Aufruf des Kuratoriums Erinnerungsstücke für die Dampflok-Erlebniswelt

Antje Kanzler
Gegenwärtig wird die Lok T13 im Dampflokwerk aufgearbeitet und als Modell für die Ausstellung vorbereitet. Foto: /Erik Hande

Nun ja, ein bisschen dauert es schon noch, bis die Dampflok-Erlebniswelt die Menschen in Erinnerungen schwelgen lässt und Technikfans in den Bann zieht. Das Projekt steckt mitten in der Bauphase. An den Ausstellungsinhalten wird aber auch schon eifrig gearbeitet. Und genau da kommen nun die Meininger ins Spiel ..

 
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Die Meininger fühlen sich nicht nur mit ihrem Theater verbunden. Ein ganz inniges Verhältnis haben viele Menschen in der Stadt und im Umland auch mit dem einstigen Reichsbahn-Ausbesserungswerk. Kein Wunder, da das Werk doch zu seinen besten Zeiten 3000 Beschäftigte zählte. Bei nicht wenigen ist die Familiengeschichte damit verwoben. Viele erinnern sich noch gern zurück an ihre Zeit im RAW und haben vielleicht noch erwähnens- und zeigenswerte Erinnerungsstücke daheim – Selbst-Aufbewahrtes oder Geerbtes. Hinzu kommen die Eisenbahn- und Regionalgeschichte-Begeisterten, die Technik- und Zeitgeschichtliches sammeln. Auf sie alle hofft das Kuratorium Dampflok-Erlebniswelt, das jetzt einen Aufruf starten möchte. „Meiningen, seine Lokwerker und Dampfloks – das gehört seit Generationen zusammen. Wohl jede Meininger Familie hat eine persönliche Beziehung zu den Stahlkolossen auf Schienen – als Arbeitnehmer im Werk oder einfach deshalb, weil der Dampf und das Pfeifen der schwarzen Rösser zur Stadt gehören. Die Stadt und das Werk planen eine große Erlebnisausstellung, um diese sehr besondere Verbindung zwischen den Meiningern, ihrer Stadt, dem Werk und den Dampfloks zu präsentieren“, heißt es in dem Aufruf. „In der ‚Dampflok-Erlebniswelt Meiningen‘, die in der historischen Kantine auf dem Werksgelände entsteht, kann man alles über die Technik erfahren und darüber, wie im Meininger Werk Dampfloks aus der ganzen Welt gewartet, instand gesetzt und aufgebaut werden. Um die Erlebniswelt lebendig zu machen, brauchen wir die Meininger: Haben Sie Bilder und Geschichten, die Sie und ihre Familie mit dem Werk und den Dampfloks verbinden, und möchten Sie mit Ihren Geschichten ein Teil der Erlebnisausstellung werden? Haben Sie ein Objekt, das eine persönliche Geschichte erzählt und dabei hilft, den Geist der Meininger Dampflokfaszination zu spüren? Jeder Beitrag ist willkommen.“ „Viele Meininger Familien haben ihre eigene Geschichte mit dem Werk. Wir brauchen ihre Mitwirkung“, möchte auch Bürgermeister Fabian Giesder dazu ermuntern, sich rege zu beteiligen. „Wir freuen uns über alles.“

Auf geschichtsträchtige Erinnerungsstücke von Privatleuten und interessante Episoden – von banal bis außergewöhnlich – hofft ebenso der frühere langjährige Werkleiter des heutigen Dampflokwerks, Jürgen Eichhorn, der als profunder Kenner der Materie im Kuratorium mitwirkt. „Wir möchten gern die Bevölkerung ins Ausstellungskonzept einbeziehen. Einen solchen Aufruf gab es schon mal 2014, zu 100 Jahren Dampflokwerk. Da kam bereits einiges zusammen. Trotzdem wollen wir es noch mal versuchen, denn es gibt so viel, was mit dem Werk in Verbindung zu bringen ist.“ Manches könnte in eine Dauerausstellung Eingang finden, anderes, was inhaltlich viel hergibt, zum Thema einer Sonderausstellung werden, wie sie im Untergeschoss der Erlebniswelt gezeigt werden soll.

Freilich wird die begehbare Dampflok der größte Baustein der Erlebniswelt sein. Geplant sind aber weitere Ausstellungsbereiche. Speziell für den „ Bahnhof der Geschichte“ sowie „Meiningen und das Werk“ braucht es unbedingt die Mitarbeit der Einheimischen, damit wirklich eine Erlebniswelt und kein Museum entsteht. Wer kann, darf gern Geschichten, Exponate, Zeitzeugenberichte, Fotos und anderes mehr aus dem RAW und dessen Umfeld beisteuern. Egal, ob als Leihgabe, als Schenkung oder in Ausnahmen per Verkauf.

Die thematischen Möglichkeiten sind fast unbegrenzt. Das Werk hatte einen Kindergarten und ein Kulturhaus, ein Ferienlager und ein Ferienheim in Bansin, eine Blaskapelle und einen Chor, eine Betriebsfeuerwehr, ein Traditionskabinett und noch viel mehr. Vielleicht sind Brigadetagebücher oder Leistungsvergleiche erhalten geblieben. Ehemalige Lehrlinge besitzen eventuell noch ihr Gesellenstück, externe Unternehmer könnten etwas über Leistungen berichten, die sie fürs RAW erbrachten. Einige Berufsbilder gab es nur im Bahnbetrieb, ebenso bestimmte Werkzeuge. „Am besten wäre natürlich, wenn es auch konkrete Beziehungen von Objekt und Mensch gibt“, fügt Jürgen Eichhorn hinzu.

Vor dem Krieg besaß das Werk sogar eine eigene Badeanstalt und ein Schwimmbecken. Immer gab es für die Stadt bedeutsame Ereignisse, die in Zusammenhang mit der Bahngeschichte und dem Werk standen, auch so schreckliche wie die Kesselexplosion Anfang der 50er Jahre, für die Zeitzeugen oder zumindest deren Angehörige gesucht werden. Für den Bereich „Ankommen“ braucht das Kuratorium Modelle all jener Loks, die mal irgendwann im Werk repariert wurden. Und wer mal genau darüber nachdenkt, dem fällt bestimmt noch mehr ein, was man mit anderen Menschen teilen könnte. Fürs stille Kämmerlein sind viele Erinnerungen einfach zu schade ...

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