Ausbildung für Metallberufe Ausbildungszentrum Eisfeld: Ein Leuchtturm feiert Jubiläum

Rolf Dieter Lorenz
Feilen und messen im 1. Lehrjahr: Foto:  

An diesem Mittwoch feiert das Ausbildungszentrum für Metallberufe in Eisfeld sein 10-jähriges Bestehen. Gegründet wurde es durch einen kuriosen Zufall und von mutigen Firmenchefs.

 
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Eisfeld - Lars Kirchner ist begeistert. Am Montag vor einer Woche erst hat der 17-Jährige in der Eisfelder Außenstelle des Hildburghäuser Bildungszentrums seine Lehre zum Industriemechaniker begonnen. Am Anfang sei es zwar etwas anstrengend gewesen, sagt der Eisfelder, der bei Harry´s im Rasierklingenwerk einen Ausbildungsvertrag hat, aber das habe sich ganz schnell gelegt. „Alles sehr schön, das Arbeitsklima ist wundervoll, die Ausbilder sind nett“, findet der Lehrling nur lobende Worte über seine ersten Tage im Ausbildungszentrum für Metallberufe.

Lars Kirchner ist einer von insgesamt 466 Auszubildenden, die in den vergangenen zehn Jahren seit Bestehen der Einrichtung vom jeweils ersten bis zum vierten Lehrjahr ihren Metallberuf erlernt haben oder derzeit gerade lernen. „Unsere Abbrecherquote tendiert gegen Null“, sagt Steffen Schreier, der Leiter des Eisfelder Ausbildungszentrums.

Alle Absolventen hätten nach ihrer Lehre immer einen festen Job in der Metallindustrie gefunden. Entweder in einer neuen Firma oder deren Ausbildungsbetrieb habe sie übernommen. „Wir haben noch nie jemanden für die Straße ausgebildet“, sagt Schreier und spricht von einer Erfolgsgeschichte, die sich sehen lassen kann.

Und die begann am 19. April 2010 mit dem Spatenstich im Industriegebiet hinter der Eisfelder Sportanlage. Dass es überhaupt dazu kam, hat einen kuriosen Hintergrund. Als das Sonneberger Ausbildungszentrum (SAZ) im Jahr 2008 für seine Außenstelle in Eisfeld eine neue CNC-Drehmaschine anschaffen wollte, war guter Rat teuer. Denn es gab kein Geld für die Investition, die mit etwa 80 000 Euro veranschlagt wurde.

Also gingen die Mitarbeiter der Eisfelder Außenstelle Klinken putzen bei den Firmen in der Region. Erfolg hatten sie bei der damals noch selbstständigen Geräte- und Pumpenbaufirma in Merbelsrod (GPM), die heute zum japanischen Nidec-Konzern gehört.

Der inzwischen verstorbene, damalige GPM-Chef Eugen Schmidt ließ sich nicht lumpen und kaufte die Maschine sofort. Als er bei deren Einweihung die veraltete, schon in die Jahre gekommene, düstere Außenstelle sah, habe er gesagt: „Was ist denn das für ein schwarzes Loch hier?“ So erzählt es der heutige Außenstellenleiter Steffen Schreiner.

Damit war die Idee für einen Neubau geboren, die bei einem runden Tisch federführend von sechs regionalen Firmen unterstützt und forciert wurde. Diese brachten auch den 15-prozentigen Eigenanteil mit auf, der für den mit 5,3 Millionen Euro veranschlagten Neubau nötig war. Den Löwenanteil übernahm das Land in Form von Fördermitteln unter der Regierungsverantwortung des damaligen Ministerpräsidenten Dieter Althaus.

Da das Sonneberger Ausbildungszentrum kein großes Interesse an dem Neubau hatte, sprang der gemeinnützige Verein des Hildburghäuser Ausbildungszentrums (HBZ) ein. Dessen Geschäftsführerin Ulrike Hermes ist noch heute dankbar dafür, dass damals sechs Firmen den Mut hatten, in das neue Ausbildungszentrum für Metallberufe zu investieren.

2011 startete die mit einer Kapazität von 80 Lehrlingen ausgelegte Einrichtung mit 70 Auszubildenden in allen vier Lehrjahren. 2018 gab es einen kleinen Rekord. 121 Lehrlinge wurden ausgebildet. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Zahl der Auszubildenden etwas zurückgegangen. Im laufenden Ausbildungsjahr 2021/22 sind 89 Lehrlinge in der Einrichtung. Leiter Steffen Schreier ist dennoch stolz, dass es in diesem Jahr trotz Corona immerhin 26 Neuanmeldungen für das erste Lehrjahr gab, obwohl viele Firmen diesmal nur wenige Bewerbungen hatten.

Das Ausbildungszentrum in Eisfeld ist derzeit Dienstleister für rund 30 Firmen, die sich keine eigene Lehrwerkstatt samt Personal für ihre Auszubildenden leisten können oder wollen. Die HBZ-Außenstelle übernimmt für sie die Komplettausbildung in rund zehn Berufsfeldern der Metallbranche. Hinzu kommen Spezial- und Qualifizierungslehrgänge für Quereinsteiger und Erwachsene wie CNC-, CAD- und 3D-Messlehrgänge sowie Prüfungskurse.

Tizian Rehfeld aus Hetschbach hat in der Theorieprüfung 72 und in der Praxisprüfung 86 von 100 Punkten erreicht. Luca Schellenberger aus Ratscher sagt, hier kümmere man sich viel intensiver um die Ausbildung als in den Betrieben. Beide sind froh, das sie im Jubiläumsjahr in einem Leuchtturm der Metall- Berufsausbildung lernen dürfen.

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