Albingshausen Bald ist es soweit: Historische Glocke kehrt heim

Jessica Helbig

Weil die Stadt endlich die Summe für die letzte von einem Hildburghäuser Glockengießer gegossene Glocke zusammengetragen hat, kann das historische Stück nun bald in seine Heimat zurückkehren.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Albingshausen - Zwei Jahre ist es her, dass die Stadt Hildburghausen zusammen mit Freies Wort einen Spendenaufruf gestartet hat, um das historische Kleinod von Albingshausen zurückkaufen zu können. Dort, in dem kleinen Dorf an der südlichen Landkreisgrenze, hängt die letzte Hildburghäuser Glocke im kleinen Turm des Gemeindehauses. Auf den damaligen Spendenaufruf hin waren zwar 2 500 Euro zusammengekommen. Doch weil rund 6 400 Euro benötigt werden, um dem kleinen Dorf im Unterland einen würdigen Ersatz zu bescheren und den Transport fachgerecht durchführen zu können, musste das Vorhaben weiter auf Eis liegen bleiben - bis jetzt. Denn mit drei großen Spenden kam wieder Bewegung in die Sache.

Die letzte Glocke von Hildburghausen...

...wurde nachweislich 1565 vom Hildburghäuser Glockengießer Christoph Heyder gegossen. Er ist wahrscheinlich der Sohn von Paul Heyder, der den gleichen Beruf ausübte und 1514 eine Glocke für das Rathaus in Hildburghausen angefertigt hatte. Sie ist jedoch den Glockeneinschmelzungen im Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen.

...ist eine Schlagglocke, hat also keinen Klöppel in der Mitte, der beim Hin- und Herschwingen gegen die Glockenwand schlägt, sondern wird von außen mit einem Hammer angeschlagen.

...hat einen Durchmesser von 51 Zentimetern und eine Höhe von 40 Zentimetern.

...wurde schon vor mehr als zwanzig Jahren im Albingshäuser Gemeindehaus identifiziert. Der inzwischen verstorbene Glockenforscher Werner Scholz aus Wasungen war bei Recherchearbeiten auf sie aufmerksam geworden.

3 500 Euro kamen dazu

Es war zur Stadtmarketingveranstaltung "Hildburghausen leuchtet", als sich Florian Kirner, Vorsitzender des Hildburghäuser Werberings, und Uwe Müller, Chef der Wohnungsgesellschaft Hildburghausen, darauf verständigten, dass sie die Glockenrückkehr unterstützen wollen. "Wir haben uns die Verantwortung gegenüber der Stadt bewusst gemacht und dann im Aufsichtsrat beschlossen, dass wir den übrigen, recht großen Teil beisteuern", erklärt Uwe Müller. 3 000 Euro spendet die Wohnungsgesellschaft, je 250 Euro kommen außerdem vom Hildburghäuser Werbering sowie noch einmal separat von dessen drittem Vorsitzenden Jens Müller. Damit ist das erforderliche Budget fast erbracht. Wie der noch fehlende Betrag aufgewendet werden soll, müsse man noch schauen, teilte Heldburgs Bürgermeister Christopher Other beim gemeinsamen Vororttermin mit.

Kein schwerer Abschied

Ginge es nach Michael Römhild, Leiter des Stadtmuseums, in dessen Bestände die historische Glocke aufgenommen werden soll, würde die Überführung schon morgen stattfinden. Ganz so schnell wird es aller Voraussicht nach dann aber doch nicht gehen. Auch wenn die für die Überführung notwendige Zustimmung der Denkmalschutzbehörde bereits vorliegt, müssen zunächst noch einige andere Vorkehrungen werden. Fest steht aber: Die Glocke wird noch in diesem Jahr ihren Heimweg antreten und dann auch schon für Interessierte ausgestellt werden. Mit einem offiziellen Begrüßungsakt soll sie in ihrer neuen alten Heimat willkommen geheißen werden.

Den Albingshäusern fällt der Abschied von der Hildburghäuser Glocke indes nicht allzu schwer. "Die Glocke soll für alle sichtbar sein", findet Ortsteilbürgermeister Detlef Pappe. Große Diskussionen um die Rückgabe habe es im Dorf nicht gegeben. Außerdem: "Albingshausen kriegt ja eine neue Glocke, die dann auch wieder läutet."

Die historische Glocke tut ihren Dienst nämlich schon seit rund 30 Jahren nicht mehr. Ein Riss, der durch falschen Gebrauch in früheren Zeiten verursacht wurde, ist der Grund dafür, dass sie seitdem nicht mehr geläutet wird. Im Zuge des Glockentauschs wird für Albingshausen darum eine neue Glocke angefertigt.

Damit das Dorf nach dem Abtransport der Hildburghäuser Glocke nicht allzu lange Zeit glockenlos bleibt, hat die Stadt Heldburg das neue Stück auch schon in Auftrag gegeben. Es wird gerade in Innsbruck gefertigt und soll in drei bis vier Monaten nach Albingshausen kommen. Die neue Glocke soll ebenfalls mit einem kleinen Festakt aufgehangen und eingeweiht werden - im Rahmen dessen, was dann möglich sein wird, sagte Detlef Pappe.

Neue Glocke mit Inschrift

Christopher Other verriet bereits: "Die neue Glocke wird auch ein paar Verzierungen und eine Inschrift haben, die auf den Ort verweist". Er glaubt, dass sich die Albingshäuser damit ohnehin besser identifizieren können als mit dem alten Exemplar, auf dem groß der Schriftzug "Hilpershausen" (eine alte Schreibweise für Hildburghausen) prangt.

Für die Hildburghäuser hat die historische Glocke einen kaum zu beziffernden Wert. "Wir bekommen ein wunderbares Stück Stadtgeschichte zurück", sagte Bürgermeister Tilo Kummer und dankte deshalb allen Spendern. Sehnsüchtig erwartet wird die Glocke bereits. Museumsleiter Michael Römhild berichtete, dass er regelmäßig danach gefragt werde, wann denn das gute Stück endlich zu besichtigen sei.

Wann und wie die Glocke von Hildburghausen nach Albingshausen gekommen ist, ist übrigens bis heute unklar. Es sei aber nicht selten gewesen, dass Glocken weitergegeben wurden, weiß Michael Römhild. Zur Reise der letzten in Hildburghausen gegossenen Glocke wolle er noch einmal im Archiv recherchieren.

Bilder