Eigentlich sind Maishäcksler genau für solche Fälle heutzutage mit Metalldetektoren ausgestattet. Schließlich kosten die Maschinen schnell eine halbe Million Euro. Entdeckt der Detektor Metall im Feld, stoppt er die Erntemaschine. Um das teure Schneidwerk, aber auch Leib und Leben des Fahrers zu schützen. Doch in manchen Fälle schlägt die Technik nicht an. Eine Anfrage beim Polizeipräsidium Unterfranken ergab, dass solche Fälle nicht explizit in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst werden.
Allerdings teilt die Pressestelle des unterfränkischen Polizeipräsidiums mit, dass 2019 keine Fälle derart verzeichnet wurden. Im Jahr 2020 lagen die Fälle im mittleren einstelligen Bereich. Hier verwies Pressesprecher Michael Zimmer darauf, dass im Jahr 2018 im Bereich der Polizeiinspektion Gerolzhofen mehrere Fälle verzeichnet wurden, wo es zu bedeutenden Schäden an den Erntemaschinen kam. In Mittelfranken gab es 2017 insgesamt 24 Fälle mit einem Gesamtschaden im mittleren fünfstelligen Bereich. Dass es nicht noch zu mehr Schäden kommt, ist dem mittlerweile umsichtigen Verhalten der Landwirte und der Lohnunternehmer zuzuschreiben. In Südthüringen waren im Jahr 2017 Fälle bekannt geworden, in denen Metallteile in Maishäcksler gerieten. Damals hatten sie die Ernte der Agrargenossenschaft Herpf bei Meiningen zwischenzeitlich lahm gelegt.
Vor zwei Jahren gab es in Mittelfranken eine ganze Serie an Sabotageakten, bei denen hoher Sachschaden entstand. Meist waren Nägel oder Metallstangen an den Maispflanzen angebracht. Mit Hilfe von DNA-Spuren konnten schließlich zwei Brüder in Wilhermsdorf (Landkreis Fürth) ermittelt werden, die für einen Teil der Sabotagen verantwortlich sein sollen. Es kam zum Prozess. Doch über die genauen Motive für ihre Taten schwiegen sich die Täter aus.
Auch in Schleswig-Holstein gab es schon ganz ähnliche Fälle. So berichtete der Sender RTL Anfang Oktober, dass es dort während der diesjährigen Maisernte schon einen Verletzten durch im Feld versteckte Metallteile gab. Die im Mais versteckten Metallteile sind alles andere als harmlos: Denn während der Erntezeit sind sie für die Fahrer kaum zu erkennen, können in die riesigen Häcksel-Maschinen geraten und mit Geschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometer pro Stunde geradezu herausgeschossen werden. „Diese Dinger, die fliegen dann, ich behaupte mal, bis zu 100 Meter durch die Gegend und das ist natürlich brandgefährlich“, erzählte Hans-Jürgen Kock damals dem Sender. Der Lohnunternehmer ist sehr um die Sicherheit seiner Mitarbeiter besorgt. Gleich zwei Mal innerhalb einer Woche ist einem seiner Fahrer ein Metallteil in den Häcksler geraten.
Auch aus Baden-Württemberg wurden schon Fälle von Angriffen mit Metallteilen auf Erntemaschinen und ihre Fahrer gemeldet. Die Schäden an den Maschinen gehen schnell in die Zehntausende Euro. Im Fall von Markus Saam waren es bei beiden Vorfällen zusammen 140 000 Euro. „Aber der Schaden an der Maschine ist das eine“, sagt Saam. Viel wichtiger sei, das bisher keine Menschen zu Schaden gekommen seien. „Die Maschine lässt sich reparieren, bei einem Menschenleben ist das etwas anderes.“
Der Inhaber des Agrarservice-Unternehmens überlegt nun, ob er dem Beispiel anderer Landwirte und Lohnunternehmer folgen soll: Eine Belohnung auszuloben, um Hinweise zu erhalten, die zur Ergreifung der Täter führen.