Arbeitsmarkt Teils mehr Kurzarbeiter als Arbeitslose im Ilm-Kreis

Die Arbeitsagentur hat am Dienstag die neuen Arbeitsmarktzahlen für den Ilm-Kreis vorgestellt. Foto:Patrick Seeger/dpa Foto:  

Erneut rettet Kurzarbeit vor Entlassungen. Im November legten die Firmen da im Ilm-Kreis ordentlich zu. Der exakte aktuelle Kurzarbeiterstand ist schwer zu ermitteln, lag aber bereits über dem der Arbeitslosen.

 
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Ilmenau/Arnstadt/Erfurt - Die Arbeitslosigkeit ist im November um 43 Betroffene im Ilm-Kreis gegenüber Oktober gesunken. Damit liegt die Arbeitslosenquote nun bei 5,4 Prozent und damit um 0,1 Prozentpunkt besser als im Vormonat, jedoch fast ein Prozent schlechter als vor einem Jahr, als der Ilm-Kreis auf eine Quote von 4,6 Prozent kam. Das geht aus der am Dienstag gemeldeten jüngsten Arbeitsmarktstatistik der Agentur für Arbeit Erfurt hervor. Die für Arbeitnehmer positiv erscheinende Entwicklung geht aber zu Lasten einer deutlichen Zunahme bei Kurzarbeit. „Die neuen Corona-Eindämmungsmaßnahmen machen sich auf dem Arbeitsmarkt noch nicht bemerkbar. Die Unternehmen halten an ihren Mitarbeitenden fest. Sie nutzen Kurzarbeit weiterhin zur Stabilisierung“, kommentiert Simone Faßbender, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Erfurt, die Arbeitsmarktzahlen für November.

Kurzarbeit steigt erstmals seit Sommer

Zwar sieht die Agentur im November die Zahl der neuen Kurzarbeitsanzeigen erstmals seit Sommer wieder ansteigen. Das „erstmals“ bezieht sich dabei aber allenfalls auf die Zahl der Betriebe, weil im September und Oktober nur je sechs von ihnen – und damit die wenigsten pro Monat seit März – gleichsam neu anmeldeten. Die Zahl der neu betroffenen Kurzarbeiter jedoch steigt bereits seit Oktober wieder an und legte nun im November noch einmal um das Vierfache zu, kletterte dabei von 80 neuen Kurzarbeitermeldungen im Vormonat auf nun 352 neue im November, jetzt aber gemeldet von bereits 63 Firmen. Den aktuell exakten Gesamtstand an Kurzarbeitern im Landkreis weist die Agentur leider nicht aus, vermerkt jedoch folgenden Umstand: Die Zahl der Neumeldungen „spiegelt nicht den aktuellen Stand wieder, da in den meisten Fällen aufgrund des langen Bewilligungszeitraumes keine erneute Antragstellung notwendig war“. Das heißt, Kurzarbeitsanträge können länger als einen Monat laufen und damit dürfte der aktuelle Stand höher als die Zahl der Neuanmeldungen sein.

Zurückgeschaut auf Neuanmeldungen zeigt sich aber, dass der Monat März den höchsten Sprung eintrug, als Beginn der Arbeitsmarktmechanismen gegen die Pandemie mit damals 6826 Anmeldungen. Im April wurde für 5489 neu beantragt, im Mai für 6025, Juni für 823. Erst im Juli brachen die Neuanmeldungen von Kurzarbeit auf 49 ein, um im August auf 262 neue zu steigen. Einen zweiten deutlichen Einbruch gab es im September mit lediglich 17 neu beantragten Kurzarbeitern. Seitdem steigen die Neuanmeldungen wieder.

Höchststand im Mai

Gesamtzahlen von Kurzarbeitern listet die Agentur für November nicht auf. Schwankende Laufzeiten und Meldefristen erfordern zeitlichen Vorlauf. Mit etwa 3000 Arbeitslosen in diesem Jahr im Kreis aber nahm die Kurzarbeit bei etwa 6000 Betroffenen im März und Mai die doppelte Größe an. Exakte Daten vermeldet die Agentur nur bis Stand Juni wie folgt aus bisher abgerechneten Kurzarbeitsanträgen: Höchststand wird für Mai ermittelt, als in 747 Unternehmen 6000 Beschäftigte betroffen gewesen seien. Allerdings lässt sich aus einem Vormonatsbericht der gleichen Agentur für März bereits ein Höchststand von 6826 Kurzarbeitern errechnen. Im April seien es nur minimal unter 6000 gewesen, hat die Agentur im November ermittelt. Im Juni sank die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Beschäftigten demnach auf 4954 in 605 Unternehmen. Damit betraf Kurzarbeit im Mai jeden sechsten Beschäftigten, im Juni noch jeden achten. Am stärksten betroffen waren das verarbeitende Gewerbe, der Handel und das Gastgewerbe, hat die Agentur ausgewertet.

Es gab, so teilt die Agentur mit, im November mehr Beschäftigungsaufnahmen als neue Arbeitslosmeldungen im Ilm-Kreis. So standen 237 Abgänge aus Arbeitslosigkeit in Erwerbstätigkeit 216 Zugängen aus Erwerbstätigkeit in Arbeitslosigkeit gegenüber. Allerdings gab es im Oktober mehr Abgänge Arbeitsloser in Erwerbstätigkeit (255) und weniger Zugänge Arbeitsloser aus Erwerbstätigkeit (198). Die Situation im November dreht also bereits. Zwei Effekte dürften dies verursachen; die neuen Corona-Verordnungen und das nahende Jahresende – oft auch wegen auslaufender Verträge mit verantwortlich gemacht für dann steigende Arbeitslosenzahlen. tom

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