leute mich gut finden, weil ich bestimmte gute Eigenschaften habe“, sagt sie. „Wenn man sich davon löst, zu einer Familie gehören zu wollen, von der man abgelehnt wird, dann kann man ein sehr erfülltes Leben führen.“