>>> "Schockiert" und "entsetzt": So reagierten Kommunalpolitiker auf die Übergriffe
Hintergrund: Corona-Leugner der Region
Sie halten Corona für harmlos wie eine Grippe, die Pandemievorschriften für Zeichen einer Diktatur, lehnen Tests und Impfungen ab und sich selbst als „Querdenker“: Diese oft vereinfachend als Corona-Leugner oder -Kritiker bezeichneten Menschen finden auch in Südthüringen ihre Anhänger. Vor allem in Meiningen, Schmalkalden und Sonneberg erhalten ihre Demos Zulauf. Seit den strengeren Versammlungsregeln wurden manche Kundgebungen eingestellt, andere werden halb- und illegal als „Spaziergänge“ oder Autokorsos organisiert.
In Meiningen versammelten sich unter Slogans wie „Mut zur Wahrheit“ oder „Bürger für Freiheit und Demokratie“ immer wieder bis zu 150 Menschen – friedlich. Die Sonneberger Bewegung hat sich als „Sonneberg zeigt Gesicht“ sogar als Verein etabliert. Dessen Auftritte verliefen zunächst zwar wie üblich verbalradikal, aber ohne Verstöße. Das änderte sich erst, als wütende „Querdenker“ nach einem „Stadtbummel“ mit 60 Teilnehmern im Februar versuchten, das Impfzentrum zu stürmen.
Die Corona-Leugner in Schmalkalden hatten voriges Jahr mit Stargast Uwe Steimle den Reigen öffentlicher Corona-Proteste eröffnet. Inzwischen sind sie die Radikalsten. Im Februar hatte die bedrohliche Belagerung des Privathauses des Bürgermeisters von Floh-Seligenthal für Aufsehen gesorgt. Der Mann hatte sich für Coronatests ausgesprochen. Der Eigenname „Neuer Schmalkaldischer Bund“ spielt an auf den „Schmalkaldischen Bund“, in dem im 16. Jahrhundert evangelische Fürsten gegen den katholischen Kaiser aufbegehrten. Anführer Ralph Eckardt, Inhaber eines Wasserbaubetriebs und Musikproduzent, inszeniert den Widerstand als Revolte, unter anderem mit einem Videoclip.