Arnstädter Verlagstage Arnstadt wird zur Lesestadt

Berit Richter
Frank Kuschel (links) und Dieter Hesse präsentieren vorab die drei Neuerscheinungen, die nächste Woche vorgestellt werden. Foto: Berit Richter

Vom 16. bis 19. März präsentieren sich bei den Arnstädter Verlagstagen Herausgeber und Autoren aus ganz Thüringen – ein regionaler Ersatz für die ausgefallene Leipziger Buchmesse.

 
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Arnstadt - „Wir wollen zeigen, dass es uns noch gibt und einen Neustart machen“, erklärt Frank Kuschel, Geschäftsführer des THK-Verlages, die Gründe, welche zu den Arnstädter Verlagstagen führten. Diese sollen vom 16. bis 19. März eine regionale Alternative zur ausgefallenen Leipziger Buchmesse bieten. Denn auch das Verlagswesen hatte mit den Auswirkungen der Corona-Maßnahmen zu kämpfen.

„Die Thüringer Verlage sind kleine Verlage. Als solche lebt man vor allem von regionalen Veranstaltungen, diese fanden aber kaum statt“, erklärt Frank Kuschel. So mache sein Verlag zum Beispiel nur rund zehn Prozent des Umsatzes im Internet. „Das nimmt man mit, aber davon leben kann man nicht. Vor Corona haben wir rund 50 Prozent unseres Umsatzes bei Veranstaltungen gemacht.“ Diese gab es nun aber zwei Jahre lang kaum.

Zehn Verlage

Zwei Tage nach der Absage der Leipziger Buchmesse stand für ihn deshalb fest: Wir müssen in Thüringen etwas auf die Beine stellen, ein Zeichen setzen. „Am 18. Februar habe ich alle Verlage angeschrieben mit der Bitte um Rückmeldung bis 4. März“, so Kuschel. Zehn Verlage und ihre Partnerunternehmen sowie 22 Autorinnen und Autoren haben ihre Teilnahme zugesagt. Ein paar andere sprangen kurzfristig wieder ab, weil in Leipzig nun doch eine kleine Alternativ-Buchmesse stattfindet. „Dafür habe ich auch Verständnis“, betont Frank Kuschel. Anfragen von auswärtigen Verlagen hat er hingegen bewusst negativ beschieden, die Verlagstage sollen sich auf die Thüringer Unternehmen konzentrieren.

Auch nicht alle Autoren konnten berücksichtigt werden. „Wir haben geschaut, dass jeder Verlag bei den Lesungen vertreten ist“, sagt Kuschel. Zudem wurde Wert darauf gelegt, für vielfältige Alters- und Interessengruppen etwas anzubieten. Die Palette reicht deshalb vom Kinderbuch (ab 8 Jahre) über Jugendabenteuer und Rennsteig-Wanderungen bis hin zu historischen Romanen und Horrorgeschichten.

Der Mittwoch wird Lesungen vorbehalten sein. Von Donnerstag bis Samstag gibt es dann immer von 10 bis 17 Uhr eine Buchmesse in der Passage des Ilm-Kreis-Centers, gepaart mit Lesungen und Signierstunden. „Es werden nicht immer alle Verlage da sein, weil die kleinen das personalmäßig nicht schaffen, aber fünf bis sechs Verlage sind immer da“, so Frank Kuschel. Das Einkaufszentrum sei sofort dabei gewesen. Es erhoffe sich natürlich auch gesteigerten Zulauf für seine Geschäfte. Das Autohaus Kühn stellt den dortigen Showroom für Lesungen zur Verfügung. Darüber hinaus sind das Schlossmuseum und das Buch Kombinat, die Räume des THK-Verlages, als Veranstaltungsorte dabei.

Drei Premieren

Zur Auftaktveranstaltung am Mittwoch, 16. März, um 10.30 Uhr im Schlossmuseum präsentiert der langjährige Freies Wort-Mitarbeiter Klaus-Ulrich Hubert sein gerade erschienenes Buch „Archiv des Außergewöhnlichen zwischen Schwarza, Ilm und Gera“. In ihm spürt er zurückliegende Ereignisse samt deren „Tatorte“ nach und lässt Zeitzeugen zu Wort kommen. Der Autor hofft, dass seine Leser auf die Lektüre seines über 400-seitigen Erstlingswerkes mindestens so gespannt sind, wie er es selbst beim Recherchieren und (Wieder-)Entdecken von zuvor oftmals zeitungsmäßig nur kurz angerissenen Ereignissen war. Manch schräge Geschichte sei dabei, viele Einladungen zu nichtalltäglichen Anlässen und geheimnisumwitterten Orten. Aber alle atmeten sie Heimat – ob sie nun grausam, lustig oder einfach nur so richtig schräg daherkommen.

Noch zwei weitere Bücher des THK-Verlags werden im Rahmen der Verlagstage Premiere feiern. „Kibuti“ ist ein Jugendabenteuerroman von Uwe Briten aus Eisenach und schildert, was zwei Jugendliche erleben, die in einer Höhle auf eine Gruppe von Menschen stoßen, die seit Jahren keinen Kontakt zur Außenwelt hatte.

Der Arnstädter Autor Dieter Hesse wird seinen historischen Roman „Maria Leopoldine. Das Findelkind vom Kloster Heiligkreuztal“ vorstellen. „Als ich von dem Vorhaben der Verlagstage hörte, war ich sofort begeistert“, sagt er.

Auf zwei weitere Höhepunkte im umfangreichen Messeprogramm weist Frank Kuschel besonders hin. So gibt es am Mittwochnachmittag im Schlossmuseum eine gemeinsame Lesung von Landolf Scherzer, Frank Quillitzsch und Klaus Jäger. „Die drei planen auch ein gemeinsames Projekt zusammen. Was das genau ist, werden sie am Ende der Lesung verraten“, macht Kuschel neugierig.

Eine Autogrammstunde

Am Donnerstagnachmittag kommt Andreas Schmidt-Schaller, bekannt aus SOKO Leipzig und Polizeiruf 110, ins Ilm-Kreis-Center, wo zuvor seine Frau ihr Kinderbuch vorstellen wird. Der Schauspieler hat eine besondere Verbindung zu Arnstadt, wurde er doch 1945 hier geboren.

„Wir werden viel improvisieren müssen“, ist Frank Kuschel aufgrund der Kurzfristigkeit der Messe überzeugt. Man habe aber beim 1. Arnstädter Literaturtag 2021 schon Erfahrungen sammeln können. Von diesem soll es im August eine zweite Auflage geben und auch weitere Veranstaltungen sind im Jahresverlauf geplant. Bewusst gibt es übrigens Freitag- und Samstag keine Abendveranstaltungen. „Wir wollen dem Theater keine Konkurrenz machen, denn das hat ja auch sein Lesewochenende“, sagt Frank Kuschel.

Literaturfreunde werden kommenden Woche in Arnstadt also gleich doppelt auf ihre Kosten kommen. „Wir freuen uns sehr, den Verlagen und Autoren eine Bühne bieten und ihre Werke in die Öffentlichkeit rücken zu können“, betont Frank Kuschel.

Der Eintritt ist zu allen Veranstaltungen der Verlagstage frei, eine Anmeldung nicht nötig.

Das Programm

Mittwoch, 16. März:

10.30 Uhr, Festsaal Schlossmuseum: Eröffnung und Buchpremiere „Archiv des Außergewöhnlichen zwischen Schwarza, Ilm und Gera“ von Klaus-Ulrich Hubert.

10.30 Uhr, Arnstädter-Buch-Kombinat: Lesung mit Dr. Heidi Freistedt (Gila Freis) „Trautmanns Töchter“.

14.30 Uhr, Festsaal Schlossmuseum:

Landolf Scherzer „Reiseberichte durch Russland und die Ukraine“, Frank Quilitzsch „Wilhelm, wie sieht der Wald wieder aus!“/“Alter du wirst abgehängt“ (Kolumnen), Klaus Jäger „Carlotta oder die Lösung aller Probleme“.

14.30 Uhr, Arnstädter-Buch-Kombinat: Lesung mit Heike F. M. Neumann „Wie der Osterhase in die Welt kam“ (Kinderbuch).

16.30 Uhr, Arnstädter-Buch-Kombinat: Lesung mit Gerhard Roleder „Enigma Empfänger und Spuren in Mitteldeutschland“.

Donnerstag, 17. März, Ilm-Kreis-Center:

10.30 Uhr: Stefan Wogawa signiert seinen Abenteuerroman „Das Indianergrab“.

11.00 Uhr: Lesung mit Dieter Hesse „Leopoldine“.

13.00 Uhr: Lesung mit Rainer Franka „Die sieben Zwerge 2.0“.

14.30 Uhr: Lesung mit Knut Wagner „Leben ohne Maske“ (Roman).

16.00 Uhr: Lesung mit Christine Schmidt-Schaller „Spatz Henry“ (Kinderbuch).

17.00 Uhr: Autogrammstunde mit Andreas Schmidt-Schaller (Schauspieler Polizeiruf 110, SOKO Leipzig).

18.00 Uhr, Arnstädter-Buch-Kombinat: Premiere und Lesung mit Uwe Briten „Kibuti“ (Jugendabenteuerroman).

Freitag, 18. März, Ilm-Kreis-Center:

11.00 Uhr: Lesung mit Kai von Kindleben „Münchhausen“.

13.00 Uhr: Autorengespräch mit Jürgen Stollenwerk zu seinem Buch „Reformwillige“.

14.30 Uhr: Lesung mit Frank Ebert „Tausendfache Vergeltung“ (Korea-Roman).

16.00 Uhr: Lesung mit Ursula Dippe „Schmunzelst du?“.

Samstag, 19. März, Ilm-Kreis-Center:

11.00 Uhr: Lesung mit Frank Stübner „Gut Runst“ (Reise- und Wanderbericht).

13.00 Uhr: Lesung mit Tanya Harding „Thüringer Kochbücher“.

14.30 Uhr: Lesung mit Jenny Rubus Trilogie „Elementz“ (Jugendfantasy), Gast: Sebastian Bach „Dunkle Sphären“.

16.00 Uhr: Lesung mit Maria-Sophie Walther „Halloween in Unterwald“ (Horrornovelle).

Verkaufsmesse: Donnerstag bis Samstag, 10 bis 17 Uhr, Ilm-Kreis-Center.

Informationen: www.thk-verlag.de

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