Frauen und Mütter "der Schlüssel zur Umgestaltung des Landes"
Besonders von Vertreibung betroffen sind Frauen und Kinder, die oft Opfer sexueller Gewalt werden. Dabei seien just die Frauen und Mütter "der Schlüssel zur Umgestaltung des Landes", sagte Franziskus. Schon beim ersten Teil seiner Afrika-Reise in der Demokratischen Republik Kongo hatte der Pontifex für ein Ende der Gewalt an Frauen gebetet und teils erschütternde Berichte von Gewaltopfern gehört.
Auf dem Rückflug nach Rom appellierte Franziskus, den illegalen Waffenhandel einzudämmen, um so eine Voraussetzung für Frieden zu schaffen. Sowohl im Kongo als auch im Südsudan sind extrem viele Waffen im Umlauf - manche Bauern oder Hirten sind statt mit Stöcken mit Maschinengewehren unterwegs. "Der Waffenhandel ist heute die größte Pest auf dieser Welt. Es ist die Pest", schimpfte Franziskus.
Die Begeisterung für den ersten Besuch eines Papstes war groß im jüngsten Land der Erde. Immer wieder empfingen die Gläubigen in Juba den hohen Gast mit ihrem typischen Freudengeschrei und Gesängen. Es kamen rund 100.000 Menschen zu einer öffentlichen Messe.
Franziskus weiß, dass es ein weiter Weg ist für den Südsudan hin in eine Zukunft ohne Kämpfe und Gewalt. Erst am Donnerstag waren bei einem Angriff auf ein Dorf mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen, darunter vier ehrenamtliche Mitarbeiter des Roten Kreuzes. Das Land gehört zu den gefährlichsten Regionen für humanitäre Helfer weltweit.
"Ehrliche Verpflichtung zum Frieden alternativlos"
Was sich der Papst von der Politik erwartet, hatte er den Anführern schon gleich nach seiner Landung mitgeteilt. "Damit dieses Land nicht zu einem Friedhof verkommt", seien ein Ende der Kämpfe und eine ehrliche Verpflichtung zum Frieden alternativlos. "Die künftigen Generationen werden die Erinnerung an eure Namen auf der Grundlage dessen, was ihr jetzt tut, ehren oder auslöschen", sagte Franziskus zu Präsident Kiir und dessen Vizepräsidenten, die einst verfeindet waren und sich nun in einer fragilen Allianz befinden.
Bei den teils sehr gläubigen Politikern könnte das Wort des Papstes Gewicht haben. Kiir verordnete prompt, 71 Gefangene zu begnadigen - rund die Hälfte der Inhaftierten war zum Tode verurteilt worden. Ein entsprechendes Dekret wurde im staatseigenen TV-Sender verlesen.
Zudem kündigte Kiir an, die sogenannten Rom-Gespräche wieder aufnehmen zu wollen, bei denen weitere Rebellengruppen in den Friedensprozess eingebunden werden. Die katholische Gemeinschaft von Sant'Egidio als Vermittler hofft, schon Ende Februar oder im März die nächste Verhandlungsrunde inklusive fünf neuer Gruppen in Rom zusammenzubekommen. Sollten diese das Friedensdokument unterzeichnen, könnte dies die Gewalt in dem Land deutlich verringern, sagte Tobias Müller von Sant'Egidio der Deutschen Presse-Agentur in Juba.