Stadt Suhl interveniert Gegen Wegfall der Schrittmacher-Sprechstunde

Die Stadt Suhl will sich bei der Kassenärztlichen Vereinigung für den Erhalt der Herzschrittmachersprechstunden am Klinikum Suhl stark machen.

 
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Ein Herzschrittmacher wie er Patienten implantiert wird, bei denen das Herz zu langsam schlägt. Foto: picture alliance/M. Gambarini

Die Empörung und das Unverständnis über die Ankündigung der Kassenärztlichen vereinigung Thüringen, bereits ab Oktober die Herzschrittmacher-Sprechstunde von Medizinerin Daisy Reckel im SRH Zentralklinikum Suhl ersatzlos entfallen zu lassen, sind nicht nur bei vielen Patienten und Suhler Bürgern groß. Jetzt hat auch der Stadtrat dazu Position bezogen und ganz klar zum Ausdruck gebracht, dass die Stadt diese Entscheidung nicht unwidersprochen hinnehmen wird.

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Dies auf Initiative der Fraktion Freie Wähler/Grüne, die dazu zur Stadtratssitzung am vergangenen Mittwoch einen entsprechenden Antrag einbrachte, der fraktionsübergreifende Zustimmung erfuhr. Vizefraktionschef Bernhard Hofmeier, der in Suhl selbst als Allgemeinmediziner praktiziert, forderte die Stadt auf, alles dafür zu tun, damit die Herzschrittmachersprechstunde wie bisher vor Ort abgehalten werden könne. „Unter den Patientinnen und Patienten sind oftmals wenig mobile, ältere Menschen. Auf sie würden bei Wegfall der Sprechstunde bei der ausgewiesenen Expertin im Klinikum lange Wege und eine intensive Suche nach nötigen Anschlussterminen bei den wenigen Kardiologinnen und Kardiologen der Region zukommen“, begründete Hofmeier. Das dürfe man als Kommune so nicht hinnehmen.

Bevölkerungsdichte berücksichtigen

Das Vorgehen der KVT sorge auch unter den niedergelassenen Ärzten der Region für Unverständnis, berichtete er. Schließlich habe sich auch die Suhler Regionalstelle der KVT für eine Fortführung der Schrittmacher-Sprechstunde von Daisy Reckel im Klinikum ausgesprochen und sogar Widerspruch gegen die nicht erteilte Zustimmung zur weiteren Ermächtigung eingelegt. Dies auch im Wissen, dass es im Raum Suhl/Zella-Mehlis ohnehin schwierig sei, einen Termin bei dem einzig niedergelassenen Kardiologen zu bekommen.

Die Kassenärztliche Vereinigung dürfe sich bei Entscheidungen wie dieser nicht durch das Votum ortsferner Regionalstellen leiten lassen, sondern müsse die Bevölkerungsdichte berücksichtigen. Suhl und das unmittelbnar benachbarte Zella-Mehlis seien mit knapp 50 000 Einwohnern das am dichtesten besiedelte Stadtgebiet in Südthüringen.

„Müßige“ Debatten mit der KV

Lars Jähne (CDU), sicherte dem Antrag die volle Unterstützung der CDU-Fraktion zu. Der Vorsitzende des Sozialausschusses erinnerte an ähnliche „müßige“ Debatten mit der KV, etwa zu den Augenärzten oder zu Radiologen. Auch da habe die KV entsprechend ihrem Bedarfsplan und nicht entsprechend der Gegebenheiten vor Ort entschieden. Jähne sicherte zu, im Sozialausschuss die Thematik der ärztlichen Versorgung bis Jahresende erneut in den Fokus zu nehmen.

Ungeteilte Zustimmung erfuhr Antrag auch von den anderen Fraktionen, wie Philipp Weltzien für die Linke, Karin Müller für die SPD und Bernhard Meinunger für die AfD deutlich machten.

Damit ist Oberbürgermeister André Knapp nun beauftragt, sich mit Nachdruck bei der KV Thüringen für den Erhalt der ambulanten kardiologischen Versorgung am Klinikum und insbesondere die Schrittmacher- und Defibrillatoren-Sprechstunde von Daisy Reckel einzusetzen. Der Beschluss des Suhler Stadtrates soll über die KV an deren Regionalstellen Meiningen und Schmalkalden weitergeleitet werden, verbunden mit der Aufforderung, nachvollziehbar darzustellen, wie sie die Versorgung von 1200 Patientinnen und Patienten pro Jahr dauerhaft sicherstellen wollen.