Achtung Beuteltier Das Känguru vom Steinachtal

Madlen Pfeifer
Ein Beuteltier wie dieses springt zwischen Steinach und Blechhammer seit Wochen umher. Foto: dpa/Philipp Schulze

Überregional sorgt ein Miniatur-Känguru spätestens seit Montag für Aufsehen, als es einen Verkehrsunfall verursachte. Das Tier gehört Privatleuten in Steinach, denen es wohl vor etwa einem Monat entlaufen ist.

 
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Er heißt Chipsi, ist ein Wallaby und seit einigen Wochen im Bereich Steinach und Blechhammer unterwegs. Zuletzt hat das Miniatur-Känguru am Montag, 24. Oktober, wie berichtet, auf der Landstraße zwischen den beiden Orten im Kreis Sonneberg für einen Auffahrunfall gesorgt, bei dem drei Menschen leicht verletzt wurden.

Über Name und Gattung des Tieres haben dessen Besitzer am 1. Oktober in einem Beitrag auf Facebook informiert. „Er versucht nach Hause zu finden, aber das erfolglos“, schreibt die Frau aus Steinach in der Nachricht, gefolgt von dem Aufruf: „Bei Sichtung bitte meldet euch bei uns.“ Nachdem der Ausreißer zu diesem Zeitpunkt zuletzt beim alten Schuttplatz „die Höll hoch“ gesehen wurde, informiert die Besitzerin drei Tage später in dem sozialen Netzwerk, dass man ihn auf dem Kirschberg gesichtet habe. „Chipsi ist verängstigt und dementsprechend sehr scheu“, heißt es weiter. Und erneut die Bitte: „Meldet euch, wenn ihr etwas hört oder seht.“ Inklusive Telefonnummern.

Am 13. Oktober vermeldet ein Radiosender, dass ein Känguru im Landkreis Sonneberg, wieder zwischen Steinach und Blechhammer, unterwegs ist. Es ist und bleibt wohl nicht die letzte Sichtung dieser Art. Vermehrt würden seither Hörer via Telefon oder über die Facebookseite über ein frei laufendes Beuteltier informieren, liest man im Internetauftritt des Senders.

Folgen für den Halter

Derweil macht vor allem die Meldung von vergangenem Montag, dass ein Känguru in Steinach in Südthüringen einen Unfall verursacht hat, die Runde in jeglichen, auch überregionalen Medien. Für die Sonneberger Polizei war das im Zusammenhang mit dem Känguru wohl der Einsatz mit den bisher schwerwiegendsten Folgen. Generell benennt Mario Schneider, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion in der Bismarckstraße, das Aufkommen in der Dienststelle wegen des Tieres als „mäßig“. Zwar komme es deshalb, wie er auf Nachfrage sagt, schon ab und an zu dem ein oder anderen Einsatz, aber es sei nicht so, „dass wir ständig wegen des Kängurus unter Strom stehen“.

Mit Blick auf den Unfall vom Montag stellt sich die Frage, mit welchen Folgen der Halter des Tieres zu rechnen hat. „Das entzieht sich unserer Kenntnis“, so Schneider. Er verweist aus Sicht der Polizei darauf, dass der Besitzer als Verantwortlicher für den Unfall geführt werde und das ein Fahrlässigkeitsverstoß vorliege wegen nicht artgerechter Haltung hinsichtlich der Tatsache, dass das Tier nicht vorschriftsgemäß untergebracht beziehungsweise gesichert war und deshalb ausbüxen konnte. Derlei Ordnungswidrigkeiten zu verfolgen, sei jedoch generell Aufgabe des Ordnungsamtes der jeweiligen Stadt – in dem Fall der Stadt Steinach.

Man habe den Unfall aufgenommen und ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, erklärt der Vize-PI-Chef. Ob und welche Strafe für den Besitzer zu erwarten ist, habe dann die Staatsanwaltschaft zu entscheiden. Gleiches gelte mit Blick auf die haftungstechnischen Folgen, die die Versicherung zu klären habe.

Kein unbekanntes Ereignis im Landkreis

Die Besitzer selbst möchten sich gegenüber der Zeitung nicht zu dem Vorfall und auch generell nicht zu ihren Tieren äußern. Sie bitten um Verständnis, derzeit keine Nachfragen beantworten zu wollen.

Während die Unfallmeldung vom Montag und die Information über ein frei laufendes Känguru überregional für Aufsehen sorgte, ist zumindest Letzteres im Kreis Sonneberg kein ganz unbekanntes Ereignis. Neu ist diesmal nur, dass es sich dabei nicht um ein Känguru aus dem Tiergarten in Neufang, sondern eben um eines aus Privathaltung handelt. Wie bekannt sein dürfte, ist es nicht das erste Mal, dass Beuteltiere in der Kreisstadt umherhüpfen. Zuletzt im Frühjahr dieses Jahres, als Mitte Februar ein Sturm über Mitteldeutschland zog und in der Folge Zäune in dem Park demoliert wurden, büxten – wie berichtet – drei Tiere aus. Alle konnten letztlich wieder eingefangen werden. Auch 2020 schaffte es ein entlaufenes Känguru aus der Sonneberger Einrichtung schon einmal, mediales Interesse auf sich zu ziehen, als es sich im Garten einer Neufangerin zwischen Erdbeerbeet und im Pool gut gehen ließ.

Wie im Fall der Neufanger Tiere, die sich auf ihrer Erkundungstour und der Suche nach dem Weg „nach Hause“ stets in dessen näheren Umfeld aufhielten, steht das auch bei dem Steinacher Artgenossen zu vermuten. Die vermehrten Sichtungen zwischen Steinach und Blechhammer lassen ebenso darauf schließen. Allen Verkehrsteilnehmern sei folglich angeraten, in dem Bereich besonders achtsam unterwegs zu sein.

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