(Amateur-)Boxen Erfolgreiches Ilmenauer Boxturnier

Ringpause: Ilmenaus Trainer Jens Langrock (links) und Frank Pollotzek in Aktion. Foto: Klaus-Ulrich Hubert

Das 7. Turnier des Boxclubs Fortuna Ilmenau um den Pokal der Stadt am Samstag in der Stollen-Halle hatte viele interessante Facetten – und längst nicht nur sportliche ...

 
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Na, wenn das kein erfolgreiches Wochenende war! Erst den Erzrivalen HSV im Zweitliga-Derby mit 3:0 auf die Bretter geschickt und dann tags darauf das gleiche noch mal beim Boxturnier in Ilmenau! Die kleine Delegation vom FC 1910 St. Pauli, zu dem auch eine ziemlich umfängliche Box-Abteilung gehört, konnte zufrieden sein angesichts von drei Siegen in drei Kämpfen – davon einer durch RSC. Da hatten sich die fünf Stunden (!) Fahrzeit bis in die Goethestadt zu diesem nunmehr 7. Turnier um den Pokal der Stadt, plus zwei Übernachtungen, doch gelohnt! Aber alte Liebe rostet eben nicht: Samuel Wiktor, jetzt als Trainer und Betreuer beim FC St. Pauli aktiv, hatte während seines Studiums an der TU Ilmenau beim BC Fortuna Ilmenau geboxt und war dort auch stellvertretender Vorsitzender gewesen. Da kommt man halt gern wieder, auch in nunmehr braun-weißer Montur.

Und apropos alte Liebe! Dass man bei einem Boxturnier einen Heiratsantrag miterlebt, das dürfte für die insgesamt 40 Kämpfer dieses Nachmittags samt ihres Anhangs aus vier Bundesländern (Thüringen, Bayern, Berlin, Hamburg) auch erst- und einmalig gewesen sein. Kein Wunder, dass der 61-jährige Kampfrichter Uwe Moye-Schmidt aus Molschleben bei Gotha fast noch mehr Beifall bekam als die besten Fighter des Abends, als er vom Boxring aus seine im Publikum sitzende Katharina ums Ja-Wort bat und es auch bekam – einschließlich eines Kusses an just jener Stelle, an der sonst gegenseitig die Fäuste in die Gesichter fliegen. Da sage bloß noch einer, Boxen sei einbrutaler Sport ...

Aber solche Geschichten machen ein solches Boxturnier erst richtig komplett! Rein sportlich lieferte dagegen der Ilmenauer Boxer Franz Friedrich die Story des Tages: Nach einem begeisternden Kampf der Junioren-Kategorie gegen den Erfurter Fadhil (Thüringer Löwen) wurde sein Kampfgeist, der besonders in der 3. Runde durchkam, mit einem einstimmigen Punktsieg belohnt – es war Friedrichs erster Sieg überhaupt im vierten Kampf. Selbst eine Ellbogenprellung konnte den Schüler vom Lindenberg-Gymnasium (10. Klasse) nicht stoppen. „Ich kannte meinen Gegner nicht, aber ich habe gesehen, dass er nicht immer konsequent in der Deckung war, das konnte ich dann ausnutzen“, kommentierte er seinen Fight. Ums Turnier verdient gemacht hatten er und die Familie sich aber auch noch anderweitig: Seine Mutter Dr. Sorina Friedrich war kurzfristig als Ringärztin eingesprungen.

Die anderen drei Ilmenauer Boxer dieses Nachmittags verloren leider ihre Kämpfe. Am dichtesten dran an einem Erfolg war Karl Zimmermann (Jahrgang 2009), der mit 1:2 Richterstimmen Timo Mattmüller aus Gunzenhausen (Mittelfranken) unterlag. Beide lieferten sich einen begeisternden Kampf mit vielen Treffern und verausgabten sich in der dritten Runde dermaßen, dass es nach dem Schlussgong bereits Beifall gab, noch bevor das (dann etwas überraschende) Urteil gesprochen wurde.

Mehran Mirzei (Jg. 2006) hatte dagegen mit dem St. Paulianer Alawoddin einen sehr starken, deutlich schnelleren und auch schlagintensiveren Gegner. Er schaffte es auch nicht, den Hamburger in dessen „Auszeit-Phasen“, die er sich durchaus gönnte, in Bedrängnis zu bringen. Auch Tommy Anh Duc Nguyen (Jg. 1997) verlor eindeutig nach Punkten gegen Marvin Thyroff vom späteren Pokalsieger ASC Nürnberg. Der TU-Angehörige begann auffällig verhalten, „weil ich bei meinem letzten Kampf, im September in Erfurt, zu forsch gestartet bin und mir am Ende die Luft gefehlt hatte“, wie er erklärte. Tatsächlich war er in den Runden zwei und drei der aktivere Boxer, der seinen Gegner in den Rückwärtsgang zwang. Aber seine Reichweitennachteile konnte er nicht wettmachen, sodass am Ende zu wenige Treffer auf den Kampfrichterzetteln standen. „Kämpferisch hat es bei allen gestimmt“, resümierte Jens Langrock, der Sportliche Leiter von Fortuna Ilmenau. „Aber in Sachen Kondition könnten und müssten sie alle noch zulegen. Aber die holt man sich halt nicht allein in der Trainingshalle. Sie könnten ihren Trainer bei seinen Waldläufen ruhig mal begleiten ...!“

20 Kämpfe ließen sich aus den abgegebenen Meldungen zusammenstellen – nicht so viele wie bei den Auflagen vor der dreijährigen Pause, und diesmal auch ohne einen Kampf zwischen Boxerinnen. „Aber dennoch: Ilmenau ist immer gut besetzt. Bei anderen Turnieren dieser Art hat man maximal zwölf Kämpfe“, schätzte Uwe Moye-Schmidt ein. Jens Langrock wiederum freute sich über die gute Resonanz trotz der beengten Hallenverhältnisse. „Wir hatten hundert Stühle gestellt, die waren alle besetzt, und viele Besucher haben an der Seite gestanden. Es war richtig, dass wir die Organisation allen Widrigkeiten zum Trotz durchgezogen haben.“

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