2022 vollzog Russland nach seinem Einmarsch in die Ukraine seinen Austritt aus dem Abrüstungsvertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE-Vertrag). Das Land von Kremlchef Wladimir Putin setzte damals auch den letzten großen atomaren Abrüstungsvertrag New Start mit den USA außer Kraft. Gespräche über ein Nachfolgeabkommen liegen seitdem auf Eis. Findet sich keine Lösung, läuft der Vertrag im Februar 2026 aus.
China rüstet auf
Im Schatten Washingtons und Moskaus kristallisiert sich derweil immer stärker eine dritte führende Atommacht heraus, die sich laut Sipri mitten in der umfassenden Modernisierung und Ausweitung ihres Atomwaffenprogramms befindet: China. Die chinesischen Bestände werden von dem Institut auf etwa 600 nukleare Sprengköpfe geschätzt. Das sind mittlerweile mehr als Frankreich (290) und Großbritannien (225) zusammen.
"Chinas Atomwaffenarsenal wächst schneller als das jedes anderen Landes: seit 2023 um etwa 100 neue Sprengköpfe pro Jahr", heißt es im Sipri-Bericht. Tendenz: weiter steigend.
"Atomwaffen garantieren keine Sicherheit"
Dann wären da noch Indien und Pakistan. Nach der jüngsten Konfrontation zwischen den beiden rivalisierenden Atommächten herrscht seit Mitte Mai eine Waffenruhe unter ihnen. Es habe eine Gefahr bestanden, einen konventionellen Konflikt in eine nukleare Krise zu verwandeln, erklärt Sipri-Experte Matt Korda. "Dies sollte eine eindringliche Warnung für Staaten sein, die ihre Abhängigkeit von Atomwaffen erhöhen wollen."
Die jüngsten Feindseligkeiten zwischen Indien und Pakistan zeigten, dass Atomwaffen keine Konflikte verhinderten, sagt er. "Es ist entscheidend, sich daran zu erinnern, dass Atomwaffen keine Sicherheit garantieren."
Ähnlich sieht man das bei der Friedensorganisation Greenpeace. "Die Kombination aus atomarer Aufrüstung und dem Erstarken nationalistischer und populistischer Kräfte in den Atomwaffenstaaten macht Angst", sagt Greenpeace-Abrüstungsexperte Alexander Lurz. Deutschland sei mit dem Kauf von atomwaffenfähigen F-35-Kampfjets für die nukleare Teilhabe selbst Teil dieser weltweiten Aufrüstung.