Wären Laufzeitverlängerungen überhaupt so kurzfristig möglich?
In der Theorie schon - aber praktisch sind die Hürden sehr hoch. Dafür müsste auch das Gesetz geändert werden. Laut Atomgesetz dürfen die drei restlichen AKW nicht über den 31. Dezember 2022 hinaus betrieben werden. Bei einer kurzfristigen Laufzeitverlängerung könnte außerdem eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung nötig sein.
Was sagen die AKW-Betreiber?
Alle drei Betreiber - EnBW (Neckarwestheim), RWE (Lingen) und Eon (Isar 2) - erteilen jeglichen Laufzeitverlängerungen auf Anfrage eine Absage. So erklärte etwa RWE am Dienstag: "Unser Kraftwerk in Emsland ist auf den Auslaufbetrieb zum Ende des Jahres ausgerichtet, zu dem Zeitpunkt wird der Brennstoff aufgebraucht sein. Ein Weiterbetrieb über den 31.12.2022 hinaus wäre mit hohen Hürden technischer als auch genehmigungsrechtlicher Natur verbunden." Auch EnBW und Eon verweisen seit längerem auf die Position der Bundesregierung.
Was ist mit dem AKW-Personal und dem nuklearen Brennstoff?
Das ist ein weiteres Problem. Die Verträge mit den Mitarbeitern der Werke sind gekündigt, das Personal ist nicht ohne Weiteres kurzfristig verfügbar. Eine weitere Hürde ist der nukleare Brennstoff, der sich Experten zufolge nicht einfach "nachladen" lässt. Genehmigungsverfahren können mehrere Jahre beanspruchen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte erst am Montag dem Münchner Merkur gesagt, dass es "mindestens 12 bis 18 Monate" dauern würde, neue Brennstäbe zu besorgen. Umweltverbände machen in diesem Zusammenhang auch auf die Abhängigkeit von atomarem Brennstoff aus Russland aufmerksam. Nach Angaben der Europäischen Atomgemeinschaft Euratom bezog die EU im Jahr 2020 etwa 20 Prozent des Urans aus Russland, mehr als 19 Prozent aus dem verbündeten Land Kasachstan.
Was ist mit Fragen der Sicherheit?
Der Krieg in der Ukraine führt aktuell vor Augen, wie gefährlich Kampfhandlungen in AKW-Nähe sein können. Anfang März sorgte ein Brand auf dem Gelände des ukrainischen AKW Saporischja, dem größten Atomkraftwerk in Europa, für Aufregung. Auch aufgrund der Gefahr eines Zwischenfalls mit Austritt von radioaktiver Strahlung hält die Bundesregierung bislang so entschlossen an ihrer Haltung zur Atomkraft fest.