Aktionstag „Hospizarbeit ist eine Haltung“

Susann Eberlein
Die Koordinatoren und die Ehrenamtlichen des Ambulanten Hospiz-Zentrums der Region Bad Salzungen und Rhön arbeiten Hand in Hand: Mitarbeiterin Martina Sommer, Ehrenamtliche Heidi Strobel, FSJlerin Larissa Schmidtke sowie die Koordinatorinnen Heike Fritzsche und Johanna Weymar machen Werbung für das Benefizkonzert am Samstag. Foto: Susann Eberlein

Zum Welthospiztag am 8. Oktober plant das Ambulante Hospiz-Zentrum für Kinder, Jugendliche und Erwachsene einen Aktionstag inklusive Benefizkonzert in der Bad Salzunger Stadtkirche.

 
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Sie wollen dem Tod sein schlimmes Gesicht nehmen. Um das Sterben, den Tod und die Trauer in den Mittelpunkt zu rücken und auf die Arbeit aufmerksam zu machen, nimmt das Ambulante Hospiz-Zentrum für Kinder, Jugendliche und Erwachsene der Region Bad Salzungen und Rhön auch in diesem Jahr am Welthospiztag teil. Dafür ist am Samstag, 8. Oktober, um 17 Uhr ein Benefizkonzert in der Stadtkirche Bad Salzungen organisiert worden, bei dem die Stadtkapelle Geisa unter der Leitung von Stephan Nimmich spielt. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

Noch immer ein Tabuthema

„Der Tod wird in unserer Gesellschaft noch immer verdrängt. Viele Menschen beschäftigen sich erst dann damit, wenn sie oder ihr engeres Familienumfeld damit konfrontiert werden“, sagt Heike Fritzsche, Koordinatorin im Ambulanten Hospiz-Zentrum. Um das Tabu zu brechen, sei es beispielsweise ratsam, Kinder einzubeziehen – und ihnen zumindest die Wahl zu lassen, sich beispielsweise von den Verstorbenen verabschieden zu können, statt sie von dem Prozess auszuschließen.

Der Welthospiztag findet immer am zweiten Samstag im Oktober statt. Dieses Jahr steht er unter dem Motto „Hospiz kann mehr“. Vor dem Hintergrund anhaltender Debatten wolle der Aktionstag zeigen, was Hospizarbeit und Palliativversorgung alternativ zur derzeit intensiv diskutierten Suizidbeihilfe zu leisten vermögen.

Teil eines Pflegenetzwerks

In Bad Salzungen wird das Motto seit über 15 Jahren – der Dienst ist 2006 ins Leben gerufen worden und seitdem stetig gewachsen – gelebt. „Wir wissen, dass die Menschen große Angst davor haben, unter quälenden Symptomen zu leiden. Mit einem guten Pflegenetzwerk, wozu die Hospizarbeit gehört, können wir dem entgegenwirken. Wer keine Schmerzen hat, möchte sich nicht selbst aus dem Leben bringen“, betont Heike Fritzsche. Das Hospiz-Zentrum helfe nicht beim Sterben, sondern beim Leben bis zum Schluss – im engen Schulterschluss mit den Ärzten und anderen Netzwerkpartnern. „Hospizarbeit ist eine Haltung. Wir können den Tod zwar nicht aufhalten, aber wir können für die Menschen da sein und ein Stück des Weges mitgehen“, sagt sie.

Der Aktionstag sei nach wie vor wichtig – auch wenn über den Dienst allein wegen der rund 250 von Einzelpersonen, Firmen, Institutionen und Vereinen gesammelten Spenden pro Jahr regelmäßig berichtet wird. „Obwohl wir mittlerweile gut bekannt sind, treffen wir immer wieder auf Familien, die ganz erstaunt sind, dass es uns gibt“, sagt Heike Fritzsche. Mit fünf weiteren Koordinatoren und 120 Ehrenamtlichen, darunter 25 Familienbegleitern, betreut sie Kinder und Jugendliche mit lebensverkürzenden Krankheiten und schwerkranke wie sterbende Erwachsene, aber auch deren Angehörige in der Phase des Abschiednehmens und der Trauer. „Das können ganz praktische Tipps wie eine Beratung zum Pflegegrad sein, ist aber häufig das Halten einer Hand oder das offene Ohr. Oder man sitzt einfach nur am Bett und schweigt. Das ist die Königsdisziplin“, erklärt sie.

Ehrenamtliche verschenken Zeit

Antworten auf Schicksalsschläge habe auch sie nicht. „Aber ich kann da sein. Und zwar auch dann noch, wenn Familienmitglieder und Freunde es nicht mehr hören können, wenn sich für sie die Zeit weiterdreht“, sagt die Koordinatorin. Wichtig ist ihr, zu betonen, dass die Hilfe des Hospiz-Zentrums Angebote sind, die auch ausgeschlagen werden können: „Wir verstehen uns nicht als die, die alles besser wissen. Welches Angebot angenommen wird und welches nicht, ist ganz allein die Entscheidung des Menschen, den wir begleiten.“

Die Ehrenamtlichen seien die Diamanten des Hospiz-Zentrums. „Sie verschenken die Zeit, die heutzutage immer kostbarer wird“, sagt Heike Fritzsche. Interessierte können sich jederzeit melden. Derzeit läuft ein Ehrenamtskurs; der nächste ist für 2023 geplant.

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