Arbeitsmarkt Wieder Boom bei der Kurzarbeit

Jolf Schneider

Die Zahl der Arbeitslosen ist im November erneut gesunken und hat das Niveau von 2019 erreicht. Doch Bewerber für freie Stellen findet die Arbeitsagentur kaum noch. Und die Arbeitgeber melden wieder mehr Kurzarbeit.

 
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Die Arbeitslosenzahlen sind im November leicht gesunken, doch die Zeichen für einen Anstieg der Kurzarbeit mehren sich. Foto: picture alliance/dpa/Daniel Karmann

Suhl - Wenigstens auf dem Arbeitsmarkt gibt es in diesem November noch erfreuliche Nachrichten. Zumindest auf den ersten Blick lassen sich die aktuellen Zahlen so interpretieren, die die Agentur für Arbeit am Dienstag in Suhl vorgestellt hat. Demnach waren im abgelaufenen Monat in Südthüringen 9683 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 244 weniger als im Oktober. Die Arbeitslosenquote beträgt 4,1 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte weniger als im Vormonat.

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Damit steht die Region deutlich besser da als vor einem Jahr. Im November 2020 waren 12 007 Arbeitslose registriert. Vor 24 Monaten waren 9654 Menschen in der Region ohne Job. Damit hat Südthüringen bei der Zahl der Arbeitslosen wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht.

Wolfgang Gold, Vorsitzender der Geschäftsführung der Suhler Agentur für Arbeit, mahnte am Dienstag jedoch vor zu viel Optimismus angesichts der jüngsten Zahlen. „Die Arbeitslosigkeit ist zwar seit Monaten leicht rückläufig, jedoch steht der Winter als saisonaler Einschnitt gerade vor der Tür“, warnte er. Im Winter steigt die Zahl der Arbeitslosen traditionell an, weil in vielen Außenberufen nicht gearbeitet wird und noch immer Arbeitgeber ihre Beschäftigten über den Winter entlassen.

Ein weiteres großes Problem ist laut Gold, dass es der Agentur immer schwerer falle, freie Stellen zu besetzen. Allein 1165 neue Stellen meldeten Unternehmen und Behörden im November. Das war ein Plus von fast 14 Prozent im Vergleich zum Oktober. Im November 2020 registrierte die Arbeitsagentur trotz bestehender pandemiebedingter Auswirkungen 1137 neue freie Stellen, vor genau 24 Monaten wurden nur 721 als neu gemeldet.

Rund 40 Prozent aller freien Stellen sind dem Berufszweig Rohstoffgewinnung, Produktion, Fertigung zugeordnet. 15 Prozent fallen jeweils auf Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit und Gesundheit/Soziales /Erziehung. Letztere Branchen meldeten im November die höchsten Zugänge mit je 52 neuen Stellen.

Zwar würde die Agentur die Fähigkeiten und Potenziale der arbeitslos Gemeldeten permanent analysieren und auch entsprechende Qualifizierungen anbieten. Dennoch dauere es aktuell mehrere Monate, um bestimmte Stellen zu besetzen.

Ein weiterer Punkt, der Gold für die kommenden Monate vorsichtig macht, ist die Zunahme der Anmeldungen von Kurzarbeit durch die Arbeitgeber in der Region. „Gegenüber Juli 2021 hat sich die Zahl der Anmeldungen von Kurzarbeit nahezu verdreifacht. Diese Tatsache lässt Rückschlüsse auf eine steigende Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld in den kommenden Monaten zu“, erklärte Gold. Wie hoch die Zahl der Kurzarbeiter am Ende tatsächlich ausfällt, das steht mit der Anzeige von Kurzarbeit jedoch noch nicht fest, denn die Arbeitgeber rechnen erst am Monatsende mit der Arbeitsagentur ab.

58,3 Prozent aller Arbeitslosen in der Region sind Männer. Ihr Zahl ging im vergangenen Monat nur leicht zurück, um 1,7 Prozent. Deutlicher sank die Zahl der arbeitslosen Frauen. Sie sank um 3,5 Prozent.

Besonders bei den jüngeren Menschen bis 25 Jahren reduzierte sich gegenüber Oktober 2021 die Arbeitslosigkeit deutlich um knapp sechs Prozent.

4082 Arbeitslose sind älter als 50 Jahre. 9,7 Prozent der Arbeitslosen sind schwerbehindert. Ihre Zahl ging im November um 2,2 Prozent zurück.

10,5 Prozent aller Betroffenen sind Ausländer, auch ihr Bestand verkleinerte sich um 5,6 Prozent sogar überdurchschnittlich. Auch die Zahl der Menschen die länger als zwölf Monate arbeitslos gemeldet sind, verringerte sich nach Angaben der Arbeitsagentur leicht und ging um zwei Prozent zurück.

„Alle Personengruppen profitieren vom Rückgang der Arbeitslosigkeit. Das ist ein gutes Zeichen für mehr Beschäftigung in Ausbildung und Beruf“, erklärte Gold.

Gegenüber dem Vormonat blieben in der Stadt Suhl und im Landkreis Schmalkalden-Meiningen die Arbeitslosenquote jeweils gleich. Im Wartburgkreis und im Landkreis Sonneberg verringerte sich diese um jeweils 0,2 Prozentpunkte und im Landkreis Hildburghausen um 0,1 Prozentpunkte. Innerhalb der Regionen ist die Stadt Suhl mit einer Quote von 5,2 Prozent am stärksten von Arbeitslosigkeit betroffen. Im Wartburgkreis liegt die Quote bei 4,5 Prozent, in den Landkreisen Schmalkalden-Meiningen und Sonneberg bei 3,8 Prozent und im Landkreis Hildburghausen bei nur 3,4 Prozent.

5654 offene Arbeitsstellen befinden sich aktuell im Bestand der Arbeitsagentur Suhl. Das sind fast drei Prozent mehr als im Oktober. Gegenüber dem November vergangenen Jahres stieg die Zahl der freien Stellen um mehr als 30 Prozent an. Vor genau 24 Monaten standen mit 5561 ähnlich viele Stellen der Vermittlung zur Verfügung.

In beiden Rechtskreisen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit rückläufig, jedoch hat sich die Dauer der Arbeitslosigkeiten um durchschnittlich zehn Prozent verlängert. „Das sind eindeutig pandemiebedingte Effekte, die jetzt erst sichtbar werden“, berichtete Gold.

43,2 Prozent aller Arbeitslosen sind dem Rechtskreis SGB III zugeordnet. Sie sind also in der Regel weniger als zwölf Monate arbeitslos gemeldet. 5500 Menschen gehören aktuell dem Rechtskreis SGB II an, sind also in der Regel länger als ein Jahr ohne Jobs.