Der letzte Moment, an den sich Kiam Jegwa erinnern kann, ist, wie eine Flut von Wasser in sein Haus in Blantyre eindrang. Als nächstes sei er im Zentralkrankenhaus der Stadt aufgewacht. "Ich kann mich an nichts erinnern. Ich hoffe, meine Familie findet mich bald", sagte der 37-Jährige. Im Nebenzimmer sitzt die 25-jährige Jamia am Bett ihrer vierjährigen Tochter. Die beiden sind obdachlos, seitdem das Dach ihres Hauses einstürzte und ein fallender Dachbalken das Bein des Kindes verletzte. Wie viele Betroffene werden Jamia, die ihren Nachnamen nicht nennen will, und ihre Tochter zunächst in einer Schule oder Kirche Unterschlupf finden müssen.
Tote auch in anderen Ländern im Südosten Afrikas
Zyklon "Freddy" hat seit vergangenem Freitag zum zweiten Mal innerhalb eines Monats im Südosten Afrikas eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Im benachbarten Mosambik starben nach Angaben von Präsident Filipe Nyusi mindestens 67 Menschen. Die Zahl könne sich demnach verdoppeln, da viele betroffene Gebiete noch nicht zugänglich seien. Auch im Inselstaat Madagaskar gab es mindestens 17 Tote.
Behörden in Malawi und Mosambik ermittelten am Donnerstag noch immer das genaue Ausmaß der Schäden, hieß es. "Die Situation ist extrem schlimm. Viele Menschen sind verwundet, vermisst oder tot. Die Zahlen werden in den kommenden Tagen zunehmen", sagte Guilherme Botelho, Leiter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in Blantyre. Erschwerend hinzu komme ein verheerender Cholera-Ausbruch, der im Vorjahr von Tropensturm "Ana" ausgelöst worden war und inzwischen elf Länder im Südosten Afrika betreffe, so Bothelho.
"Freddy" hatte am 21. Februar erstmals Land erreicht - und zwar in Madagaskar. Von dort zog der Sturm weiter nach Mosambik und anschließend zurück über den Indischen Ozean. Am 11. März erreichte "Freddy" zum zweiten Mal Mosambik sowie auch Malawi.
Der seit mehr als einem Monat wütende Sturm dürfte nach Angaben der Weltwetterorganisation (WMO) der langanhaltendste Zyklon seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sein. "Freddy" wurde am 6. Februar zum Zyklon erklärt. Der Süden Afrikas befindet sich derzeit in der Zyklon-Saison, die bis März oder April Regen und schwere Stürme mit sich bringen kann.