Aktion des Ortsteilrates Mittelsdorf Funkturm und ein schwimmender Bussard

Drei der Mäusebussard-Retter in Mittelsdorf, links Karl-Friedrich Abe. Foto:  

Das Dorf ist mehrheitlich gegen den Bau eines Mobilfunkturmes am Hemschenberg. Doch das war nur eines der Gesprächsthemen am Wochenende in Mittelsdorf – auch ein geretteter Mäusebussard sorgte für Aufmerksamkeit.

 
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Mittelsdorf - Der Ortsteilrat von Mittelsdorf hatte bei einer Einwohnerversammlung jüngst gemeinsam mit den Bürgern überlegt, was man gegen den von Vodafone beabsichtigten Bau eines Funkmastes tun könne (wir berichteten). Dazu gehörte auch, dass der Ortsteilrat zunächst die Meinung aller Bewohner des Dorfes einholt – in der Versammlung waren rund 30 zugegen, aber es gibt schließlich noch mehr. Rund 200 Wahlberechtigte zählt man in Mittelsdorf. Fast alle wurden nun am Wochenende bei einer Unterschriftensammlung um ihre Meinung gebeten. Vize-Ortsteilbürgermeister Roberto Fischer und Michael Roth waren an zwei Abenden und einem Vormittag unterwegs und haben versucht, mit jedem Einwohner das Gespräch zu finden. Das Ergebnis der insgesamt neun Stunden: „180 Mittelsdorfer sind gegen den Bau am Hemschenberg“, fasst Ortsteilrat und Stadtratsmitglied Michael Roth zusammen. Er nennt auch die Gründe, weshalb die Mittelsdorfer den Mast überm Wasserbassin nicht wollen: Es ist durch das D1-Netz genug Handy-Empfang vorhanden. Es gibt gesundheitliche Bedenken wegen hoher Strahlung bei 5G, gerade für die Kinder. Das Netz habe eine viel höhere Frequenz als die alten Standards, aber eine geringere Reichweite, dafür braucht man viel mehr Sendemasten. Der für Mittelsdorf geplante sei nicht der richtige Standort, so nah am Dorf und am Ortseingang. Er verschandele die Ortsansicht. Auch wird befürchtet, das Quellgebiet geht verloren. Bereits vergangenes Jahr gab es eine Wasserknappheit - und es habe es sich gezeigt, dass die Quellen noch gebraucht werden. Befürchtet wird auch eine Wertminderung der Anlieger-Grundstücke. Was die Befrager zudem hörten: „Wir liegen mitten im Biosphärenreservat, das erweiterte Funknetz kann für Natur und Mensch nicht gut sein.“

20 Mittelsdorfer wurden nicht angetroffen oder haben sich der Meinung enthalten. Auch dafür gab es Gründe: „Ich bin unentschlossen, ich kann das nicht beurteilen, ich habe mich nicht damit beschäftigt.“ Ein Mittelsdorfer stimmte für den Bau. Er nannte als Grund, dass mit G5 das von ihm gewünschte autonome Fahren ermöglicht wird.

Zweimal durch die Lotte

Bei dem Dorfrundgang zur Befragung der Bürger machten Roberto Fischer und Michael Roth dann noch eine Entdeckung, die am Ende zur Rettung eines Mäusebussards führte. Der kleine Jakob Scholl war mit seinem Vater Alexander zum Spaziergang unterwegs und beide hatten im Lottegrund einen Vogel gesichtet, der nicht weiter fliegen konnte. Zum einen war die Überraschung groß, denn es war zu sehen, dass Mäusebussarde schwimmen können. Der Vogel hat zweimal die Lotte überquert, nicht im Flug, sondern mittendurch schwimmend. Ihm zu helfen, musste Rat her. Michael Roth rief Karl-Friedrich Abe an, den ehemaligen Leiter des Thüringer Biosphärenreservats. Der Kaltensundheimer kam schnell vorbei und fing mit der Hilfe aller den Bussard. „Vielen Dank an ihn, dass er als Vogelexperte sofort zur Stelle war“, so Roth. Am Montag dann wurde der Vogel von einem Mitarbeiter der Reservatsverwaltung Zella zur Vogelschutzwarte Seebach gebracht. Was ihm fehlte, wird sich dort herausstellen. Karl-Friedrich Abe hatte keine äußerlichen Verletzungen, auch keinen gebrochenen Flügel, feststellen können. „Mäusebussarde sind typische Greifvögel der Region und bleiben im Unterschied etwa zum Roten Milan auch über den Winter hier“, erklärte der Naturfreund. mr/fr

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