Den Lehrkräften schlossen sich Zehntausende Beschäftigte von 150 Hochschulen an, außerdem Lokführer von 14 privaten Bahnunternehmen. Dazu kamen etwa 100.000 Mitarbeiter des Öffentlichen Diensts aus 124 verschiedenen Regierungsbehörden, aber auch Fahrschulprüfer.
Doch die Regierung lehnt Nachverhandlungen ab. Premier Sunak betonte zwar, seine Tür sei immer offen für Verhandlungen. Das scheint aber nicht für Gehaltsgespräche zu gelten. Der 42-Jährige warnte wiederholt, eine inflationsgerechte Anhebung würde den "Teufelskreis" immer weiter steigender Verbraucherpreise nur antreiben.
Tories planen Eingriffe ins Streikrecht
Den Unmut treibt ein umstrittenes Regierungsvorhaben an. Sunak und Wirtschaftsminister Grant Shapps haben die ständigen Arbeitskämpfe seit dem vorigen Sommer satt und wollen per Gesetz das Streikrecht einschränken. Für Polizisten, Feuerwehrleute, NHS-Kräfte oder Bahnpersonal sollen strikte Beschränkungen gelten. Sunak argumentiert, damit solle die Grundversorgung gewährleistet werden.
"Die Menschen können nicht frei wählen, wann sie einen Rettungswagen oder die Feuerwehr benötigen", sagte Shapps. Sein Entwurf biete eine faire Balance zwischen Streikrecht und den Nöten der Bevölkerung. Am Montag hatte das von den Tories dominierte Unterhaus das Gesetz in dritter Lesung angenommen. Doch im Oberhaus wird Widerstand erwartet.
Gewerkschaften und Opposition kritisieren die Pläne scharf. Das Vorhaben sei "undemokratisch, nicht durchführbar und mit ziemlicher Sicherheit illegal", schimpfte TUC-Generalsekretär Nowak. Streikende Arbeitnehmer müssten fürchten, ihre Jobs zu verlieren. Labour-Vize Angela Rayner nennt das Gesetz den "Feuert-die-Pflegekräfte-Entwurf" - und trifft damit den Nerv vieler. In Umfragen unterstützt eine Mehrheit die Streikenden. Schuld am Chaos ist für viele die Regierung.
Die Lebenshaltungskosten befeuern den Protest
Konnten die Konservativen in der Vergangenheit wiederholt die Labour-Partei, die eng mit den Gewerkschaften verwoben ist, für Streikfolgen verantwortlich machen, zieht dieser Ansatz nach Einschätzung von Beobachtern nicht mehr. Zu viele Menschen sind selbst von steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen betroffen. "Wegen der Lebenskostenkrise kann man diese Streiks nicht mehr als ideologiegetrieben darstellen", sagte James Frayne vom Beratungsunternehmen Public First dem Online-Portal "Politico".
Vielmehr drückt die empfundene Sturheit der Regierung auf ihre Umfragewerte. Seit Monaten liegt Labour klar in Führung, eine Kehrtwende ist bisher nicht absehbar. Stand jetzt müssten die Tories bei der für 2024 geplanten Parlamentswahl ein Debakel befürchten.
Dennoch: Nachgeben werde Sunak nicht, meinen Parteikollegen. Von ihnen bekommt der Premierminister vielmehr Rückendeckung. Die Inflation werde bald weiter sinken, damit würden Verbraucher entlastet, zitierte "Politico" einen Tory-Abgeordneten. "Deshalb müssen wir so hart wie möglich bleiben."